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"Auslaufmodell" wird Teamchef Wilmots soll Schalke helfen

Eigentlich hatte Marc Wilmots mit dem Fußball schon abgeschlossen. Noch ein paar Spiele als Edelreservist auf der Bank von Schalke 04, dann wollte der belgische Ex-Nationalspieler in die Politik wechseln. Jetzt ist der 34-Jährige beim DFB-Pokalsieger plötzlich Teamchef - vom Auslaufmodell zum sportlichen Boss in nur wenigen Stunden. "In vier Jahren wollte ich eigentlich erst das Trainerdiplom machen, jetzt bin ich schon Trainer. Im Fußball geht das ganz schnell ", sagt der Nachfolger des entlassenen Coaches Frank Neubarth.

Fast ein bisschen zu schnell für den einstigen "Mister Europacup", der die Königsblauen 1997 zum sensationellen Uefa-Pokal-Triumph in Mailand führte. "Es war eine schwere Entscheidung, ich musste erst ein bisschen darüber nachdenken ", sagt der belgische WM-Held, der auf Schalke als "Willi, das Kampfschwein" zum Publikumsliebling geworden ist: "Ich habe mir gesagt: Ich kann Schalke viel besser als Trainer helfen als auf dem Platz."

Von Neubarth "rasiert"

Denn die Zeit auf dem Rasen war für den 70-maligen Nationalspieler abgelaufen, das hat er nach anfänglichem Widerspruch selbst eingesehen. Von seinem Vorgänger fühlte er sich noch "rasiert", als der ihm in der Winterpause mitteilte, er gehöre nicht mehr zur Stammformation.

Doch seine enttäuschenden Kurzeinsätze überzeugten offensichtlich auch Wilmots selbst davon, dass nach vier Weltmeisterschaften, einer EM-Teilnahme, dem Uefa-Cup-Sieg und insgesamt drei nationalen Titeln in Belgien und Deutschland lieber heute als morgen Schluss sein sollte. "Jeder muss seine Position im Leben haben", sagt der Belgier: "Ich habe einen Strich gezogen und meine Karriere als aktiver Spieler beendet."

Nach der Saison in die Politik

Eine Rückkehr aufs Feld ist ohnehin nicht mehr möglich, Schalke hat den Lizenzspielervertrag mit Wilmots aufgelöst, der 23-minütige Einsatz gegen 1860 München am vergangenen Samstag (1:1) war definitiv der letzte in einem Pflichtspiel. Jetzt ist er der 33. Trainer der Königsblauen in der Bundesliga-Geschichte - für knapp zwei Monate, wenn alles so läuft, wie es geplant ist.

Eine längerfristige Zusage, die Manager Rudi Assauer ursprünglich von ihm haben wollte, lehnte Wilmots ab. "Er hat mir ein Angebot für 14 Monate gemacht. Ich habe gesagt, das geht nicht. Ich habe mein Wort gegeben, das ich in den nächsten vier Jahren Politik mache", erklärt der künftige Senatsabgeordnete.

Dem belgischen Außenminister Louis Michel hatte der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft zugesagt, bei den Parlamentswahlen am 15. Juni für die Reformpartei MR zu kandidieren. Auf dem sicheren Listenplatz vier gilt der in der Heimat ungemein populäre Wilmots als praktisch gewählt. "Ich will vor allem jungen Menschen helfen, ihnen eine neue Perspektive, eine Zukunft geben", hat der künftige Politiker angekündigt: "Ich will das vier Jahre probieren."

Alleine nach Gelsenkirchen

Für sein Kurzengagement als Schalke-Teamchef zieht Wilmots aus seinem belgischen Heimatort Dongelberg noch einmal für zwei Monate nach Gelsenkirchen, lässt die Familie, Frau Katrien und die Söhne Reno und Marten, in Belgien. Volle Konzentration für die überraschende neue Aufgabe, die aber zunächst nichts an den Zukunftsplänen ändert: "Wenn ich mit Schalke in den Uefa-Cup komme, kann ich beruhigt nach Belgien gehen."

Von Thomas Lipinski und Joachim Neußer (Sport-Informations-Dienst)

Quelle: ntv.de

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