Vater des Snooker-Weltmeisters stirbt John Higgins trauert und reist ab
04.02.2011, 15:33 UhrWegen eines Schicksalsschlags tritt der dreimalige Snooker-Weltmeister John Higgins nicht zum Achtelfinale des German Masters in Berlin an. Beim Spiel gegen Robert Milkins erreicht ihn die Nachricht, dass sein Vater im Sterben liegt. Auf dem Weg nach Hause erfährt der Schotte dann, dass John Higgins Senior tot ist.

"Es tut mir sehr leid, mich vom Turnier zurückziehen zu müssen": John Higgins.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der dreimalige Weltmeister John Higgins hat seine weitere Teilnahme am German Masters der Snookerprofis in Berlin abgesagt. Sein Vater ist heute gestorben. Während seiner Partie gegen den Engländer Robert Milkins erreichte ihn die Nachricht, dass sein unheilbar an Krebs erkrankter Vater im Sterben liegt. Dennoch spielte der Schotte die Begegnung weiter, gewann mit 5:3 und machte sich sofort auf dem Weg nach Hause. Auf der Reise erfuhr er dann, dass John Higgins Senior tot ist.
Zuvor hätte, was John Higgins Spiel am Snookertisch betrifft, sein Einstand in Berlin nicht perfekter sein können. Nach einer halben Stunde führte er gegen Milkins mit 3:0. Der Wizard of Wishaw, wie er genannt wird, fegte wie der Blizzard of Wishaw über Milkins hinweg. Aber nach der Pause, in die sich Milkins irgendwie mit einem Framegewinn zum 1:3 rettete, war nichts mehr, wie es war. Milkins spielte zwar genauso fehlerhaft wie zuvor. Aber Higgins spielte plötzlich wie Milkins, verlor zwei weitere Frames, verschwand noch einmal im Backstagebereich, verschoss sichere Bälle, sorgte für Raunen im Berliner Tempodrom. Da hatte er gerade erfahren, wie schlecht es um seinen Vater steht.
"Die Familie steht an erster Stelle"
"Es tut mir sehr leid, mich vom Turnier zurückziehen zu müssen, weil es wirklich sehr aufregend war. Aber ich hoffe, die deutschen Fans werden meine Entscheidung verstehen. Die Familie steht an erster Stelle", ließ er wenig später, schon auf dem Weg nach Schottland, mitteilen. Die Nachricht, dass der Krebs seines Vaters unheilbar ist, hatte John Higgins im September 2010 erhalten. Einen Tag nach seinem Freispruch vom Vorwurf der Spielmanipulation, der ihn im Mai 2010 aus den falschen Gründen schlagartig zum bekanntesten Snookerspieler der Welt gemacht hatte.
Dass Higgins das Match gegen Robert Milkins noch beendet hat, ist allein seinem Sportsgeist und seiner Verbundenheit zum deutschen Publikum geschuldet. Ein Gentleman lässt seinen Sport und seine Fans nicht im Stich. Dass Higgins das Turnier nicht fortsetzen würde, stand auch fest. Dem "Guardian" hat er im September 2010 einen Blick in seine Gefühlswelt gestattet und gesagt: "Manchmal, wenn ich nachts im Bett liege, und nicht schlafen kann, dann frage ich: War das der Grund, warum es meinem Vater so schlecht geht?"
Weltmeister verlegt seinen Pass
Für eine Anekdote hatte am Vortag Weltmeister Neil Robertson gesorgt. Der 24-jährige Australier traf erst eine Stunde vor seinem Auftaktspiel gegen den Qualifikanten Anthony Hamilton in Berlin ein, weil er seinen Pass verlegt hatte. Der Kaltstart im Tempodrom war Robertson anzumerken. In der ersten Stunde gelang ihm fast gar nichts. Dass es nach den ersten vier Frames nur 1:3 stand, war ein kleines Wunder.
Auch, dass er sich nach einem 2:4-Rückstand noch in einen Entscheidungsframe kämpfen konnte, den Hamilton dann allerdings seinem dritten Century-Break (100 oder mehr Punkte in Folge) der Partie für sich entschied. "Es war ganz offensichtlich keine ideale Vorbereitung auf das Turnier. Ich habe meinen Pass noch vor ein paar Tagen gesehen. Aber auch als ich meine Wohnung gestern komplett auf den Kopf gestellt habe, konnte ich ihn einfach nicht mehr finden", sagte Robertson nach seiner Niederlage. Schmälern wollte er die Leistung von Hamilton aber keinesfalls: "Er hat extrem gut gespielt und wird eine echte Gefahr für den Rest des Feldes sein." Es ist ein Feld, dem nach Robertsons frühem K.o., Higgins' Rückzug und der Absage von Ronnie O'Sullivan langsam die Topstars ausgehen.
Irritierende Atmosphäre im Tempodrom
Ungewohnt für die Spieler dürfte die Atmosphäre im Tempodrom sein. Fünf Tische stehen ohne Trennwände nebeneinander. Die Spieler bekommen damit nicht nur die Reaktionen der Zuschauer auf die anderen Duelle mit, sondern können auch direkt auf die anderen Tische schauen. Marco Fu, der sein Erstrundenmatch gegen Mark King bestritt fand das durchaus irritierend. "Die offene Atmosphäre stört ein bisschen die Konzentration", stellte er nach dem Spiel fest, schränkte aber ein, dass er das aus früheren Turnieren kenne. Vielleicht gewann er deshalb sein erstes Spiel der German Masters klar mit 5:1, während andere Spieler mehr mit der Situation hadern dürften. Fu jedenfalls steht bereits als erster Teilnehmer des Viertelfinals fest. Sein Gegner im Achtelfinale wäre John Higgins gewesen.
Quelle: ntv.de