Verbal-Scharmützel vor Pokal-Hit Magath stellt Nerlinger bloß
23.03.2010, 17:54 UhrZwischen Schalke 04 und Bayern München fliegen vor dem Pokal-Halbfinale die Giftpfeile hin und her - und Felix Magath ist der klare Punktsieger. Die Sticheleien von Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger über die vermeintlich unattraktive und harte Spielweise der "Knappen" pariert Magath prächtig – und bestens vorbereitet.

Felix Magath: Trainerfuchs und Statistikfreund.
(Foto: REUTERS)
Prestigeduell, Pokal-Klassiker und richtungsweisendes Vorspiel für die Endspiel-Wochen: Das Halbfinale im DFB-Pokal am Mittwoch (20.30 Uhr) zwischen dem FC Schalke 04 und Bayern München hat für das Top-Duo der Bundesliga immense Bedeutung. Nicht zuletzt wegen der besonderen Brisanz lassen die Rivalen nichts unversucht, sich gegenseitig mit Psychotricks, Sticheleien und verbalen Scharmützeln zu verunsichern und zu provozieren.
Eine Attacke von Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger, der sich über Schalkes schlechte Spielkultur mokierte, konterte Trainer Felix Magath bestens vorbereitet: "Nerlinger hat in fünf Jahren Bundesliga 364 Fouls begangen. So viele wie kein anderer", sagte Magath süffisant. Sein Fazit: "Er muss also Experte sein." Damit nahm der 56-Jährige Bezug auf ein Interview, mit dem Nerlinger im "Münchner Merkur" die Stimmung kräftig angeheizt hatte. Darin warf er Schalke eine gezielte Foul-Taktik vor. Die Datenbank des Statistik-Dienstes Impire bestätigte, dass Nerlinger im Glashaus mit Steinen geworfen hat. Zwischen 1993 und 1998 spielte Nerlinger in der Tat 364-mal Foul, es folgten Thomas Berthold (VfB Stuttgart) und Jens Todt (SC Freiburg/Werder Bremen) mit je 336 Fouls.
Rat an die Referees
In besagtem Interview führte Nerlinger weiter aus, das Spiel der Magath-Elf sei "von zwei Stilmitteln geprägt". "Bei Standards sind sie höllisch gefährlich, da muss man wirklich aufpassen. Das zweite Spielmittel sind taktische Fouls. Wir beim FC Bayern wollen hier aber einen anderen Fußball spielen", betonte Nerlinger, der der Schalker Spielweise nicht viel abgewinnen kann: "Das ist eine Politik, eine Philosophie, die den Fußball einfach nicht weiterbringt." Die Schalker würden es aber immer wieder schaffen, so den Rhythmus aus dem Spiel zu nehmen. Bei "30, 40 taktischen Fouls" sei es schwer für einen Gegner "Druck aufzubauen".
Nerlinger, Nachfolger von Uli Hoeneß, nutzte ganz im Sinne seines Vorgängers die Gelegenheit, die Schiedsrichter auf die angebliche Foul-Taktik der Schalker aufmerksam zu machen. Sein gut gemeinter Rat an die Referees: "Man sollte da schon ein Auge draufhaben."
Talente statt fertige Millionenstars
Gänzlich Unrecht hat Nerlinger nicht: In der Statistik steht Schalke mit 569 Fouls in der Bundesliga unangefochten auf Platz eins, die Bayern liegen mit 399 auf Rang 17. Magath gab Nerlinger dann auch Recht, was die nackten Zahlen betrifft - nahm dann die Bayern aber direkt wieder aufs Korn. "Wir sind eben nicht in der Lage, 70 bis 80 Millionen Euro für bestens ausgebildete Spieler zu zahlen. Wir müssen kleinere Brötchen backen und unsere Spieler selbst ausbilden. Natürlich könnte es sein, dass sie taktisch und technisch noch nicht auf dem Niveau sind wie Robben und Ribéry."

Die "Knappen" sind zwar die Foulkönige der Liga. Die 30 bis 40 taktischen Fouls, die Nerlinger den Schalkern nachsagt, sind aber etwas dick aufgetragen.
(Foto: dpa)
Gleichwohl sieht der Coach seine Elf und die Bayern in der "selben Klasse": "Und ich würde mich freuen, wenn wir dem Favoriten mit läuferischen und kämpferischen Mitteln Paroli bieten können. Wir wollen ins Finale und den Pokal gewinnen, das ist das klare Ziel."
Beim Rekordmeister und -pokalsieger haben sie die Schalker auf dem Weg zum achten Double der Vereinsgeschichte längst als härtesten Konkurrenten ausgemacht. Die direkten Verbalattacken, wie sie auch Nerlinger praktiziert, sind aus Sicht der Bayern schon immer das adäquate Mittel, um den Gegner zu schwächen. Zumal das öffentliche Werben um Schalkes Manuel Neuer bislang eher zu besseren Leistungen des Nationaltorwarts geführt hat.
Quelle: ntv.de, sid/dpa