Coulthard über die DTM und Red Bull "Vettel wird am Crash wachsen"
05.06.2010, 13:41 Uhr
"Sie waren nie die besten Freunde": David Coulthard sieht eine natürliche Rivalität in einem Formel-1-Team wie Red Bull.
(Foto: picture alliance / dpa)
Für David Coulthard ist die DTM auch nach zwei Rennen immer noch Neuland, der Ex-Formel-1-Fahrer tut sich schwer in der neuen Rennserie. Im n-tv.de-Interview spricht der schnelle Schotte über seine Anlaufschwierigkeiten, Probleme mit dem Scheibenwischer, den Unterschied zur Formel 1 und den Red-Bull-Unfall zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel am vergangenen Wochenende.
n-tv.de: Nach zwei Rennen, wie ist Ihr Gefühl im DTM-Auto?
David Coulthard: Es fühlt sich immer mehr nach meinem Zuhause an. Vieles hat sich geändert. Für mich ist alles neu im Vergleich zu den Jahren in der Formel 1, es ist ein komplett anderes Konzept. Das erlernt man Schritt für Schritt. Aber wir müssen das unter dem Druck des Wettbewerbs lernen.
Zum Beispiel?
Als es zum ersten Mal regnete hatte ich keine Ahnung, wie ich den Scheibenwischer anstellen konnte. Es braucht eben Zeit, aber es ist auch nicht einfach, weil wir in einer Meisterschaft fahren.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen einem DTM-Wagen und einem Formel-1-Fahrzeug?

Rasende Post: Derzeit fährt David Coulthard in der DTM noch hinterher.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Formel-1-Auto ist ein sehr schneller Sportwagen. Dagegen ist ein DTM-Auto etwa wie eine C-Klasse von AMG. Wenn Sie einen SLS AMG und eine C-Klasse auf dem Nürburgring fahren, dann erwarten Sie schnellere Beschleunigung, schnellere Kurvenfahrten und späteres Bremsen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist mit einem SLS einfach höher als mit einer C-Klasse. Mehr Leistung, mehr Abtrieb – einfach mehr Potenzial als in der DTM. Man muss sich diesem niedrigeren Niveau anpassen. Es ist schwieriger von einem hohen Niveau auf ein niedrigeres runterzukommen als umgekehrt.
Sind die Autos in der Formel 1 dieses Jahr langsamer als in der Vergangenheit?
Nein. Die Autos heute haben mehr Abtrieb als früher. Allerdings werden die technischen Regularien immer wieder geändert, sodass die Autos vielleicht deshalb etwas langsamer werden. Wir reden da aber über eine halbe, maximal eine Sekunde. Das hält ohnehin höchstens ein Jahr. Die Teams verbessern die Autos jedes Saison und dadurch werden sie wieder schneller.
Wie ist es mit dem Start bei der DTM? Der hat Ihnen Schwierigkeiten bereitet.
Das Startsystem funktioniert gut. Ich kam aber nicht gut weg bei meinen zwei Rennen bisher. Ich hatte durchdrehende Räder und kam dann ins Getümmel.
Der Kampf in der DTM ist hart. Es wird auf Kontakt gefahren. In der Formel 1 bedeutet eine Berührung hingegen meistens das Aus.
Die Regeln sind dieselben. Man hat immer Kontakt im Motorsport, weil immer gekämpft wird. Das ist Teil eines Rennens.

Fataler Crash: Red Bull hat durch das Zusammentreffen zwischen Webber und Vettel viele Punkte verloren.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie sind Berater beim Red-Bull-Team. Was denken Sie über den Crash zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel am vergangenen Wochenende?
Während meiner Arbeit als BBC-Reporter habe ich vor dem Rennen mit Adrian Newey gesprochen. Ich habe ihn gefragt, wie er mit dem teaminternen Duell zwischen den beiden Fahrern umgeht. Beide führten die Meisterschaft an, auch eine Herausforderung für das Team. Er sagte, sie sind beide Profis und können das managen, ebenso wie das Team. Die Realität aber ist, dass beide um den Titel fahren. Da ist es unausweichlich, dass es Meinungsverschiedenheiten geben wird. Beide wollen gewinnen. Das Problem in Istanbul war, dass Mark im Benzinsparmodus war und Sebastian nicht.
Wer hatte letztlich Schuld?
Mark hat Sebastian ausreichend Platz zum Überholen gegeben. Sebastian kam nicht ganz vorbei und hat nach innen gezogen, die Autos kollidierten. Am Ende ist es aber nicht so entscheidend, ob es Marks Fehler war oder Sebastians. Es hat Red-Bull-Racing viele Punkte gekostet. Aber so ist der Rennsport. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Das ist das Leben.
Sie kennen den Wettbewerb innerhalb eines Teams. Wie ist das Klima jetzt nach diesem Vorfall?
Die beiden waren auch zuvor nicht die besten Freunde, warum sollten sie auch? Nur weil sie im selben Team sind? Ich denke, sie haben ein gut funktionierendes Verhältnis und sie haben einen gesunden Respekt vor dem Speed des jeweils anderen. Das ist das Entscheidende in jeder Beziehung. Egal ob beruflich oder privat mit einem Partner. Man braucht auch schlechte Ereignisse, um das Ganze voranzubringen.
Kann Sebastian mit diesem Vorfall und den Rückschlägen wachsen?
Sebastian wird damit wachsen und auch Red Bull wird daran wachsen. Sie haben so etwas vorher noch nicht erlebt. Das wird sie weiterbringen.
Zurück zur DTM: Was sind Ihre Ziele für das kommende Rennen auf dem Lausitzring?
Mein erstes Ziel ist es, das Rennen zu beenden. Das ist die oberste Priorität. Dabei kann ich am meisten lernen. Ich versuche mich von einer Qualifying-Session zur nächsten zu kämpfen und so einen guten Startplatz herauszuholen. Den Rest versuche ich zu genießen, ins Ziel zu kommen und einen möglichst guten Platz zu holen. Aber ich bin momentan nicht in der Position in der es um Punkte oder mehr geht.
Wie sieht es in zwei bis drei Jahren aus? Welche Ziele wollen Sie erreichen?
Momentan denke ich von Rennen zu Rennen. Das ist der beste Weg für mich. Derzeit ist es ein Geschenk in der DTM zu fahren, eine erfreuliche Erfahrung und eine Herausforderung. Mercedes ist ein guter Partner dafür. Wir kennen uns gut. Wir werden sehen.
Mit David Coulthard sprach Markus Mechnich.
Quelle: ntv.de