Formel1

Friedenspfeife nicht angezündet Red Bulls weiter auf Crashkurs

Deeskalation oder neue Konfrontation: Selten hat die Formel 1 so viele brisante Teamduelle erlebt wie in diesem Jahr. Vettel gegen Webber, Button gegen Hamilton, Alonso gegen Massa, Schumacher gegen Rosberg - in den vier führenden Teams von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes herrscht vor dem Großen Preis von Kanada eine angespannte Atmosphäre.

"Mark und ich sind Racer. Wir sind Profis und an unserer Zusammenarbeit wird sich nichts ändern", sagte Vettel nach dem "Friedensgipfel".

"Mark und ich sind Racer. Wir sind Profis und an unserer Zusammenarbeit wird sich nichts ändern", sagte Vettel nach dem "Friedensgipfel".

(Foto: dpa)

Der Zwischenfall ist zwei Wochen her, ein besonderes Reizklima herrscht bei den "Roten Bullen" noch immer. Vor dem Rennen am Sonntag auf der Ile Notre Dame in Montréal sind Sebastian Vettel und Mark Webber noch immer unterschiedlicher Ansicht über den Unfallhergang beim Großen Preis von Istanbul, als die beiden in Führung liegenden Red Bulls selbstverschuldet kollidierten. Daran hat auch der initiierte Friedensschluss in der vergangenen Woche nichts geändert.

"Jeder hat seine Meinung", sagte der Australier Webber in Montréal. Sein deutscher Teamkollege wehrte ebenfalls alle Fragen nach einer Entschuldigung ab. "Was passiert ist, was schlecht für uns beide, besonders für das Team", sagte der 22-Jährige und wollte viel lieber nach vorn schauen: "In der Formel 1 geht es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft."

In Istanbul war Vettel der große Verlierer: Er blieb ohne Punkte.

In Istanbul war Vettel der große Verlierer: Er blieb ohne Punkte.

(Foto: dpa)

Doch einen erneuten Crash mit dem eigenen Teamkollegen wollten weder er noch Webber ausschließen. "Jede Situation ist anders. Die Fans wollen, dass wir gegeneinander fahren. Man kann keine Regeln aufstellen", sagte Webber.

Wahrheit auf dem Asphalt

Die PS-Protagonisten aus den anderen Teams sprachen in Montréal hingegen viel von Vernunft. "Wenn man seinen Teamkollegen überholt, sollte das risikolos sein", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Türkei-Sieger Lewis Hamilton meinte: "Man muss das Risiko ausbalancieren."

Doch bei aller Vernunft gilt weiterhin: Die Wahrheit liegt auf dem Asphalt. Wer um die WM-Krone mitfahren will, muss zunächst einmal den Teamkontrahenten besiegen. "Teamkollegen können keine Freunde sein" - Niki Laudas Worte von einst gelten heute mehr denn je. Das schöne für die Fans ist: Schon lange gab es nicht mehr so viele Titelkandidaten aus so vielen Teams wie in dieser Saison. "Das ist ein harter Kampf. Die Dinge können sich ganz schnell ändern", glaubt auch Vettel.

Spitze dicht gedrängt

Vor dem achten von 19 Saisonrennen führt Webber das WM-Klassement mit 93 Punkten an. Ihm folgt das McLaren-Duo Jenson Button (88) und Hamilton (84). Vierter ist Fernando Alonso (79) vor Vettel (78), Robert Kubica im Renault (67) und Felipe Massa (67) im zweiten Ferrari. Selbst Mercedes-Paarung Nico Rosberg (66) als Achter und Michael Schumacher (34) als Neunter sind noch nicht abgeschrieben.

Längst wird darüber spekuliert, ob die Teams den ein oder anderen Fahrer bevorzugen. Bei Red Bull wird gemutmaßt, dass der junge Vettel besser ins Marketingkonzept des Energydrink-Herstellers und Team-Namensgebers passt als der elf Jahre ältere Webber. Der Australier hält sich aber bisher nicht an das Saison-Drehbuch: Statt Vettels Schattenmann zu sein, führt er die WM an. Und Vettel weiß schon jetzt: Auch 2011 wird Webber ihm einheizen.

Viel Konfliktpotenzial bei McLaren

Lewis Hamilton ist bislang die Nr. 2 bei McLaren hinter Jenson Button.

Lewis Hamilton ist bislang die Nr. 2 bei McLaren hinter Jenson Button.

(Foto: dpa)

Bei Red Bulls derzeit schärfstem Konkurrenten McLaren brennt ebenfalls die Lunte. Die beiden Profiteure der Kollision von Vettel und Webber in der Türkei hätten sich beinahe ebenfalls von der Piste gerammt: Lewis Hamilton war alles andere als "amused", dass ihm sein britischer Landsmann Button mit einem Angriff beinahe noch den Sieg vermasselt hätte. Mit der Anweisung, Benzin zu sparen und Reifen zu schonen, pfiff Teamchef Martin Whitmarsh den Weltmeister zurück.

Verschwörungstheorien haben derzeit auch Hochkonjunktur bei Mercedes GP. Angeblich werde der 41-jährige Schumacher seinem 17 Jahre jüngeren Teamkollegen Rosberg bevorteilt. Sein enges Verhältnis zu Teamchef Ross Brawn, mit dem Schumacher alle seine sieben WM-Titel gewann, zahle sich aus. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug wehrt alle Spekulationen ab und betont, dass bei Mercedes alle Fahrer gleich behandelt werden.

Schumachers Ex-Team Ferrari setzt vor allem auf den Spanier Alonso. Doch Massa gibt sich längst geschlagen. Anders als der zweimalige Weltmeister hat der Brasilianer in allen Rennen Punkte geholt. Seine Konstanz brachte ihm immerhin schon einmal einen Vertrag bis 2012 ein.

Quelle: ntv.de, dpa

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