WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland DFB-Elf quält sich zum Remis
14.10.2009, 20:08 UhrEin fast durchweg enttäuschendes Spiel, ein finnisches Abwehrbollwerk und ein Tor durch einen Kullerball in letzter Minute - die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erreicht im abschließenden WM-Qualifikationsspiel mit viel Glück ein 1:1 gegen Finnland. Am Ende lacht nur Lukas Podolski.
Der Kölner Stürmer bewahrte die Deutschen zum Abschluss der WM-Qualifikation vor einer historischen Pleite bewahrt. Podolski sicherte dem Team von Bundestrainer Joachim Löw in Hamburg mit seinem Last- Minute-Tor zum 1:1 (0:1) nach enttäuschendem Spiel wenigstens noch einen Punkt gegen Finnland. Vier Tage nach dem 1:0-Erfolg in Russland konnte die deutsche Mannschaft die Spannung nicht aufrechterhalten und stand am Rande der ersten Niederlage gegen die Suomis seit 86 Jahren. Vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena hatte Jonatan Johansson (11.) die Gäste in Führung gebracht.
Erst im Schlussspurt stemmte sich die deutsche Elf energisch gegen die Pleite und wurde durch Podolski belohnt. Die größten Chancen zum Ausgleich hatten kurz zuvor die eingewechselten Miroslav Klose (84.) und Mesut Özil (85.) vergeben. Löw bieten sich in diesem Jahr jetzt noch zwei Möglichkeiten, seine WM-Kandidaten einem Check zu unterziehen: Am 14. November gegen Chile und vier Tage später gegen Ägypten.
Viel Schatten, kaum Konzentration
Langeweile statt Offensivspektakel: Bei dem vom Bundestrainer zum ersten Tauglichkeitstest für das WM-Turnier im kommenden Jahr ausgerufenen Schlussakkord der Qualifikation gab es viel Schatten und kaum Licht. Die gegenüber Moskau auf sechs Positionen veränderte Mannschaft passte sich dem gemächlichen Tempo der Suomis an, anstatt mit schnellen Kombinationen selbst den Rhythmus der Partie zu diktieren. Das Spiel litt vor allem darunter, dass etablierten Kräften wie Michael Ballack und Philipp Lahm die gewohnte Konzentration fehlte und diejenigen, die sich für höhere Aufgaben empfehlen sollten und wollten, unter ihren Möglichkeiten blieben.
So unterliefen der neuen Mittelfeld-Achse mit Piotr Trochowski und Thomas Hitzlsperger viele Fehlpässe, und der erstmals in die Startelf berufene Cacau fand überhaupt keine Bindung zum Spiel. Das lag aber nicht nur an der Formschwäche des Stuttgarters, sondern auch an der Systemumstellung Löws, der nach dem Ein-Stürmer-Spiel in Russland zum 4-3-3 zurückgekehrt war. Doch weder Cacau noch Lukas Podolski auf der linken Seite schafften es, in den Rücken der finnischen Abwehr zu kommen. So blieb auch Mario Gomez in der Mitte praktisch wirkungslos. "Das ist nicht das Spiel, das wir machen wollten", sagte Co-Trainer Hansi Flick in der Halbzeit sichtlich unzufrieden.
Özil belebt das Spiel
Mit der Einwechslung von Özil und einer taktischen Umstellung reagierte Löw auf die Unordnung in seinen Reihen. Die Aktionen wurden mit der Rückkehr zum 4-4-2 zwar energischer, aber nicht unbedingt zwingender. Geschickter stellten sich die Suomis an, deren dritter Platz in der Gruppe 4 bereits vorher feststand. Angetrieben von Regisseur Jari Litmanen nutzten die Gäste den Raum im Mittelfeld und spielten schnell und direkt in die Spitze.
In Moskau war Rene Adler unüberwindlich, doch gegen die Finnen wurde er nach Fehlern seiner Vorderleute früh bezwungen und musste erstmals nach 307 Minuten wieder einen Ball aus dem Netz holen. Andreas Beck verlor auf der rechten Abwehrseite das Laufduell gegen Roni Porokara, dessen Flanke erwischte Roman Eremenko mit dem Kopf vor Philipp Lahm und Johansson konnte in seinem 100. Länderspiel zur finnischen Führung abstauben, weil Westermann nicht eingriff.
Pfeifkonzert zur Pause
Ballack versuchte eine schnelle Antwort, doch der Weitschuss des Kapitäns flog knapp über den Torwinkel (16.). Weitere Angriffsbemühungen der deutschen Elf endeten meist schon weit vor dem Strafraum der Gäste. Beim Schuss von Eremenko (34.) verhinderte Adler sogar einen höheren Rückstand. Nach ideenlosen ersten 45 Minuten wurden die deutschen Spieler vom erwartungsvollen Hamburger Publikum mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Halbzeitpause verabschiedet.
Mesut Özil für den schwachen Hitzlsperger und Christian Gentner für Ballack sollten mehr Schwung in die Aktionen der Hausherren bringen, doch zunächst war einmal mehr Adler gefordert, der einen Schuss von Eremenko (49.) meisterte. Klare deutsche Chancen blieben dagegen auch im zweiten Durchgang zunächst Mangelware. In der 61. Minute musste Jussi Jääskeläinen erstmals zupacken, als Niklas Moisander einen Trochowski-Schuss Richtung eigenes Tor abfälschte.
Erst in der Schlussphase wurde der deutsche Druck stärker, woran Özil großen Anteil hatte. In der 67. Minute prüfte Verteidiger Beck den finnischen Keeper, dann zischte ein Schuss von Özil an der langen Ecke vorbei, schließlich beschwor ein Querschläger von Johansson (81.) noch einmal Gefahr vor dem Kasten der Gäste herauf. Doch erst Podolskis - eigentlich verunglückter - Schuss fand den Weg ins Tor.
Quelle: ntv.de, Jens Mende und Arne Richter, dpa