Das Spektakel um Schumacher BMW steigt aus, er gibt Gas
30.07.2009, 15:26 UhrWas bedeutet es, wenn ein 40-Jähriger beschließt, sich in einen feuerroten Ferrari zu setzen und nach knapp drei Jahren als Frührentner wieder mit den anderen im Kreis um die Wette zu fahren? Es bedeutet Aufmerksamkeit. Und das ist, was im Formel-1-Zirkus zählt.
Ein Kommentar von Stefan Giannakoulis
So gesehen haben Ferrari und Michael Schumacher alles richtig gemacht. Michael Schumacher hat siebenmal die Weltmeisterschaft gewonnen. Wenn so einer zurückkehrt, ist das Spektakel garantiert. Der Altmeister fordert die Jugend – das verspricht die perfekte Show zu werden. Jetzt schaut sich sogar Franz Beckenbauer die nächsten Rennen an. Die Sportwelt, so melden die Nachrichtenagenturen, ist aus dem Häuschen. Und Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen gibt zu Protokoll: "Oh, ist das wahr? Dann hoffe ich, dass er vorsichtig fährt. Das ist ja ein gefährlicher Sport." Aber das nur am Rande.
Für die von der Finanzkrise und internen Machtkämpfen gebeutelte Formel 1 ist die Rückkehr Michael Schumachers das Beste, was ihr passieren konnte. Endlich eine gute Nachricht, nachdem in jüngster Zeit der Streit ums Geld, die Regeln, die Macht und der Hitler-Vergleich von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Schlagzeilen beherrschten.
Die Formel 1 ist nicht zeitgemäß
Die Meldung, dass BMW nach dem Ende dieser Saison sein Team abmeldet, geht im weltweiten Schumacher-Taumel unter. Dabei ist das die Nachricht, die zeigt, wo die Probleme liegen: Die Formel 1 ist nicht zeitgemäß. Und sie ist zu teuer.
Die Münchner Autobauer haben das erkannt. Sie wollen in Zukunft mehr aufs Öko-Image setzen und mit ihrer Spritspartechnologe punkten. Grüne Welle statt Kreisverkehr - da passt ein Engagement in der Formel 1 nicht ins Bild, auch wenn es für Aufmerksamkeit sorgt. Konsequent handelt allerdings auch BMW nicht. Schon Stunden nach dem verkündeten Ausstieg aus der Königsklasse des Motorsports kursierten Meldungen, wonach ein Engagement in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft durchaus vorstellbar sei.
Ein weiterer und auch wohl tiefer liegender Grund dürfte sein, dass das BMW-Sauber-Team in dieser Saison recht erfolglos seine Runden dreht. Viel Geld für nichts. Durch den Ausstieg spart BMW jedes Jahr eine dreistellige Millionensumme. Ein Trend, der sich fortsetzen könnte. Die Zeit der großen Werkteams neigt sich dem Ende.
Gelangweilter Adrenalin-Junkie?
Während BMW also demnächst die Rennautos in der Garage lässt, gibt Michael Schumacher wieder Gas. Warum er das tut? Wir wissen es nicht. Vielleicht ist er einfach nur ein gelangweilter Adrenalin-Junkie, der nicht von dem lassen kann, was er unbestritten am besten kann. Vielleicht macht er es tatsächlich aus fast familiärer Verbundenheit zu Ferrari.
Eins ist ihm gewiss: die Aufmerksamkeit. Und viel zu verlieren hat er auch nicht. Fährt er hinterher, liegt's am Wagen. Der aktuelle Ferrari ist kein Siegerauto. Er bleibt der erfolgreichste Formel-1-Pilot. So oder so. Und sein Rennstall bekommt einen Fahrer, der weiß, was er tut. Auch wenn er ein wenig aus der Übung ist. Von daher kann Michael Schumacher gar nichts falsch machen.
Quelle: ntv.de