Wende im "Krieg der Sterne" Nico Rosberg mutiert zum "Bad Boy"
25.08.2014, 11:25 Uhr
Haben sich derzeit nicht viel zu sagen: Die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton.
(Foto: REUTERS)
Bislang waren die Rollen bei Mercedes klar verteilt. Lewis Hamilton ist der "Bad Boy" und Nico Rosberg der "Good Guy" im Formel-1-Team. Spätestens seit dem Belgien-GP hat sich das Rollenverhältnis bei den Silberpfeilen jedoch gewandelt.
Bereits in der zweiten Runde ereignete sich der Vorfall, der dem Großen Preis von Belgien einen schalen Beigeschmack verpassen sollte. Bei einem fragwürdigen Überholversuch von Nico Rosberg schlitzte sich Lewis Hamilton auf der Ideallinie seinen Hinterreifen am Frontflügel seines Teamkollegen auf. "Nico hat mich getroffen", schimpfte der Brite sofort über Funk und schlich auf drei Reifen Richtung Garage.
P. |
| Fahrer |
|
|
| Pkt. |
1. | Nico Rosberg | Mercedes | 220 | |||
2. | Lewis Hamilton | Mercedes | 191 | |||
3. | Daniel Ricciardo | Red Bull | 156 | |||
4. | Fernando Alonso | Ferrari | 119 | |||
5. | Valtteri Bottas | Williams | 110 | |||
6. | Sebastian Vettel | Red Bull | 98 | |||
7. | Nico Hülkenberg | Force India | 69 | |||
8. | Jenson Button | McLaren | 66 | |||
9. | Kevin Magnussen | McLaren | 45 | |||
10. | Felipe Massa | Williams | 10 |
Rosberg kam glimpflicher davon. Zwar demolierte er sich bei dem Auffahrunfall seine Frontpartie, der Sieg war aber immer noch in Reichweite. Ganz im Gegensatz zu Hamilton. Nach 39 Runden gab der WM-Zweite das Rennen entnervt auf. Punkte waren in Folge des Reifenschadens nicht drin, so dass er es vorzog, Material für den weiteren Saisonlauf zu schonen.
Während Rosberg nach einer wilden Aufholjagd hinter Red-Bull-Mann Daniel Ricciardo als Zweiter über die Ziellinie fuhr und damit seinen Vorsprung auf Hamilton auf 29 Zähler ausbaute, machte sich beim unterlegenen Silberpfeil-Piloten Resignation und Wut breit. Zwar bekam der 29-Jährige von Seiten der Teamleitung komplette Rückendeckung - Teamchef Toto Wolff und Aufsichtsratschef Niki Lauda machten Rosberg für dessen "inakzeptables" Manöver rund - Rosberg selbst stört das allerdings herzlich wenig und spricht von einem normalen Rennunfall.
Hitziges Team-Meeting

Beim Großen Preis von Belgien fuhr Nico Rosberg auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton auf.
(Foto: dpa)
Dass der Deutsche den Crash allerdings bewusst in Kauf genommen haben soll, verleiht dem ohnehin schon gereizten Klima im Mercedes-Rennstall eine völlig neue Brisanz. Beim Team-Meeting nach Rennende muss es hoch hergegangen sein. Zur Beruhigung der Situation hat dies zumindest keinesfalls geführt. Nicht anders ist es zu erklären, dass Hamilton im Anschluss fast alle Details an Journalisten ausgeplaudert hat.
"Wir hatten gerade ein Meeting. Er (Rosberg) hat praktisch gesagt, dass er es absichtlich gemacht hat. Er sagte, es sei Absicht gewesen. Er sagte, dass er es hätte vermeiden können. Er sagte: 'Ich habe es gemacht, um etwas zu beweisen'", teilte Hamilton fassungslos mit. Auf die Frage, wie er auf diese Aussage reagiert habe, antworte er nur kopfschüttelnd: "Das wollt ihr nicht wissen!"
Hamilton will Rosberg aus dem Weg gehen
Fest steht, dass das angeknackste Vertrauensverhältnis der beiden Streithähne nun vollends zerrüttet ist. Hamilton, der auf der Strecke beileibe kein Waisenknabe ist, hat für das Verhalten seines ehemaligen Kumpels nicht den Ansatz einer Erklärung. "Viele sagen mir, es war nicht zu vermeiden, dass wir früher oder später aneinander geraten würden. Doch der Meinung bin ich nicht. Wir haben es auch vorher schon geschafft, Rad an Rad zu kämpfen, ohne uns von der Bahn zu kegeln", rätselt Hamilton, um dann - etwas scheinheilig - die Interessen des Mercedes-Teams in den Vordergrund zu stellen. "Oberste Priorität hat der Rennstall. Das bedeutet für uns Fahrer, sich nicht gegenseitig in die Kiste zu fahren."
Worte, die Wolff und Lauda natürlich nur allzu gerne hören. Doch wenn es auf der Piste hart auf hart kommt, hat Hamilton (glücklicherweise) auch das Messer zwischen den Zähnen. Spätestens seit dem Teamorder-Gate von Ungarn ist das kein Geheimnis mehr. Offenbar hat der missachtete Funkspruch Rosberg in der Sommerpause ins Grübeln gebracht und nun folgte in Spa die Retourkutsche. Der Ausspruch, wenn er denn stimmt, "ich habe es gemacht, um etwas zu beweisen" spricht eine deutliche Sprache und zeigt, dass der Sohn von Keke Rosberg eben nicht mehr nur der "Good Guy" sein will. Ob er sich dabei Freunde macht oder nicht, ist ihm ziemlich egal. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nette Typen nicht das Zeug zum Weltmeister haben.
Respekt hat sich Rosberg bei Hamilton auf Fälle verschafft. Nach dem 12. Von 19 Saisonrennen hat sich nicht nur der Punkterückstand beim Briten vergrößert, sondern auch seine Unsicherheit. "Wenn du mit 300 Sachen kämpfst, musst du deinen Rivalen vertrauen können. Als Nico zugab, dass er etwas beweisen wollte, weiß ich nun ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich das nächste Rennen angehen soll. Ich muss wohl sicherstellen, dass wir uns gar nicht erst so nahe kommen." Zahme Töne vom einstigen "Bad Boy".
Quelle: ntv.de, sport.de