"Maß und Mitte verloren" Bahn kontert Fan-Vorwürfe zu Chaos in Gelsenkirchen
19.06.2024, 01:07 Uhr
Bei der Partie England gegen Serbien (1:0) hatten die britischen Fans auch während des Spiels zu leiden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der öffentliche Nahverkehr in Deutschland sorgt international für Negativschlagzeilen. Nach der EM-Partie in Gelsenkirchen stranden britische Fans am Hauptbahnhof. Auf Social Media machen sie ihrem Unmut Luft. Bei der Deutschen Bahn beißen sie mit ihrer Pauschalkritik auf Granit.
Die Deutsche Bahn hält die Kritik an dem angeblichen Zug-Chaos nach einem EM-Gruppenspiel in Gelsenkirchen für weit überzogen. "Da ist mitunter eine Generalkritik an der Stadt und ihren Bewohner artikuliert worden, die Maß und Mitte verloren hat", kritisiert der für die Bahnhöfe zuständige Vorstand der Infrastruktursparte, Ralf Thieme, gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Man kann darüber streiten, wie oft Züge bei einem solchen Event fahren müssen - in Gelsenkirchen sind sie nach dem Spiel alle paar Minuten abgefahren. Wenn aber 50.000 Leute aus dem Stadion strömen, bekommen naturgemäß nicht alle die erste Bahn."
Dafür die Stadt zu einem "Un-Ort in Deutschland" zu erklären, werde dieser Frage nicht gerecht, ergänzte Thieme. Bei den nächsten Spielen werde die Bahn verstärkt auf alternative Fahrtrouten hinweisen. Außerdem solle beim nächsten Spiel ein Sonderzug von Gelsenkirchen in Richtung Düsseldorf und Köln eingesetzt werden.
Nach der Fußball-EM-Partie England gegen Serbien am vergangenen Sonntag hatten Fans über Chaos bei der Abreise aus Gelsenkirchen geklagt. Noch Stunden nach Abpfiff waren die Bahnsteige überfüllt, wie Videos in sozialen Medien zeigten. Zuvor hatte bereits die Stadtverwaltung die teils heftigen Vorwürfe der britischen Fanorganisation "Free Lions" zurückgewiesen. Auch die Nahverkehrsgesellschaft Bogestra konterte die Kritik. Man habe vor Herausforderungen gestanden, die bei großen Sportereignissen nicht ungewöhnlich seien, sagte ein Sprecher dem "Spiegel": "Als Verkehrsunternehmen haben wir einen Job gemacht, der adäquat war."
Entschuldigung bei 150 österreichischen Fans
Dagegen bat die Bahn Fans aus Österreich um Entschuldigung, die am Montag aufgrund einer Baustelle erst zur zweiten Halbzeit des Spiels ihrer Nationalmannschaft in Düsseldorf angekommen waren. "Wir werden einen guten und kulanten Weg finden, sie zu entschädigen", versprach Thieme. Es sei nur diese einzige Baustelle nicht rechtzeitig vor Beginn des Turniers fertig geworden, weil in der Nacht von Sonntag auf Montag dort eine Baumaschine kaputtgegangen sei. Von Tausenden gestrandeten Fans könne nicht die Rede sein, widersprach der Vorstand anderslautenden Meldungen. Es gehe um rund 150 betroffene Fans, für die die Verspätung aber "total ärgerlich" gewesen sei.
Ansonsten ist die Bahn mit dem Auftakt der EM zufrieden: 1,2 Millionen Fahrgäste zählte das Unternehmen am ersten Wochenende, darunter 100.000 Fans. Zu gewalttätigen Übergriffen sei es nicht gekommen. "Das erste Wochenende verlief völlig friedlich", sagt Thieme. Dafür sorgen neben 6000 Bundespolizisten und 4000 eigenen Sicherheitsleuten auch Polizisten aus den Heimatländern der Nationalmannschaften, die ihre Fans begleiten.
Quelle: ntv.de, mau