Konflikt nähert sich Eskalation FIA-Boss rät F1-Stars: Mund halten und Auto fahren
01.12.2024, 17:56 Uhr
Ben Sulayem hat keine Ambitionen, die zahlreichen personellen Veränderungen bei der FIA zu erklären.
(Foto: IMAGO/PanoramiC)
Mit einem offenen Brief haben sich die Formel-1-Fahrer an den Boss des Weltverbands FIA gerichtet und um Transparenz gebeten. Mohammed Ben Sulayem hält davon jedoch offenbar nichts: Er weist die Piloten zurück und gibt ihnen den Rat, sich rauszuhalten.
Im Streit zwischen der Spitze des Automobil-Weltverbandes FIA und den Fahrern der Formel 1 wird der Ton zunehmend rauer. FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem wies am Rennwochenende in Katar die Kritik der Piloten zurück, die zuletzt mehr Transparenz in verschiedensten Angelegenheiten gefordert hatten. "Es geht sie nichts an, sorry", sagte Ben Sulayem im Interview mit dem Fachmagazin "Autosport". Die Fahrer, so der 63-Jährige, sollten sich auf das konzentrieren, "was sie am besten können. Und das ist Rennen fahren."
Eine Entlassungswelle in der FIA hatte zuletzt hochrangige Mitarbeiter erfasst, darunter auch der deutsche Rennleiter Niels Wittich. Die Fahrer-Vereinigung GPDA, die mit dem Rennleiter zusammenarbeiten muss, war nicht vorab informiert worden und hatte auch anschließend nichts über die Gründe für die Entscheidung erfahren. "Wir möchten verstehen, was hier gerade vor sich geht", sagte der GPDA-Vorsitzende George Russell daher: "Wir wüssten gerne, wer als Nächstes gefeuert wird."
Ben Sulayem sieht hier allerdings keine Auskunftspflicht: "Müssen wir es ihnen sagen? Wenn sich bei den Teams etwas ändert, informieren sie uns dann? Nein, das tun sie nicht. Wir haben unsere eigenen Regeln, denen wir folgen." Es sei das "Business" der FIA, "wir tun, was immer gut für die FIA ist". Nach Verbandsangaben war Wittich drei Rennen vor Saisonende zurückgetreten, dieser Darstellung widersprach er aber: Er sei entlassen worden.
Fragen nach den Gründen für das Aus des deutschen Rennleiters Niels Wittich nach dem Großen Preis von Brasilien wies Ben Sulayem ebenfalls zurück. Auch, warum weitere hochrangige Offizielle den Verband Berichten zufolge verlassen mussten. "Das ist unsere Sache", sagte er: "Wir tun, was auch immer gut ist für die FIA." Das gehe niemanden etwas an.
Ben Sulayem regt sich über Fragen auf
Die Fahrer hatten in den vergangenen Monaten auch in anderen Angelegenheiten Kritik an der FIA und dem Präsidenten geübt. So schlug die Bestrafung von Top-Piloten wie Weltmeister Max Verstappen wegen vermeintlich unangemessener Sprache hohe Wellen. In dem offenen Brief hatten die Piloten auch eine klare Ansage an Ben Sulayem gerichtet: "Wir fordern den FIA-Präsidenten auf, auch seinen eigenen Ton und seine Sprache zu überdenken, wenn er mit unseren Fahrern oder über sie spricht." Auch in dieser Sache wird über interne Unstimmigkeiten innerhalb des Weltverbands berichtet.
In der Amtszeit von Ben Sulayem wurde auch das Tragen von Schmuck verboten und sanktioniert, zudem wurde vorgeschrieben, welche Unterwäsche zu tragen sei. Auch das hatte Proteste von Piloten ausgelöst, die sich bevormundet fühlten und fühlen.
Eine "Krise" innerhalb der FIA sieht Ben Sulayem aber nicht, diese werde "aus dem Fahrerlager und von der britischen Presse" herbeigeredet. "Bei allem Respekt, warum muss ich den Medien alles beantworten?", fragte er: "Ich habe eine Verantwortung gegenüber den FIA-Mitgliedern und dem Sport. Die Medien sind gut, aber sie haben kein Stimmrecht in der FIA. Ich wurde gewählt, um die FIA in Ordnung zu bringen, und das tue ich."
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa