Volkanovski bleibt Maß der Dinge Zwei Überraschungen sorgen bei UFC 290 für Aufsehen
09.07.2023, 08:14 Uhr
Alexander Volkanovski (r.) zeigte bei UFC 290 nicht nur seine Ringer-Qualitäten.
(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)
Zwei Titel stehen bei UFC 290 auf dem Spiel. Während sich die Fliegengewichte eine Schlacht liefern, präsentiert Federgewicht-König Alex Volkanovski erneut eine taktische Meisterleistung. Die größte Überraschung gelingt einem aufstrebenden Kämpfer aus Südafrika.
Alexander Volkanovski hat seine Regentschaft als Federgewichtschampion mit einem Statement in Las Vegas bei UFC 290 fortgesetzt. Der Australier dominierte Yair Rodriguez vor allem am Boden und verdiente sich schließlich das Finish in der dritten Runde des Kampfes. Zwei der drei wichtigsten Paarungen in der T-Mobile-Arena nahmen dagegen einen unerwarteten Ausgang.
Im Hauptkampf des Abends passierte in den ersten 90 Sekunden gefühlt nichts, sowohl Rodriguez als auch Volkanovski fintierten Angriffe, der Australier wechselte fast mit jedem Schritt die Auslage, um seinem Gegner keine Angriffsfläche für dessen gefährliche Kicks zu geben. Einen der Tritte fing der Australier schließlich ab und landete dadurch einen Takedown. Am Boden behielt der Champion die Kontrolle, bearbeitete Körper und Kopf mit Schlägen, aber ohne großen Schaden anzurichten. Ein Ellbogen von Rodriguez dagegen verpasste Volkanovski einen kleinen Cut unter dem linken Auge.
Die Dominanz am Boden spielte der Champion auch in Runde zwei aus. Nach ein paar wilden Kicks des Mexikaners fand sich dieser im Griff Volkanovskis wieder, der ihn zu Boden rang. Im Ground-and-Pound landete der Australier deutlich mehr Treffer als noch in der Runde zuvor, Rodriguez fand vier Minuten lang keinen Ausweg aus einem Hagel an Ellbogenschlägen.
In Runde drei gelang es dem Herausforderer dann, die Distanz zu wahren und ein breites Arsenal seiner Kicks ins Ziel zu bringen. Zum Standbein, zum Körper und zum Kopf - Rodriguez landete gute Treffer und brachte Volkanovski mehrfach in Bedrängnis. Als dieser in den Clinch gehen wollte, rammte er dem Mexikaner den Kopf an den Unterkiefer. Die anschließende Pause unterbrach offenbar den Rhythmus des in Fahrt gekommenen Herausforderers. Als Rodriguez erneut zu einer Kombination ansetzen wollte, landete der Champion einen harten rechten Haken, der den Mexikaner anklingelte. Volkanovski setzte nach und hebelte seinen Gegner aus, warf ihn zu Boden. Im Ground-and-Pound beendete ein Schlaghagel den Kampf - der Australier behält den Titel.
Mit dem Sieg gegen Rodriguez hat der 34-Jährige so ziemlich jede Herausforderung in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm mit Bravour gemeistert. Was für ihn als Nächstes ansteht, ließ er im Interview nach dem Kampf offen: "Es gibt einige Optionen. Ich brauche zunächst eine OP am Arm. Aber ich will dieses Jahr noch einmal kämpfen. Er wolle weiter den Gürtel im Leichtgewicht gewinnen, aber könne sich auch ein Duell mit dem aufstrebenden georgischen Fighter Ilia Topuria vorstellen.
Käfigschlacht der Fliegengewichte
Im zweiten Titelkampf des Abends kam es zu einer Neuauflage. Der amtierende Fliegengewicht-Champion (bis 57 Kilogramm) Brandon Moreno stand dem Brasilianer Alexandre Pantoja bereits vor rund fünf Jahren gegenüber - damals allerdings nur drei statt der nun für diesen Abend angesetzten fünf Runden. Der Mexikaner Moreno musste sich damals seinem Gegenüber geschlagen geben.
Gleich zu Rundenauftakt ging der Brasilianer in den Clinch und drängte Moreno an den Käfigrand. Der Mexikaner befreite sich mit einer sauberen Schlagkombination. Mit den schnelleren Fäusten versuchte der Champion den Herausforderer auf Distanz zu halten. Ein sauberer linker Haken beförderte Moreno jedoch Mitte der Runde zu Boden, Pantoja setzte nach, traf mit einem Ellbogen die Augenbraue seines Gegners und sorgte für einen blutigen Cut.
In Runde zwei wirkte Moreno frischer und konnte seinen Jab immer wieder ins Ziel bringen. Der Brasilianer kam mit seinen Power-Punches deutlich seltener durch. Gegen die vielen schnellen Kombinationen musste Pantoja allzu oft in die Doppeldeckung gehen, daher verlagerte der 33-Jährige das Geschehen in der dritten Runde auf den Boden. Im Clinch rang er Moreno zu Boden und versuchte über mehrere Minuten einen Würgegriff anzusetzen. Der Champion befreite sich und es ging wieder in den Stand. Beide Kontrahenten landeten erneut Kombinationen und gingen sichtlich gezeichnet in die für Titelkämpfe bestimmten Runden vier und fünf.
In der vierten Runde entwickelte sich das Käfigduell zur Schlacht. Beide teilten aus und kassierten harte Treffer. Pantoja wusste Moreno erneut zu Boden zu ringen, die Kontrolle konnte er aber nicht lange halten. Was der Herausforderer am Boden bei den Punktrichtern gutmachen konnte, glich Moreno mit den saubereren Treffern im Striking aus. Das unheimlich enge Duell ging in die letzte Runde. Beide Fighter landeten in den ersten Minuten die exakt gleiche Anzahl an signifikanten Treffern, ehe Pantoja wieder zum Takedown ansetzte und diesen erfolgreich durchbrachte. Am Boden behielt der Brasilianer bis zum Rundenende die Kontrolle, landete aber kaum Treffer. Die Punktrichter musste dieses packende Käfigduell entscheiden. Zwei der drei Ringrichter sahen den Brasilianer nach Punkten vorne, der zum neuen Champion der Fliegengewichtsklasse gekürt wurde.
Du Plessis gelingt kleine Sensation
Eine spannende Paarung versprach auch das Duell zwischen Robert Whittaker und Dricus du Plessis. Die beiden Mittelgewichte (bis 84 Kilogramm) sollten den nächsten Herausforderer für Champion Israel Adesanya ausmachen. Die erste Runde startete Whittaker gewohnt kontrolliert, durch Distanzmanagement setzte der Australier die ersten Treffer, konnte sogar einen Takedown landen. Du Plessis blieb jedoch mit Kontern stets gefährlich und konnte gegen Rundenende ein Whittaker-Vorstoß abfangen und seinen Kontrahenten zu Boden ringen. Im Ground-and-Pound verpasste der Südafrikaner seinem Gegner einen empfindlichen Ellbogenstoß, der für einen Cut nahe der Schläfe sorgte.
In der zweiten Runde gab Whittaker zu Beginn erneut den Ton an, du Plessis wusste jedoch einen Vorstoß seines Gegners erneut zu nutzen. Whittaker stürmte regelrecht in einen Jab des Südafrikaners und ging kurz zu Boden. Du Plessis jagte ihm schließlich hinterher, konnte ihn am Käfigrand stellen und mehrere Schläge landen. Ein Treffer ans rechte Ohr beförderte Whittaker zu Boden, der Australier wusste sich anschließend nicht mehr intelligent zu verteidigen, du Plessis siegte per technischem Knockout. In seinen letzten 14 Kämpfen konnte nur Champion Adesanya Whittaker bezwingen. Er habe gegen eine Legende kämpfen dürfen, erklärte du Plessis und bedankte sich bei Whittaker, der ein Gentleman sei. Das anschließende Gegenüberstellen mit Adesanya endete in einem hitzigen Wortgefecht, inklusive zahlreicher Beleidigungen.
Alexander Volkanovski (C) besiegt Jair Rodriguez durch TKO in Runde zwei.
Fliegengewicht: Alexandre Pantoja besiegt Brandon Moreno (C) nach Split Decision (48-47, 48-47, 46-49).
Mittelgewicht: Dricus du Plessis besiegt Robert Whittaker durch TKO in Runde zwei.
Leichtgewicht: Dan Hooker besiegt Jalin Turner nach Split Decision (29-28, 29-28, 28-29).
Mittelgewicht: Bo Nickal besiegt Val Woodburn durch TKO in Runde eins.
Quelle: ntv.de