Keine Torgnade mit MontenegroDFB-Elf feiert 10:0-Spektakel in EM-Quali

Erstes Pflichtspiel nach der bitteren WM-Enttäuschung, erster Kantersieg: Gegen den krass unterlegenen Außenseiter Montenegro schießt sich die deutsche Nationalmannschaft um Kapitänin Alexandra Popp zum Auftakt der EM-Qualifikation eindrucksvoll den Frankreich-Frust von der Seele.
Angeführt von der torhungrigen Kapitänin Alexandra Popp ist den deutschen Fußballerinnen exakt zwei Monate nach der verpatzten WM ein Start nach Maß in die EM-Qualifikation gelungen. Gegen den nur um Schadensbegrenzung bemühten Underdog Montenegro gewann der Rekordeuropameister in Kassel 10:0 (5:0) und machte den ersten, wuchtigen Schritt zur Endrunde 2021 in England. "Uns war bereits vor der WM klar, dass es mit der Mannschaft ein Prozess ist", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: "Deshalb geht es auch in solchen Partien darum Selbstvertrauen zu tanken und eine gewisse individuelle Verunsicherung zu lösen.
Die einsatzfreudige Popp (8./24./38.) erzielte im 102. Einsatz ihre Länderspiel-Tore 49 bis 51. Außerdem trafen bei sommerlicher Mittagshitze Svenja Huth (3.), Youngster Klara Bühl (34./59.), Sara Doorsoun (53.), Turid Knaak (54.), Lea Schüller (84.) und Linda Dallmann (88.) für die haushoch überlegene DFB-Elf. Am Sonntag fliegt die Mannschaft in die Ukraine, wo am Dienstag (16 Uhr im ZDF) mit dem Auswärtsspiel in Lwiw der wohl anspruchsvollste Prüfstein der Gruppe I ansteht. Die weiteren Gegner sind Griechenland und Irland.
Viel Spielwitz, aber kaum Gegenwehr
6275 Zuschauer im Auestadion, darunter auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff, sahen ein Spiel auf ein Tor. Montenegro verschanzte sich am eigenen Strafraum - und schon nach 136 Sekunden musste Torhüterin Ivana Cabarkapa erstmals hinter sich greifen, weil Huth nach einem Eckball aus kurzer Distanz traf und den Torreigen eröffnete. Voss-Tecklenburg setzte gegen die Nummer 98 der Welt auf eine verjüngte Startelf und veränderte vor allem die Abwehr. Rechts verteidigte Knaak, in der Zentrale lief die 17-jährige Lena Oberdorf an der Seite von Doorsoun auf. Weil Carolin Simon ihr Heimspiel in Kassel wegen Magenbeschwerden verpasste, wechselte Giulia Gwinn auf die linke Defensivseite.
Vier Tage nach einer ausführlichen und selbstkritischen WM-Aussprache legte das DFB-Team viel Spielwitz an den Tag, ohne jedoch ernsthaft geprüft zu werden. Merle Frohms vom SC Freiburg, die die an der Schulter verletzte Almuth Schult im deutschen Tor vertrat, konnte sich in ihrem fünften Länderspiel daher nicht auszeichnen. Die 18-jährige Bühl und Doorsoun durften dagegen ihre Premierentreffer feiern. Durch das Viertelfinal-Aus gegen Schweden (1:2) bei der WM in Frankreich hatte der zweimalige Weltmeister die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio verpasst. Somit hat Voss-Tecklenburg nun 22 Monate Zeit, bis zur EM im Mutterland des Fußballs an der Titelreife ihres Teams zu tüfteln