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Möge der Beste gewinnen Tournee-Premiere für Windregel

Fairer wird es durch das neue Wertungssystem ganz sicher zugehen. Übersichtlicher definitv nicht.

Fairer wird es durch das neue Wertungssystem ganz sicher zugehen. Übersichtlicher definitv nicht.

(Foto: dpa)

Sven Hannawald bangt um seinen Rekord, zahlreiche Aktive klagen, die Fans verlieren den Überblick: Die neue Wind- und Anlaufregel sorgt im Skispringen für Unruhe. Doch die positiven Stimmen überwiegen, sie hoffen: "Für uns ist das ein Schritt in Richtung mehr Fairness."

Martin Schmitt & Co. freuen sich auf die Premiere der Windregel bei der Vierschanzentournee, Sven Hannawald sieht dagegen seinen "Rekord für die Ewigkeit" gefährdet. Erstmals in der 58-jährigen Geschichte der Traditionsveranstaltung geben im Kampf um den Gesamtsieg nicht nur weite und stilvolle Sprünge den Ausschlag, sondern auch Bonuspunkte für die Windbedingungen. "Ich glaube, das neue Wertungssystem ist für die Sportler und Trainer ein Segen. Für den sportlichen Wert ist es eine starke Verbesserung", sagte Bundestrainer Werner Schuster vor dem Auftaktspringen in Oberstdorf.

Die Athleten sind mehrheitlich ebenfalls begeistert. "Für uns ist das ein Schritt in Richtung mehr Fairness. Die Unterschiede in den Ergebnislisten sind nicht mehr so gravierend wie früher", lobte Schmitt die zu Saisonbeginn für alle Wettbewerbe eingeführte Regel. Und Titelverteidiger Andreas Kofler aus Österreich meinte: "Die Windregel finde ich sehr gut. Sie kommt demjenigen zugute, der super trainiert hat. Es läuft darauf hinaus, dass der Beste gewinnt, auch wenn sie noch nicht ausgereift ist."

Werner Schuster fürchtet bei den Zuschauern erhebliche Verständnisprobleme.

Werner Schuster fürchtet bei den Zuschauern erhebliche Verständnisprobleme.

(Foto: dpa)

Koflers Teamkollege Gregor Schlierenzauer, der Überflieger der letzten Jahre, klagt hingegen: "Um das zu verstehen, braucht man einen Doktor-Titel." Schuster sieht vor allem die Transparenz für die Zuschauer im Stadion nicht gewährleistet. "Ich habe ja oben einen Monitor und ein gewisses Verständnis. Für die Fernsehzuschauer ist es sicher auch ganz gut zu verfolgen. Aber ich mache mir ein wenig Sorgen um das Live-Erlebnis. Die Fans müssen entscheiden, ob es überhaupt noch Wert hat, ins Stadion zu gehen. Denn das mitfiebern, wenn der jetzt so weit springt, dann hat er gewonnen - das fällt manchmal weg", sagte der Bundestrainer.

Keine virtuelle Linie

Zumal der Einsatz der geplanten virtuellen Linie, die quer über den Auslauf im Stadion anzeigen sollte, wie weit ein Athlet für die Führung springen muss, geplatzt ist. "Dadurch würde der Schnee schmelzen", begründete Tournee-Pressesprecher Ingo Jensen die Abkehr von diesem visuellen Hilfsmittel. Stattdessen soll auf einer LED-Bande ein 50 Zentimeter breites Zeichen als Orientierung eingeblendet werden. "Ich bin mal gespannt, ob das für uns auch sichtbar ist", frotzelte Tournee-Favorit Thomas Morgenstern aus Österreich.

Ganz andere Sorgen macht sich der bislang einzige Springer, der bei der Tournee alle vier Wettbewerbe gewinnen konnte. "Es wird mehr Seriensieger geben, wenn der Wind rausberechnet wird. Dadurch wird es leichter, das zu schaffen", fürchtet Sven Hannawald. Er zittert daher um die Einmaligkeit seines Triumphes von 2001/02: "Ich hoffe, das es noch lange dauert, bis der Zweite kommt, der das schafft. Der Bestand meines Rekordes ist mir schon noch wichtig."

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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