Sport

Spionage-Affäre Wieder Razzia bei Ferrari

Die Spionageaffäre um Ferrari und McLaren- Mercedes wird sich noch längere Zeit hinziehen. Ein möglicher Prozess gegen den unter Verdacht stehenden ehemaligen Scuderia-Chefmechaniker Nigel Stepney könne frühestens Ende des Jahres beginnen, sagte der Staatsanwalt in Modena, Giuseppe Tibis, der "La Gazzetta dello Sport" (Freitag-Ausgabe). Die "La Repubblica" berichtete, dass am Donnerstagabend die Räumlichkeiten am Ferrari-Sitz in Maranello erneut durchsucht wurden.

Der italienische Rennstall wirft dem entlassenen Stepney Sabotage und Spionage vor. Der Brite soll angeblich versucht haben, vor dem Großen Preis von Monaco Ende Mai die Autos der Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa mit einem Pulver am Tank manipuliert zu haben. Staatsanwalt Tibis kündigte an, Anfang August mitzuteilen, "was das Pulver war, welche Konzentration es hatte und zu welchen Konsequenzen es hätte führen können".

Stepney steht zudem im Verdacht, ein 780 Seiten umfassendes Dossier mit geheimen Informationen an den ebenfalls suspendierten McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan weitergegeben zu haben. Der 48- jährige Stepney beteuert seine Unschuld. "Nigel erklärt weiterhin, nichts damit zu tun zu haben. Er ist überzeugt, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Es wird sich zeigen, dass andere Personen verwickelt sind", sagte seine Anwältin Sonia Bartolini, nachdem ihr am Donnerstag die ermittelnden Behörden Einsicht in das bei zwei Durchsuchungen von Stepneys Haus beschlagnahmte Material gewährt hatten.

Der ebenfalls in die Spionage-Affäre verwickelte Rennstall McLaren-Mercedes muss sich am 26. Juli vor dem World Council des Automobil-Weltverbandes FIA in Paris verantworten. Dabei gehe es um einen möglichen Verstoß gegen den Artikel 151c des Internationalen Sport-Code, hatte die FIA am Donnerstag mitgeteilt. Auch Ferrari- Vertreter werden bei der Anhörung dabei sein.

Es soll geklärt werden, ob die Verantwortlichen von McLaren im unerlaubten Besitz von Ferrari-Dokumenten in dem Zeitraum von März bis Juli waren, beziehungsweise davon Kenntnis hatten. Überraschend in der FIA-Mitteilung war der Zeitraum von März an. Bisher war davon ausgegangen worden, dass Coughlan angeblich die Ferrari-Papiere von Stepney am 28. April erhalten haben soll. Auch die Frage, ob und gegebenenfalls wie sich McLaren-Mercedes möglicherweise einen Nutzen durch die Papiere hätte verschaffen können, ist weiter ungeklärt.

McLaren-Teamchef Ron Dennis betont seit Bekanntwerden der Affäre, weder er noch das Team hätten Kenntnis von den Unterlagen gehabt. Die Aktion sei die Tat eines einzelnen und mittlerweile suspendierten Mitglieds.

Ob McLaren-Mercedes die geheimen Informationen nutzte, ist gar nicht so erheblich. Schon allein die theoretische Vorteilnahme und der unerlaubte Besitz von vertraulichen Unterlagen eines Konkurrenten können zu einer Bestrafung führen. Am 26. Juli droht McLaren-Mercedes daher beim FIA-Weltrat schlimmstenfalls Punktabzug.

Leidtragende wären WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton und sein Silberpfeil-Kollege und Weltmeister Fernando Alonso. Jungstar Hamilton liegt in der Fahrerwertung mit 70 Punkten vor dem Spanier Alonso und den beiden Ferrari-Fahrern Räikkönen (52) und Massa (51).

Quelle: ntv.de

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