Fußball

Bieterwettstreit in England China träumt vom FC Liverpool

Für Fußball-Traditionalisten auf der Insel ist der Gedanke noch gewöhnungsbedürftig, doch schon bald könnten Chinesen das englische Kulturgut FC Liverpool kaufen - und zwar von zwei US-Amerikanern.

Der altehrwürdige FC Liverpool steht zum Verkauf. Den Zuschlag könnte China bekommen.

Der altehrwürdige FC Liverpool steht zum Verkauf. Den Zuschlag könnte China bekommen.

(Foto: dpa)

Der Bieterwettkampf um den FC Liverpool spitzt sich zu: Mehrere britische Zeitungen berichten, dass der Fußball-Traditionsclub schon bald China gehören könnte. Denn hinter dem Geschäftsmann Kenny Huang, der zu Wochenbeginn sein Interesse an dem überschuldeten Kultverein angemeldet hatte, stehe die China Investment Corporation (CIC).

Der Staatsfonds verwaltet die Auslandsinvestitionen Chinas, ein Vermögen von rund 300 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr belief sich die Rendite trotz der Finanzmarktkrise auf elf Prozent. Der Staatsfonds wurde 2007 in Peking mit dem Ziel gegründet, die vorhandenen chinesischen Währungsreserven so im Ausland einzusetzen, dass der Staat daraus Gewinne erzielen kann. Im Portfolio ist der Aktienanteil mit 25 Prozent gewichtet, der Bondanteil mit 18 Prozent. 9,4 Prozent der Gelder sind Wang zufolge in Hedgefonds investiert und 8,6 Prozent in Bargeld. Der CIC hält unter anderem Beteiligungen an der Blackstone Group und Morgan Stanley.

Drei ernsthafte Bieter, ein Außenseiter

Huang wollte die Meldungen über seine Verbindung zur CIC zunächst nicht kommentieren. Er bestätigte lediglich, Kontakt zum FC Liverpool aufgenommen und ein offizielles Kaufinteresse angemeldet zu haben. Ein konkretes Angebot habe er noch nicht hinterlegt. Schon seit Wochen wird darüber spekuliert, wer den 18-maligen englischen Meister übernehmen wird, genannt werden derzeit drei Hauptbieter. Neben Huang hoffen demnach eine Milliardärs-Familie aus Kuwait sowie eine Investorengruppe aus dem Mittleren Osten und Kanada unter Führung des Syrers Yahda Kirdi auf den Zuschlag. Auch die Rhone Group, ein Risikokapitalgeber aus den USA, ist erneut an einem Einstieg bei den "Reds" interessiert. Schon im März 2010 hatte der Hedgefonds erfolglos über einen Einstieg verhandelt.

Extrem unbeliebt: Würde ihnen der Verein nicht gehören, wären die derzeitigen Besitzer George Gillette und Tom Hicks (l.) längst zu unerwünschten Personen bei den "Reds" erklärt worden.

Extrem unbeliebt: Würde ihnen der Verein nicht gehören, wären die derzeitigen Besitzer George Gillette und Tom Hicks (l.) längst zu unerwünschten Personen bei den "Reds" erklärt worden.

(Foto: dpa)

Die Fans werden den "Neuen" vermutlich mit offenen Armen empfangen, denn die derzeitigen US-Besitzer Tom Hicks und George Gillett Jr. sind extrem unbeliebt. Sie hatten den Club vor drei Jahren für rund 219 Millionen Pfund (262 Mill. Euro) gekauft. Das Duo hatte unter anderem versprochen, ein neues Stadion mit 60.000 Sitzen zu errichten. Im August 2008 musste der Bau jedoch gestoppt werden, weil das Geld ausging. Stattdessen häufte sich ein Schuldenberg im zweistelligen Millionenbereich an. Weil es immer mehr Streit mit dem Management und Unmut bei den Fans gab, entschlossen sich Hicks und Gillett zum Verkauf. Welche Summe sie sich vorstellen, ist bislang noch nicht durchgesickert.

In diesem Zusammenhang wird das Angebot des Syrers Yahda Kirdi als wenig glaubwürdig eingeschätzt. Gemunkelt wird, das vermeintliche Interesse soll lediglich dazu dienen, den Preis hochzutreiben. Zwar hat Kirdi schon in der Vergangenheit über einen Kauf des FC Liverpool gesprochen, bisher aber keine konkreten Schritte zum Erwerb des Vereins folgen lassen.

Stabilität aus Fernost

Kenny Huang verhandelt für den chinesischen Staatsfonds CIC über einen Kauf des FC Liverpool.

Kenny Huang verhandelt für den chinesischen Staatsfonds CIC über einen Kauf des FC Liverpool.

(Foto: dpa)

Auch der Einstieg des chinesischen Staatsfonds bleibt derzeit noch eine Spekulation. "Times"-Autor Tony Evans hält die CIC dennoch für den Favoriten auf den Kauf: "Das Geld aus dem Fernen Osten würde die Zukunft des Clubs garantieren, die Stabilität wiederherstellen und einen Sinn in das Chaos der letzten drei Jahre bringen." Der "Guardian" berichtet derweil, dass die CIC bereits Morgan-Stanley-Aktien im Wert von 351,4 Millionen Pfund veräußert hat - jene Summe, die der Staatsfonds für Liverpool bieten möchte.

Bis spätestens Ende August wird eine Entscheidung erwartet, wobei die Chinesen den Kauf laut Huang am liebsten schon Mitte August abwickeln würden. Auf diese Weise bliebe dem Verein noch Zeit, bis zum Ende der Transferfrist am 31. August weitere Verstärkungen zu verpflichten. Geld dafür soll ebenso zur Verfügung stehen wie für den Bau des neuen Stadions. Zudem teilt der CIC auf seiner Website mit, "gewöhnlich keine aktive Rolle bei seinen Beteiligungen einzugehen und Einfluss auf die Unternehmenspolitik zu nehmen".

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen