Klage gegen Klub-Ärzte Werder wiegelt ab
27.04.2008, 17:06 UhrFußball-Bundesligist Werder Bremen hat betont gelassen auf die Klage seines Stürmers Ivan Klasnic gegen zwei Vereinsärzte reagiert. "Das ist keine Sache, die uns entzweit", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs nach dem 3:3 des Tabellenzweiten beim Karlsruher SC. "Wir haben auch Interesse daran, dass das aufgeklärt wird und keine Dinge zurückbleiben." Klasnic, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, wirft den Medizinern Fehler bei der Behandlung seiner Nierenkrankheit vor.
Kurioserweise wird der kroatische Stürmer nach Angaben von Allofs weiter vom beschuldigten Mannschaftsarzt Götz Dimanski behandelt. "Da ist nichts, was uns entzweit", erklärte Klasnic mit demselben Wortlauf sein Verhältnis zu dem Sportmediziner. Dem 28-Jährigen war im März vergangenen Jahres die Niere seines Vaters von einem Spezialisten in Hannover eingepflanzt worden. Während der 65 Minuten, die der Werder-Profi in Karlsruhe spielte, saß Dimanski auf der Bank, stets bereit, ihm zu helfen. "Ich habe mich korrekt verhalten", betonte der Werder-Arzt.
"Leichtfertige Falschbehandlung"
Nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" hatte Klasnic über seinen Hamburger Anwalt am Freitag Klage auf Schmerzensgeld vor dem Landgericht Bremen gegen die Mediziner eingereicht. Laut "Spiegel" geht es auch um Schadensersatz. Der Streitwert liege bei 1.427.944,55 Euro. Bei den beschuldigten Ärzten handele es sich neben Dimanski, Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter der Sporthep Werder GmbH, einer Tochtergesellschaft von Werder Bremen, noch um die Kardiologin Manju Guha, Ärztliche Leiterin in der Rehazentrum Bremen GmbH, die zu 49 Prozent der Sporthep gehört.
Klasnic wirft den Medizinern "leichtfertige Falschbehandlung" vor. Dimanski und Guha sollen bei dem Spieler jahrelang auffallend schlechte Nierenwerte nicht erkannt haben. Die Ergebnisse hätten ihnen sagen müssen, dass die Nieren des Profis sein Blut nicht mehr richtig filterten.
"Schicksalhafter Krankheitsverlauf"
Grundlage der 21 Seiten umfassenden Klageschrift sind nach "Spiegel"-Angaben zwei medizinische Gutachten. Eines stamme von Professor Arno Lison, Direktor im Zentrum für Innere Medizin am Bremer Klinikum-Mitte. Das andere habe Professor Ulrich Kunzendorf, Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten der Uniklinik Schleswig-Holstein, erstellt.
Die Werder-Mediziner wiesen die Vorwürfe im "Spiegel" zurück und sprachen von einem "schicksalhaften" Krankheitsverlauf. Allofs betonte, dass Dimanski weiter das Vertrauen des Clubs habe und als Mannschaftsarzt tätig sei. Der Arzt sagte am Freitagabend in Radio Bremen: "Menschlich berührt es mich natürlich sehr. Sachlich gesehen gehe ich ganz gelassen ran. Glücklicherweise ist Ivan Klasnic Profi durch und durch, was ich von mir auch hoffe zu sein, und so gehen wir mit dieser ganzen Sache professionell um."
von Ulrike John, dpa
Quelle: ntv.de