Sport

Garmischer schreiben ans IOC Brief soll Olympia 2018 kippen

Durch Intervention beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wollen 59 Garmischer Grundbesitzer die deutsche Olympiabewerbung für die Winterspiele 2018 zu Fall bringen. Die Befürworter geben sich betont gelassen. Entkräften können sie die Argumente der Olympia-Gegner nicht, zumal die betonen: "Die Wahrheit ist auf unserer Seite."

(Foto: dpa)

Nach dem Ablauf ihres Ultimatums zum Rückzug der Bewerbung für das Olympischen Winterspiele 2018 in München haben sich 59 Grundstücksbesitzer aus Garmisch-Partenkirchen wie angekündigt direkt an das Internationale Olympische Komitee (IOC) gewandt. In einem Brief an IOC-Präsident Jacques Rogge teilt Anwalt Ludwig Seitz mit, dass seine Mandanten ihren Grundbesitz für die Winterspiele nicht zur Verfügung stellen werden. "Die Entscheidung der Grundeigentümer ist unumstößlich", heißt es in dem Schreiben.

Ein Teil der verweigerten Flächen liege "im Kernbereich der drei Sportstätten", der Kandaharpiste, dem Hausberg und dem Skistadion am Gudiberg. Ohne diese Grundstücke seien die vorgesehenen Sportstätten "nicht funktionsfähig". Das IOC werde bei einer "Prüfung der Bewerbungsunterlagen" auch zu dieser Überzeugung kommen, schlussfolgert der Anwalt der Kanzlei Labbé & Partner in München.

Am 22. Dezember war ein Ultimatum der Grundbesitzer an das Münchner Bewerbungskomitee abgelaufen. Es hatte zum Ziel, dass die Bewerbung zurückgezogen werden sollte. Es blieb wie erwartet ohne Resonanz und löste nun den Brief an Rogge aus.

"Bewerbung wird abgegeben"

Die Olympiabewerber reagierten gelassen. "Die olympische Bewerbung wird abgegeben", hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer schon unmittelbar nach der Forderung der Bauern erklärt. Die offizielle Bewerbung, das Bid Book, muss bis zum 11. Januar 2011 beim IOC in Lausanne abgegeben werden. Anfang März wird eine Evaluierungskommission des IOC unter Leitung der Schwedin Gunilla Lindberg die deutsche Bewerbung vor Ort unter die Lupe nehmen und auch nach Garmisch-Partenkirchen reisen.

Der im Umbau befindliche Slalomhang am "Gudiberg" in Garmisch-Partenkirchen

Der im Umbau befindliche Slalomhang am "Gudiberg" in Garmisch-Partenkirchen

(Foto: dpa)

Das Schreiben an das IOC enthalte aus seiner Sicht keine Neuigkeiten, kommentierte der Geschäftsführer der Bewerbergesellschaft, Bernhard Schwank, den Protestbrief nach Lausanne. Das freilich wäre auch überraschend gewesen, schließlich ist die Position der Bauern schon seit Monaten klar.

Schwanks Ankündigung, man setze weiterhin auf Gespräche mit den Grundstückseigentümern, mutet seltsam an. Auch deshalb, weil die Bewerbungsgesellschaft und die bayrische Staatsregierung vor dem Ultimatum der Bauern wochenlang den Eindruck erweckt hatten, eine einvernehmliche Lösung im Grundstücksstreit sei sehr wohl möglich. Dass Anwalt Seitz dies kategorisch ausschließt, nehmen die Bewerber nicht zur Kenntnis.

Beschwichtigen und vertrösten

Stattdessen wird beschwichtigt und vertröstet. "Wir möchten nochmals betonen, dass es sich nicht um 59 Grundstückseigentümer handelt, sondern eine Hand voll, die für unsere Planungen eine Rolle spielen", sagt etwa Schwank. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer versicherte in den vergangenen Tagen weiterhin die Gesprächsbereitschaft der Staatsregierung, die unverändert "einvernehmliche Lösungen mit den Betroffenen" anstrebe. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und IOC-Vize Thomas Bach glaubt offiziell ebenfalls, dass sich der Streit "klären" lassen werde, wie auch immer. Sein Credo lautet: "Wir lassen uns das nicht von Einzelnen kaputtmachen."

Komme es wider Erwarten nicht zu einer Einigung, habe man laut Schwank wettbewerbsfähige Alternativen. Auch der bayerische Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU), der die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern führt, hatte versichert, dass notfalls auch "entsprechende Ersatzlösungen bereitstehen". Allerdings, und hier wird es heikel für die Bewerber: Welche Lösungen ihnen vorschweben, haben sie bislang nicht erklärt.

Die Gegner werten dies als Beleg dafür, dass es keine Alternativen gibt. In seinem Schreiben an IOC-Chef Rogge verweist Anwalt Seitz auf eine Versammlung im Gasthof "Zum Lamm" in Garmisch am 26. November. Dort habe Schneider gegenüber rund 50 anwesenden Grundeigentümern auf "die Unverzichtbarkeit" von Grundstücken hingewiesen. Die Gestattungsverträge seien "zwingend" erforderlich. Nach Überzeugung seiner Mandanten sei auch "jeder denkbare Plan B nicht realisierbar", schreibt Seitz. 100 weitere Grundeigentümer hätten sich mit seinen 59 Mandanten inzwischen solidarisiert.

In der "taz" hatte Seitz bereits in der Vorwoche erklärt: "Die Behauptungen der Bewerberseite stimmen einfach nicht. Die Wahrheit ist auf unserer Seite."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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