Blamable Partie gegen Hannover Bochum geht sang- und klanglos
08.05.2010, 18:49 UhrZum sechsten Mal muss der VfL Bochum den schmerzlichen Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Der Revierclub bleibt den Nachweis der Klassenreife im letzten Spiel schuldig. Hannover feiert hingegen den Klassenerhalt. Nach Spielende kommt es zu Ausschreitungen.
Der nervenschwache VfL Bochum hat aus der Fußball-Bundesliga verabschiedet. Nach dem blamablen 0:3 (0:3) im "Endspiel" der Kellerkinder gegen Hannover 96 steigt der Revierclub bereits sechsten Mal in die 2. Liga ab. Die Torschützen Arnold Bruggink (9.), Mike Hanke (23.) und Sergio Pinto (45.) besiegelten vor 30.748 Zuschauern im ausverkauften rewirpowerSTADION die fünfte aufeinanderfolgende Schlappe des VfL. Dagegen feierten rund 10.000 mitgereiste Gäste-Fans am Ende einer turbulenten Saison mit dem bereits dritten Trainer Mirko Slomka überschwänglich den Klassenverbleib ihrer Mannschaft.
Der Glaube des für nur zwei Spiele zum Chefcoach beförderten Dariusz Wosz an eine Rettung in letzter Minute erwies sich als Wunschdenken. Schon nach wenigen Minuten schwanden alle Hoffnungen. Gleich der erste vielversprechende Angriff der Gäste versetzte den ohnehin nicht vor Selbstvertrauen strotzenden VfL-Profis einen herben Dämpfer. Zum Entsetzen der heimischen Zuschauer beförderte Bruggink ein Zuspiel von Hanno Balitsch mit einem Schuss aus 14 Metern in das Tor. Das frühe 0:1 hinterließ mächtig Wirkung: Zwar mangelte es den Gastgebern weiterhin nicht an Einsatz, wohl aber an Durchschlagskraft und Qualität. Zudem taten sich in der Deckung bedenkliche Lücken auf.
Rückstand bereits zur Pause
Diese Schwächen nutzten die Norddeutschen eiskalt aus. Nur 14 Minuten nach der von den eigenen Fans stürmisch gefeierten Führung schlugen sie erneut zu. Umringt von konfusen Gegenspielern reagierte Hanke am schnellsten und markierte mit einem platzierten Schuss von der Strafraumgrenze das 2:0. Wie ein angeschlagener Boxer ergab sich der VfL danach in sein Schicksal: Wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff beseitigte Pinto alle Zweifel am vierten Auswärtssieg seiner Mannschaft. Nach Pass von Manuel Schmiedebach ließ der Mittelfeldspieler Torhüter Philipp Heerwagen keine Chance.
Damit lagen die Bochumer wie schon in den Heimspielen gegen den FC Bayern, VfB Stuttgart und Borussia Dortmund bereits zur Pause vorentscheidend zurück. Mehr als Kampf hatten sie auch in der 2. Halbzeit nicht zu bieten. Nicht zuletzt deshalb wurde aus dem mit Spannung erwarteten Abstiegskrimi in der Schlussphase ein Langweiler. Nur bei einem von 96-Keeper Florian Fromlowitz gehaltenen Kopfball des Abwehrspielers Anthar Yahia (63.) war Torgefahr erkennbar. Unter den Freudengesängen ihrer Anhänger retteten die Gäste die komfortable Führung ohne große Mühe über die Zeit.
Randale nach dem Abpfiff
Unmittelbar nach Spielende ist es im Stadion zu Ausschreitungen gekommen. Mehrere Dutzend zum Teil vermummte VfL-Anhänger kletterten über die Zäune und versuchten, auf das Spielfeld zu stürmen. Dabei schleuderten sie Gegenstände, ein Ordner wurde von einem Plastikstuhl am Kopf getroffen und musste ärztlich behandelt werden.
Im Gegensatz zu den Krawallen im Berliner Olympiastadion im Anschluss an das Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Nürnberg Mitte März waren Ordner und Polizisten unmittelbar zur Stelle. Nur wenige Hooligans schafften es bis auf das Spielfeld, wo sie sofort gestellt und in Gewahrsam genommen wurden.
Einem Krawallmacher gelang es allerdings, Bochums Abwehrspieler Mergim Mavraj von hinten zu stoßen, woraufhin Mavrajs Mitspieler Anthar Yahia und Marcel Maltritz zur Hilfe eilten und sich eine Rangelei mit den Hooligans lieferten. "Gewalt verurteile ich grundsätzlich. Ich kann aber verstehen, dass sich in diesen 90 Minuten Aggressionen aufgebaut haben", sagte VfL-Sportvorstand Thomas Ernst.
Quelle: ntv.de, dpa/sid