Fußball

Norwich erinnert an Huddersfield Dasselbe in Gelb und Grün?

Freude pur: Der Aufstieg ist perfekt.

Freude pur: Der Aufstieg ist perfekt.

(Foto: imago images / Focus Images)

Ein ehemaliger BVB-Trainer und deutsche Spieler: Der Aufstieg von Norwich City in die englische Premier League hat viele Parallelen zur Geschichte von Huddersfield Town. Doch es gibt auch Unterschiede zwischen den beiden Fußballklubs.

Es war alles vorbereitet an der Carrow Road in Norwich. Man musste ja davon ausgehen, dass der Zweitligist im letzten Heimspiel der Saison gegen die Blackburn Rovers den Aufstieg schaffen würde. Der Tabellenführer benötigte nur einen Punkt. Und tatsächlich kamen nach dem 2:1 durch die Tore des in Borussia Dortmunds Jugend ausgebildeten Marco Stiepermann und des einstigen Paderborners und Darmstädters Mario Vrancic die bereitgestellten Utensilien für den Erfolgsfall zum Einsatz. Die Champagner-Flaschen, die Flaggen mit der Aufschrift "We're going up!" und die T-Shirts in den Vereinsfarben Grün und Gelb, die verkündeten, in welcher Spielklasse der Klub künftig aktiv sein wird: "We are Premier League". Trainer Daniel Farke, vor zwei Jahren von Dortmunds zweiter Mannschaft in die Grafschaft Norfolk gewechselt, konnte sein Glück kaum fassen. "Es ist ein Moment voller Freude, voller Stolz. Es ist fantastisch, Weltklasse", sagte er im Gespräch mit "Sky Sports". Auch Englands Presse würdigte den Deutschen. "Farke-ing brilliant", schrieb die "Daily Mail".

Daniel Farke führt den Klub zurück ins Fußball-Oberhaus.

Daniel Farke führt den Klub zurück ins Fußball-Oberhaus.

(Foto: imago images / Action Plus)

Die Geschichte von Norwich Citys Rückkehr in die Premier League, wo der Klub zuletzt vor drei Jahren gespielt hatte, enthält unübersehbare Parallelen zu Huddersfield Towns Aufstieg vor zwei Jahren. In beiden Fällen bestand das Gerüst der Mannschaft aus Spielern, die auf dem deutschen Markt rekrutiert worden waren und dort eher dem Mittelklasse-Segment angehörten. Und in beiden Fälle wurde das Projekt von einem Trainer geleitet, der von Dortmunds Reserve gekommen war. Farke wurde einst David Wagners Nachfolger, nachdem dieser 2015 nach Huddersfield übergesiedelt war.

Stuart Webber konstruiert Aufstieg

Es ist kein Zufall, dass sich die Geschichten gleichen. Denn der Architekt des Aufstiegs war in beiden Fällen derselbe. Er heißt Stuart Webber und ist ein 35 Jahre alter Sportmanager. Er holte einst Wagner nach Huddersfield, wechselte vor zwei Jahren nach Norwich und verpflichtete Farke – samt einer Kolonie deutscher oder zuvor in Deutschland aktiver Spieler wie Stiepermann und Vrancic, Christoph Zimmermann, Onel Hernández, Tom Trybull, Moritz Leitner und Teemu Pukki. Den Fans gefällt das Gütesiegel "Made in Germany" heute, sie singen in Anlehnung an einen Blur-Song: "All the Germans! So many Germans!" Dass das Konzept in Norwich genau so funktionieren würde wie in Huddersfield, durfte am Anfang allerdings bezweifelt werden.

Farkes erste Saison am östlichen Rand Englands lief dürftig. Die Mannschaft wurde nur Vierzehnter, mit 15 Punkten Rückstand zu den Aufstiegs-Playoffs. Die Fans fürchteten Böses, als dem Verein im Sommer auch noch die besten Spieler abhanden kamen. Spielmacher James Maddison wechselte für 25 Millionen Euro nach Leicester, Linksaußen Josh Murphy für mehr als elf Millionen Euro zu Cardiff City. Auch die Buchmacher sahen Norwich nicht als Favoriten auf den Aufstieg. Doch die Mannschaft hat sie alle überrascht: Weil sie über einen Teamgeist verfügt, den Spieler und Außenstehende als herausragend bezeichnen, weil sie Farkes Ballbesitz-Spiel in der zweiten Saison verinnerlicht hat – und weil viele Spieler ein neues Niveau ihres Könnens erreichten.

Norwich investierte in Personal

Christoph Zimmermann reifte zum Kapitän.

Christoph Zimmermann reifte zum Kapitän.

(Foto: imago images / PA Images)

Der 26 Jahre alte Zimmermann, einst bei den zweiten Mannschaften von Borussia Mönchengladbach und Dortmund aktiv, ist zu einem verlässlichen Abwehrchef und Kapitän aufgestiegen. Die jungen Verteidiger Ben Godfrey, Jamal Lewis (beide 21) und Max Aarons (19) haben etablierte Kräfte wie den Ex-Wolfsburger Timm Klose verdrängt. Vrancic wurde im Mittelfeld zu einem echten Führungsspieler. Stiepermann, in der vergangenen Saison noch Linksverteidiger, fand in der Spielmacher-Rolle seine wahre Bestimmung. Der vielleicht auffälligste Profi ist Emiliano Buendía, ein 22 Jahre alter Argentinier mit Vergangenheit in der Jugend von Real Madrid. Er berauscht mit seiner Technik und seinem Tempo. Im Angriff dürfte der Ex-Schalker Pukki die Saison als Torschützenkönig beenden und wurde gerade zum Spieler des Jahres in der Championship gewählt.

Was Norwich Citys Erfolg von dem von Huddersfield unterschiedet, ist die Anspruchshaltung. Huddersfield spielte nach dem Aufstieg zum ersten Mal seit 45 Jahren wieder erstklassig. Der Klub hat das Abenteuer Premier League genossen. Die schon seit einem Monat feststehende Rückkehr in die zweite Liga zur neuen Saison wird als normaler Lauf der Dinge angesehen. Norwich dagegen gehört zur erweiterten Premier-League-Familie, war 1992 Gründungsmitglied der Liga und verbrachte von den vergangenen acht Spielzeiten immerhin vier in der ersten Liga. Der Klub hat in den beiden Jahren vor der Rückkehr in die erste Liga deutlich mehr Geld in neues Personal investiert (und deutlich mehr eingenommen) als Huddersfield. Norwichs Aufstieg ist viel weniger ein Märchen, als er es bei Huddersfield gewesen sein mag. Trainer Farke war das selbstverständlich egal in der Stunde des Erfolgs. Er sagte: "Wir haben Geschichte geschrieben und etwas Außergewöhnliches erreicht."

Quelle: ntv.de

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