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Endspurt um Winter-Olympia 2018 München punktet beim IOC

München 2018 biegt im Bewerbungsmarathon um die Winterspiele mit Rückenwind auf die Zielgerade ein. Erst lobt IOC-Spitzenfunktionär Dick Pound die Präsentation in Lausanne und bestätigt das Münchner Eigenlob. Dann kündigt sich Bundespräsident Christian Wulff als Stimmenfänger an.

Katarina Witt ist das Gesicht der Münchner Olympiabewerbung - und ungebremst optimistisch.

Katarina Witt ist das Gesicht der Münchner Olympiabewerbung - und ungebremst optimistisch.

(Foto: dpa)

Die Münchner Olympia-Macher setzen im Bewerbungsmarathon um die Winterspiele 2018 den südkoreanischen Favoriten Pyeongchang immer mehr unter Druck. Mit emotionalen Versprechen, finanziellen Verlockungen und durchgestylter Strategie leitete München 2018 beim technischen IOC-Briefing in Lausanne den Endspurt ein. "Ich bin mir sicher, dass wir Boden gut gemacht haben", meinte Frontfrau Katarina Witt 49 Tage vor der Vergabe der Spiele am 6. Juli in Durban. Die Zusage von Bundespräsident Christian Wulff, die Delegation beim finalen Votum in Südafrika anzuführen, verlieh dem deutschen Großprojekt zusätzliche Impulse.

Die 89 anwesenden IOC-Mitglieder im olympischen Museum staunten nicht schlecht, als die Vorstellung der Münchner und das anschließende Frage- und Antwortspiel vorbei waren. Eine typisch deutsche Bewerbung ohne großes Risiko hatten sie erwartet, aber das Gewicht der Argumente schien sie zu überraschen. "Eine ganz starke Präsentation", meinte IOC-Spitzenfunktionär Dick Pound. Für IOC-Marketing-Chef Gerhard Heiberg blieben "keine Fragen offen", Rene Fasel, mächtiger Präsident der Vereinigung aller Wintersportverbände, sprach von einer "typisch deutschen, sehr korrekten, präzisen, aussagekräftigen Bewerbung", der allerdings "die Emotionen fehlen".

Fehlende Euphorie kein Thema

Nach der ersten 45-Minuten-Präsentation im nervenzehrenden Dreikampf gab es nur acht Nachfragen für München 2018. Die mäßigen Zustimmungsraten bei der IOC-Umfrage im Dezember 2010, als nur 56 Prozent der Deutschen Olympia befürwortet hatten, wurden nicht thematisiert. Die Grundstücksfrage in Garmisch-Partenkirchen, im IOC-Prüfbericht als zweite Schwachstelle ausgemacht wurde, war ohne Relevanz - die Einigung vom Dienstag mit dem Landbesitzer im Zielraum der Kandahar-Abfahrt hatte der bis dahin ungeklärten Situation jegliche Brisanz genommen.

Dafür rückte die US-Amerikanerin Anita de Frantz den Terroranschlag bei den Sommerspielen 1972 in der bayerischen Landeshauptstadt in den Blickpunkt. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude parierte: "Es war der erste Terroranschlag der olympischen Geschichte. Er hätte überall passieren können."

Immer wieder versuchte das neunköpfige Team um Katarina Witt und IOC-Vize Thomas Bach, Pyeongchangs Alleinstellungsmerkmale mit eigenen Stärken zu entkräften. Gleich zu Beginn des drittletzten Auftritts vor Durban wies Bach daraufhin, dass Münchens Kandidatur nach den gescheiterten Bewerbungen von Berchtesgaden (für die Winterspiele 1992), Berlin (für 2000) und Leipzig (für 2012) bereits der vierte deutsche Versuch ist, erstmals seit 1972 wieder Olympia-Gastgeber zu werden. Die "Legende von 1972" zählte neben dem Umweltkonzept und der großen Wintersporttradition und -begeisterung in Deutschland denn auch zu den Schlüsselpunkten.

Pyeongchang wirbt mit Potenzial

Pyeongchang wirbt mit "neuen Horizonten", was übersetzt "neue Märkte" bedeutet - und das IOC sehr erfreut.

Pyeongchang wirbt mit "neuen Horizonten", was übersetzt "neue Märkte" bedeutet - und das IOC sehr erfreut.

(Foto: REUTERS)

Pyeongchang warb bei seinem dritten Anlauf für den olympischen Zuschlag dagegen erneut mit dem "kompaktesten Sportstätten-Plan der Geschichte", dem ungesättigten Wintersportmarkt im bevölkerungsreichsten Kontinent Asien - und erstmals auch mit Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-Na. Das 20 Jahre alte "Golden Girl" von Vancouver lobte das Konzept "Neue Horizonte" als "Möglichkeit eine neue Generation von Athleten in ganz Asien zu inspirieren" und für den Wintersport zu öffnen. Die finanziellen Vorzüge der südkoreanischen Kandidatur sind den IOC-Funktionären ohnehin längst bekannt. IOC-Topsponsor Samsung arbeitet mit allen 205 Nationalen Olympischen Komitees zusammen.

Die wirtschaftlichen Kernbotschaften von München 2018 bezogen sich auf das Marktpotenzial in Deutschland. Knapp 50 Prozent der Sponsoren im internationalen Wintersport seien deutsche Firmen, 40 Prozent aller IOC-Einnahmen würden aus den Winterspielen generiert. "Ich hatte vorher schon ein gutes Gefühl, aber diese Präsentation hat uns einen guten Schritt vorwärtsgebracht", analysierte Bach. Zudem sei die Präsenz von Bundespräsident Wulff in Südafrika "ein gutes Zeichen".

Münchner Eigenlob

Nicht nur Witt machte in Lausanne eine gute Figur.

Nicht nur Witt machte in Lausanne eine gute Figur.

(Foto: AP)

Die Münchner werteten den drittletzten Auftritt vor der Entscheidung in Durban als "sehr dynamisch, sehr gelungen, emotional und hochprofessionell", so Innenminister Hans-Peter Friedrich. Für Ude ist "ein Funke übergesprungen", Bewerbungschef Bernhard Schwank schwärmte: "Wir haben erneut unseren Hunger für die Spiele gezeigt." Witt blieb bei aller Euphorie und Erleichterung realistisch: "Es wäre schön, wenn jeder Glückwunsch auch eine Stimme wäre."

Für die französischen Außenseiter Annecy hatte der zweitägige Termin in Lausanne dagegen schon mit einer atmosphärischen Störung begonnen. Etwa 25 Olympia-Gegner demonstrierten am Museumseingang mit einem Riesenplakat "Nein zu den Olympischen Spielen 2018 in Annecy". Aus dem Dreikampf um Olympia 2018 ist ein Zweikampf geworden. Aber das war ohnehin klar.

Quelle: ntv.de, dpa

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