Popow Zweiter, Seifert Dritte Willing holt Gold im Speerwurf
14.09.2008, 12:03 UhrMit vier Goldmedaillen im Segeln, Radsport und der Leichtathletik sowie dem bewegenden Abschied von Ausnahme-Athletin Marianne Buggenhagen haben die deutschen Sportler bei den Paralympics in Peking weitere Akzente gesetzt. Handbikerin Andrea Eskau, Sprinter Matthias Schröder, Speerwerferin Martina Willing und die Sonar-Segelmannschaft um Skipper Jens Kroker schraubten die Gold-Ausbeute auf 13 Plaketten. Die deutsche Mannschaft verbesserte sich im Medaillenspiegel auf Rang acht. "Das Leistungsniveau ist hier sehr eng, aber besonders unsere jungen Athleten schlagen sich sehr gut", sagte der deutsche Chef de Mission, Karl Quade.
Video-Beweis bringt Gold
"Es hat sich ausgezahlt, dass wir uns spezifisch auf die einzelnen Disziplinen vorbereitet haben", sagte Willing, die ihrer Teamkollegin Respekt zollte: "Mit Marianne tritt eine Sportlegende ab. Ohne sie wird es schwer werden." Der sehbehinderte Schröder (49,45 Sekunden) profitierte bei seinem Sieg von der Disqualifikation des über die 400 Meter schnelleren Chinesen Yansong Li, der seine Bahn verlassen hatte. "Wir hatten den Lauf gefilmt und hatten damit einen Beweis", erzählte der 25-Jährige.
Gold im Segeln
Vor Qingdao reichte dem Münsteraner Kroker und seiner Crew Platz fünf im Finalthriller und ein Punkt Vorsprung zum Sieg. "Das ist der größtmögliche Erfolg, unfassbar, wir sind überglücklich", sagte Kroker nach dem Sieg in der Fushan Bucht. Im olympischen Dorf wurde bis zwei Uhr morgens gefeiert. "Wir haben ordentlich einen getrunken und den Sieg genossen, von dem ich so lange geträumt habe. Ein irres Gefühl. Glückwünsche kommen von Gott und der Welt", erzählte Kroker.
Die zweimalige Weltmeisterin Eskau (Magdeburg), die sich 1998 bei einem Fahrradunfall die Wirbelsäule schwer verletzt hatte, gewann über 36,3 Kilometer auf der Straße mit 13/100 Sekunden Vorsprung vor der Niederländerin Monique van der Vorst. Als Dritte sicherte sich Dorothee Vieth aus Hamburg ihre zweite Bronzemedaille in Peking.
Wegen Formfehler nur Silber
Derweil erhitzt die Aberkennung der Goldmedaille von Schwimmer Thomas Grimm weiter die Gemüter. Für einen offiziellen Protest zum Ausgang des Brustfinales ist es inzwischen zu spät. "Es sollte der Sport im Vordergrund stehen und hier ging es nur um einen Formfehler", meinte Quade. Tatsächlich war die Disqualifikation des Mexikaners Pedro Rangel wegen Tauchens während des Rennens rechtens. Weil er aber schon als Sieger auf der Anzeigetafel erschienen war, wurde dem Protest seiner Mannschaft stattgegeben.
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) wechselte daraufhin den Chef-Schiedsrichter aus und diskutierte den Fall. "Ich gehe nicht davon aus, dass es eine dritte Siegerehrung gibt, dann wäre die Außendarstellung des IPC ganz hinüber", sagte Grimm, der auch nicht den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen will: "Das dauert sehr lange, ich weiß nicht, ob das im Interesse des Sports ist."
Einen glänzenden Abschluss ihres Wettkampfes schwamm Kirsten Bruhn vom PSV Union Neumünster als Dritte über 50 Meter Freistil. Nach Silber über 200 Meter Lagen war die Chemnitzerin Maria Götze glücklich über Bronze über 400 Meter Freistil.
Popow sprintet zu Silber
Der Leverkusener Heinrich Popow sprintete über 100 Meter zu Silber. Der 25 Jahre alte oberschenkelamputierte Athlet lief im "Vogelnest" 12,98 Sekunden, schneller war nur Earle Connor (12,32). Der Kanadier durfte 2004 in Athen wegen Anabolika-Dopings nicht starten. "Gold ist eine Nummer zu groß für mich, Connor ist der Beste", sagte Popow, "jeder hat eine zweite Chance verdient."
Bronze für Seifert
Silber gewann auch Claudia Nicoleitzik aus Püttlingen über 200 Meter, Bronze ging an Thomas Loosch (Wattenscheid) im Kugelstoßen mit 14,44 Metern, an Birgit Pohl (Gera) im Speerwurf (16,36) und an die Erfurterin Maria Seifert über 200 Meter. Handbiker Max Weber vom TSV Obergünzburg schrammte über 48,4 km um eine Sekunde am Gold vorbei. Im Rollstuhlbasketball erreichten die Frauen nach einem 60:40 gegen Japan das Finale am Montag gegen die USA.
Von Britta Körber und Frank Kastner, dpa
Quelle: ntv.de