Fußball

Die nächste Vorführung für Mourinho Barça-Komplex frisst Real auf

Startrainer Jose Mourinho fand in Barcelona-Coach Josep Guardiola erneut seinen Meister.

Startrainer Jose Mourinho fand in Barcelona-Coach Josep Guardiola erneut seinen Meister.

(Foto: AP)

Auch fünfzehn Siege in Folge und das schnellste Tor der Clásico-Geschichte helfen Real Madrid nicht, Barcelona zu schlagen. Die Katalanen zelebrieren ihre Fußballkunst, während Mesut Özil abtaucht. "Barça ist einfach besser. Das ist die reine Wahrheit", schluchzt Madrids Presse.

Lionel Messi (l.) blieb ohne Tor in Madrid, Reals Marcelo blieb ohne Punkte.

Lionel Messi (l.) blieb ohne Tor in Madrid, Reals Marcelo blieb ohne Punkte.

(Foto: REUTERS)

Das Fazit des 248. Clasicos ist eindeutig, und es ist unheimlich bitter für die "Königlichen": Selbst das stärkste Real Madrid der letzten Jahre ist für den FC Barcelona von Josep Guardiola zu schwach. Die Startruppe von Jose Mourinho hat die Vorherrschaft der Katalanen im spanischen Fußball nicht brechen können. "Barça ist einfach besser. Das ist die reine Wahrheit", räumte die Madrider Sportzeitung "As" nach dem 3:1-Sieg der Katalanen im "Clásico" im Bernabéu-Stadion ein. Das Konkurrenzblatt "Marca" verlieh dem FC Barcelona das Prädikat "kaiserlich".

Dabei hatten die Madrilenen im Spiel gegen den Erzrivalen alle Trümpfe in der Hand: Sie hatten zuvor 15 Pflichtspiele hintereinander gewonnen und damit den 51 Jahre alten Rekord der Elf um die Fußball-Legende Alfredo di Stéfano eingestellt. Ihnen bot sich als Tabellenführer die Chance, mit einem Sieg die Weichen zum Titelgewinn zu stellen, Barcelona hatte den größeren Druck und zuvor nur neun von 18 Auswärtspunkten geholt. Damit nicht genug: Nur 22 Sekunden nach dem Anpfiff der Partie gegen Barça lagen die Platzherren mit 1:0 in Führung. Karim Benzema hatte nach einem Abspielfehler von Torwart Víctor Valdés den schnellsten Treffer in der Geschichte der "Clásicos" erzielt.

All dies sollte den Madrilenen jedoch wenig nützen. Lionel Messi bereitete noch vor der Pause den Ausgleich durch Alexis Sánchez (30. Minute) vor. Xavi (53.) und Cesc Fàbregas (66.) erzielten die Siegtreffer für die Katalanen, die seit dem Amtsantritt von Trainer Josep Guardiola vor gut drei Jahren in der Liga keinen "Klassiker" verloren und gegen Real eine stolze Bilanz von sechs Siegen und einem Remis bei 20:4 Toren aufweisen.

Weihnachtsmeisterschaft als Trost

Endgültig geschlagen: Real-Keeper Iker Casillas liegt nach dem 3:1 für Barcelona im eigenen Tor.

Endgültig geschlagen: Real-Keeper Iker Casillas liegt nach dem 3:1 für Barcelona im eigenen Tor.

(Foto: REUTERS)

"Unsere Serie ist auf sehr traurige Art und Weise gerissen. Jetzt müssen wir wieder aufstehen", sagte Torhüter Iker Casillas. Seit Mai 2008 hat Madrid  den großen Rivalen in der Meisterschaft nicht mehr besiegt. "Eine  weitere Vorführung", urteilte "El Mundo Deportivo". "Der Komplex frisst die Mannschaft und den Trainer teilweise auf", erkannte die  Madrider Sporttageszeitung "AS".

Real-Trainer José Mourinho tröstete sich damit, dass seine Elf punktgleich mit Barça auf dem 2. Platz rangiert und ein Spiel weniger ausgetragen hat. "Wenn wir am kommenden Wochenende beim FC Sevilla punkten, können wir als Tabellenführer Weihnachten feiern", sagte der Portugiese. Die Niederlage führte er auf Pech zurück: "Das Glück gab den Ausschlag." Damit dürfte Mourinho die beiden Torchancen gemeint haben, die sein Landsmann Cristiano Ronaldo vergab.

Der teuerste Fußballer der Welt scheint davon besessen zu sein, die Nummer eins in der Welt zu werden. Daher verkrampft er jedes Mal, wenn er auf den Rivalen Messi trifft. Ganz anders der Argentinier: Der Weltfußballer des Jahres 2010 zeigte eine gute Partie, auch wenn er ebenso wie Ronaldo ohne Treffer blieb.

Guardiola sticht Mourinho aus

Mourinho wird aber auch gewurmt haben, dass er im Duell der Taktiker erneut gegen Barca-Coach Josep Guardiola den Kürzeren zog. Der reagierte nach dem starken Beginn, stellte sein Team taktisch um und leitete damit die Wende ein. "Zu den ersten 15 Minuten kann man Real nur gratulieren. Wir haben danach so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich bin mehr als glücklich darüber, wie wir  zurückgeschlagen haben", sagte Guardiola. Auf einen taktischen Konter Mourinhos warteten sein Team und die Real-Fans vergeblich.

Schwach: Mesut Özil kann in "Clasicos" nicht glänzen.

Schwach: Mesut Özil kann in "Clasicos" nicht glänzen.

(Foto: AP)

Bundestrainer Joachim Löw dürfte auf der Tribüne nicht allzu viele neue Erkenntnisse gewonnen haben. Mesut Özil stand bei Real zwar überraschend in der Startelf und absolvierte ein großes Laufpensum, trug aber wenig zum Spielaufbau bei und wurde nach 58 Minuten ausgewechselt. "Ich hatte mir erhofft, dass Özil eine tolle Leistung bringt", kommentierte Mourinho das schwache Spiel seiner Nr. 10. Sami Khedira begann die Partie auf der Ersatzbank und kam erst ins Spiel, als Real kaum noch etwas gegen Barça auszurichten hatte.

Wird es wieder nichts?

Die überlegene Art und Weise, mit der die Katalanen den Erfolg letztlich herausspielten, versetzte den Hoffnungen der Madrilenen einen herben Dämpfer. Die Real-Fans waren ins Stadion geströmt mit der Überzeugung: "In dieser Saison werden wir es packen." Nach dem Schlusspfiff war die Stimmung in Pessimismus umgeschlagen und es herrschte, wie "As" beobachtete, der Eindruck vor: "Diesmal wird es wohl wieder nichts werden."

Barça gewann die Titel der vergangenen drei Jahre. "Barcelona stürmte das Bernabéu-Stadion, als wäre es eine Schokoladen-Burg", schrieb die Zeitung "El Mundo". "Die alte Ordnung im spanischen Fußball bleibt bestehen."

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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