Wohin führt der Sensationslauf? Gegen Preußen Münster ist kein Kraut gewachsen
30.03.2024, 18:07 Uhr
In der Rückrunde nicht zu bremsen: Torjäger Malik Batmaz und seine Preußen aus Münster.
(Foto: IMAGO/Noah Wedel)
Der siebte Sieg in Serie, der 30. Punkt in der Rückrunde und der Sprung auf Platz drei: Fußball-Drittligist Preußen Münster arbeitet weiter mit Nachdruck am Durchmarsch aus der Regionalliga. Gegen Dynamo Dresden strapaziert der Aufsteiger aber das Glück.
Bei Preußen Münster klappt derzeit alles. Der Aufsteiger aus der Regionalliga hat in der Rückrunde dermaßen an Tempo aufgenommen, dass die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann einen Konkurrenten nach dem anderen überholt. An diesem Samstagnachmittag etwa Dynamo Dresden, den Topfavoriten auf den Aufstieg in die 2. Liga. Mit 1:0 ging das Spitzentreffen an die Preußen, die ihr Glück gegen die Sachsen allerdings massiv strapazierten. Tief in der Nachspielzeit etwa rettete Keeper Maximilian Schulze Niehues überragend gegen Robin Meißner. Der 35 Jahre alte Keeper bügelte einen Fehler seiner Vorderleute aus. Dresden hatte zuvor bereits einmal die Latte getroffen und nach einer strittigen Szene im Strafraum keinen Elfmeter bekommen.
Das Tor zum siebten Sieg in Serie hatte Malik Batmaz kurz nach der Halbzeit erzielt. Coach Hildmann hat sich nach der unterlegenen ersten Halbzeit mehr Aktivität gewünscht. Und seine Spieler setzten das schnell um. Eine Hereingabe von der rechten Seite setzte Stürmer Batmaz mit dem Kopf in bester Uwe-Seeler-Manier ins lange Eck. Ein sehenswerter Treffer, gegen den Dynamo-Schlussmann Kevin Broll chancenlos war. Durch die Niederlage fallen die Dresdner aus den Aufstiegsrängen und auf Rang vier zurück. Münster dagegen schiebt sich auf Rang drei hoch. In der möglichen Relegation würde, Stand jetzt, der 1. FC Kaiserslautern warten, Hildmanns Ex-Klub.
Doch mit diesen fernen Hätte-wäre-wenn-Szenarien mochte sich der enthemmt tanzende Übungsleiter nicht beschäftigen. "Da muss ich selber über mich lachen", sagte Hildmann bei Magentasport zu seiner kleinen Einlage. "Ich freue mich so, weil so einfach so geil ist. Du hast den siebten Sieg in Folge geholt. Wir haben Dresden, den absoluten Topfavoriten geschlagen. Ich kann mich mit Superlativen gar nicht mehr bremsen."
Dynamo-Coach hadert mächtig
Hildmann, der die Mannschaft zum Jahreswechsel 2020 übernommen hatte und mit ihr am Ende der Saison aus der 3. Liga abgestiegen war, genoss diesen besonderen Moment im ausverkauften und stimmungsvollen Preußen-Stadion, das derzeit 11.744 Menschen Platz bietet. Eine herausragende Kulisse in jener altehrwürdigen Kultstätte an der Hammer Straße, in der sich zu den Glanzzeiten des Klubs in den 1950er-Jahren über 40.000 Zuschauer tummelten, um etwa den legendären 100.000-Mark-Sturm mit Rudi Schulz, Sigi Rachuba, Fiffi Geritzen, Jupp Lammers, Friedel Weghorst, Alfred Preißler und Werner Erb zu bestaunen.
Weit weg von diesem Heldenstatus ist die aktuelle Stürmergeneration um eben Batmaz (16 Saisontore) und Joel Grodowski (18 Treffer) und Gerrit Wegkampf (8 Tore). Ein prominenter Platz in den Klubchroniken wäre den Spielern jedoch sicher, sollte sie den Traditionsverein nach 33 Jahren tatsächlich zurück in Liga zwei schießen. Doch der Weg dorthin wird in den nächsten Wochen sehr arbeitsreich. Mit Jahn Regensburg und Mitaufsteiger SSV Ulm warten an kommenden beiden Spieltagen die Mannschaften, die in der Tabelle vor den Preußen stehen. Nach drei Jahren im Nadelöhr Regionalliga West (auch als "Schweineliga" bekannt), in der man unter anderem dem großen Rot-Weiss Essen einmal den Vorzug lassen musste, ist der aktuelle Lauf eine kleine Sensation.
In die Duelle gehen die Schwarz-Grün-Weißen aber nicht als Außenseiter. Mit 30 Punkten sind die Münsteraner das mit Abstand beste Team der Rückrunde. Neben neun Siegen gab es drei Punkteteilungen, eine Niederlage dagegen nicht. "Wir können nur noch gewinnen und gar nichts verlieren", bekannte Hildmann bei Magentasport zum Szenario des möglichen Durchmarschs. "Wir sind ein demütiger Aufsteiger, haben schon tolle Spiele gezeigt. Diese Leichtigkeit macht uns vielleicht so stark." Davon ist bei den Dresdnern indes nichts zu spüren. "Wir waren die klar bessere Mannschaft. Es ist ärgerlich, weil wir das die ganze Saison haben. Wenn du deine Chancen nicht machst, stimmen die Ergebnisse nicht. Wir arbeiten dran", ärgerte sich Coach Markus Anfang.
Einziger klitzeklitzekleiner Wermutstropfen für die Preußen: Mitaufsteiger und Mitaufstiegskonkurrent SSV Ulm feierte einen ganz späten Ausgleich - in letzter Minute durch Thomas Kastanaras (90.+4). Der SSV bleibt damit auf einem direkten Aufstiegsrang, einen Punkt vor Münster und zwei vor Dresden.
Quelle: ntv.de, tno