27 Schläge bei einem Matchball Timo Boll steht im EM-Finale
21.10.2012, 14:48 Uhr
Würde EM und Olympia gerne tauschen: Timo Boll.
(Foto: dpa)
Rekord-Champion Timo Boll steht nach dem Sieg über seinen "Angstgegner" Adrian Crisan im Endspiel der Tischtennis-EM im dänischen Herning und greift nach seinem sechsten Einzel-Titel. Boll revanchierte sich mit 4:1 (10:12, 11:7, 11:6, 11:5, 12:10) für die Niederlage gegen den Rumänen im Achtelfinale der Olympischen Spiele in London. "Ich fühle schon Genugtuung", sagte Boll, der allerdings zugab: "Es ist irgendwie bitter, dass ich diese Leistung nicht in London abrufen konnte. Auch wenn die EM ein wichtiges Turnier ist, hätte ich gerne getauscht."
Im Finale trifft der 31-Jährige vom Bundesligisten Borussia Düsseldorf am Nachmittag auf den Kroaten Ruiwu Tan, der seinen Lauf gegen deutsche Spieler fortsetzte. Nach den Siegen gegen Qualifikant Patrick Franziska (Fulda-Maberzell) und den Olympiadritten Dimitrij Ovtcharov (Orenburg/Russland) schaltete Tan auch den deutschen Meister Bastian Steger (Saarbrücken) aus.
4:1 (11:6, 8:11, 11:2, 15:13, 11:6) gewann der gebürtige Chinese und verhinderte damit das dritte deutsche EM-Finale in Folge. In den vergangenen beiden Jahren hatte Boll den Titel gegen seinen Vereinskollegen Patrick Baum gewonnen. Der 31-jährige Steger beschwerte sich erfolglos über die vermeintlich verdeckten Aufschläge seines Kontrahenten und muss sich nun mit Bronze trösten - der ersten EM-Einzelmedaille seiner Karriere.
Timo Boll brauchte gegen Crisan beinahe einen Satz Anlauf, ehe er seinen Widersacher unter Kontrolle gebracht hatte. Anders als in London dominierte Boll die Auf- und Rückschlagsituation und zwang Crisan, der in der Bundesliga für Werder Bremen antritt, sein Angriffsspiel auf. Bundestrainer Jörg Roßkopf lehnte sich entspannt zurück, zu souverän agierte sein Schützling am Tisch.
Spektakulärer Ballwechsel
"Manchmal ist es gut, dass in den frühen Runden Gegenwehr kommt", kommentierte Rekord-Europameister Boll seine Samstag-Auftritte. Gegen den Polen Daniel Gorak (4:2) und gegen den Kroaten Andrej Gacina (4:1) fielen dem 31 Jahre alten Linkshänder die Erfolge nicht in den Schoß. Der spektakuläre letzte Ballwechsel zum 11:8 im fünften Satz gegen den Grenzauer Bundesligaspieler Gacina riss die rund 1500 Fans förmlich von den Sitzen.
"Unfassbar, was der noch alles rausgeholt hat", lobte Boll den Bundesligaspieler aus Grenzau, der, vom Rekord-Europameister hin- und her gehetzt, auch die unmöglichsten Bälle zurückbrachte. Ein Abtropfer hinter das Netz beendete letztlich unter Standing Ovations einen Ballwechsel, der auch das Zeug zu einem You Tube-Hit hat.
Quelle: ntv.de, dpa