Schock in der Rennsteig-Arena Neuner verschießt Staffelsieg
04.01.2012, 19:44 Uhr
Wollte nach dem Rennen erst einmal keinen Kommentar zu ihrem Schießen abgeben: Magdalena Neuner.
(Foto: picture alliance / dpa)
Acht Schüsse und nur ein Treffer: Das Stehendschießen von Magdalena Neuner bringt Deutschlands Staffel in Oberhof um den sicher geglaubten Sieg. Eine Erklärung bleibt sie schuldig. Am Ende reicht es für das Quartett dennoch für ein besseres Ergebnis als bei der letzten Weltcup-Staffel.
56 Tage vor dem ersten Rennen bei der Heim-WM haben vier Strafrunden von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner den Weltcup-Sieg der deutschen Biathlon-Staffel in Oberhof verhindert. "Ich hatte ein gutes Gefühl und dachte immer, warum fallen die Scheiben nicht. Am Ende habe ich dann resigniert", ließ die total enttäuschte Neuner über den Pressesprecher des Skiverbandes ausrichten.
Die Doppel-Olympiasiegerin hatte beim ersten Rennen im neuen Jahr einen Blackout beim letzten Schießen. Als Führende an den Schießstand gelaufen, ließ die Wallgauerin Scheibe um Scheibe stehen. Auf Sieger Russland hatte das deutsche Quartett mit Andrea Henkel, Tina Bachmann, Sabrina Buchholz und Neuner am Ende 1:49,4 Minuten Rückstand. 19.000 Zuschauern in der Rennsteig-Arena waren geschockt. "Das passiert selbst so einer Weltklasse-Athletin. Aber davon geht die Welt nicht unter", sagte Buchholz, die ein glänzendes Rennen gelaufen war.
"Keine einfachen Bedingungen"

Lokalmatadorin Sabrina Buchholz überzeugt vor heimischer Kulisse in Oberhof als dritte deutsche Staffelläuferin.
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In der vergangenen Nacht waren 30 LKW-Ladungen Schnee auf der Strecke aufgebracht worden, die Loipe war in einem guten Zustand. "Die Bedingungen sind auf jeden Fall nicht einfach", sagte Olympiasiegerin und TV-Expertin Kati Wilhelm.
Andrea Henkel, die ganz in der Nähe des Stadions wohnt, meisterte ihre Aufgabe mit ihrer ganzen Erfahrung. Im Stehendschießen traf die Doppel-Olympiasiegerin von Salt Lake erst mit dem letzten Nachlader, vermied so die Strafrunde. "Drei Nachlader waren zuviel. Vielleicht war ich mir meiner Sache zu sicher", sagte die 34-Jährige. Sie übergab mit einem Rückstand von 28,8 Sekunden auf Vize-Weltmeister Frankreich als Zweite an Tina Bachmann.
Die Skijägerin aus Schmiedeberg legte am Schießstand zunächst eine Nullnummer hin, musste dann stehend zweimal nachladen und lief knapp hinter der Slowakei los. Später dann in der Loipe stürzten beide Biathletinnen. "Wir haben uns mit den Schuhschnalle verhakt. Das war eine Schrecksekunde, aber Gott sei Dank ist nichts weiter passiert." Bachmann, die Vize-Weltmeisterin im Einzel, übergab mit 12,2 Sekunden Vorsprung an Sabrina Buchholz.
Männer-Staffel ohne Greis
Die Oberhoferin, zuletzt nicht gerade vom Erfolg verwöhnt, blieb cool. Sie behielt die Nerven und hielt die Russin Olga Saizewa, die auf Platz zwei gelaufen war, in Schach. Dann kam Neuner - und zunächst sah es so aus wie bei der letzten Weltmeisterschaft in Sibirien, als sie dem Team den Titel mit einer fulminanten Schlussrunde gerettet hatte. Doch dann kam die Ernüchterung beim letzten Schießen. Am Ende sprang mit Rang 4 aber noch eine bessere Platzierung als bei der letzten Weltcup-Staffel heraus, als die deutschen Damen nur Rang 6 belegt hatten.
Die Männer-Staffel wird erstmals seit dem 14. Dezember 2008 am Donnerstag ohne den dreimaligen Olympiasieger Michael Greis laufen. Der Gesamtweltcup-Sieger von 2007 verzichtet nach längeren Gesprächen mit den Trainern Mark Kirchner und Fritz Fischer auf die Weltcups in Oberhof und Nove Mesto. Sein linker Fuß, an dem er sich im vergangenen Sommer eine schwere Verletzung zugezogen hatte und deswegen operiert werden musste, macht ihm wieder Probleme. Der 35-Jährige soll nun zu Hause die Form aufbauen, möglichst vollständig gesund werden und bei der WM vom 1. März an wieder Medaillen sammeln.
Quelle: ntv.de, bad/dpa