Fußball

Freiheitsstrafe für den Patron Uli Hoeneß Der FC Bayern schweigt und berät

Zwei an der Spitze des FC Bayern: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

Zwei an der Spitze des FC Bayern: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: imago/Ulmer)

Bisher stehen sie in München zu "ihrem Freund Uli Honeß", nun droht dem Präsidenten das Gefängnis, weil er Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat. Das Gericht verurteilt ihn zu einer Freiheitsstrafe, doch beim FC Bayern sagen sie - nichts.

Fußball-Bundesligist FC Bayern München will sich zunächst nicht zum Urteil im Steuerprozess gegen seinen Präsidenten und Aufsichtsratschef Uli Hoeneß äußern. Das teilte der Verein auf Anfrage mit. Allerdings würden Präsidium, Verwaltungsbeirat und Aufsichtsrat des Vereins "kurzfristig zu Beratungen zusammenkommen und anschließend entsprechend zeitnah", aber eben nicht mehr am Donnerstag, über mögliche Entscheidungen informieren.

"Na, begeistert war er nicht."

Uli Hoeneß' Verteidiger Hanns Feigen über die Reaktion seines Mandanten zum Urteil von drei Jahren und sechs Monaten Haft.

Das Landgericht München hat Hoeneß wegen Steuerhinterzie hung in sieben Fällen und in einer Höhe von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Hoeneß' Anwälte kündigten an, Revision gegen das Urteil einlegen zu wollen. Dafür haben sie eine Woche Zeit. Die nächste Instanz ist der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Vorerst bleibt Hoeneß in Freiheit. Aber kann er als verurteilter Betrüger auch seine Ämter beim FC Bayern behalten? Und was ist mit seinem Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrats? VW-Chef Martin Winterkorn, der dem Kontrollgremium angehört, hatte eine schnelle Reaktion des mit weiteren deutschen Wirtschaftsführern besetzten Rates angekündigt. Nach dem Urteilsspruch "muss sich der Aufsichtsrat beraten. Vorher nicht", hatte Winterkorn vor dem Urteil gesagt.

"Total loyal zu unserem Freund Uli Hoeneß"

In der Tat müssen sich Winterkorn und seine Kollegen im Aufsichtsrat allerspätestens jetzt etwas einfallen lassen. Denn für die Vorstandschefs Herbert Hainer von Adidas, Rupert Stadler von Audi und Timotheus Höttges von der Telekom geht es schließlich nicht nur um die FC Bayern AG, sondern in erster Linie um ihre Glaubwürdigkeit. Die Richtlinien ihrer Konzerne sind in ähnlich gelagerten Fällen eindeutig.

Christian Humborg, Geschäftsführer von Transparency Deutschland, hat dazu eine klare Meinung. "Jetzt kommt es zum Lackmustest der Compliancekultur in Deutschland", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" und ergänzte: "Wie soll ein Straftäter als Vorstandschef eines mittelständischen Unternehmens glaubwürdig seinen Mitarbeitern - zum Beispiel den Spielern des FC Bayern - vermitteln, dass sie sich sauber und rechtstreu verhalten sollen?"

Die Telekom zum Beispiel verlangt von ihren Angestellten, Integrität und Wertschätzung zu leben. Ein namentlich nicht genannter Manager hatte in der "Süddeutschen Zeitung" von einer "sehr schwierigen" Situation für Hoeneß gesprochen, ein anderer von "Stilfragen". Ein früherer Funktionär des Klubs hatte auf die "gesellschaftliche Verantwortung" des FC Bayern verwiesen. Alles spricht gegen Hoeneß - auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

Doch die Bayern schweigen und spielen auf Zeit. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte stets betont, der Verein stehe "total loyal zu unserem Freund Uli Hoeneß". Vielleicht hatten er und die anderen Funktionäre gehofft, dass der Klub-Patron letztlich doch halbwegs unbeschadet aus der Sache herauskommt, und sei es mit einer Bewährungsstrafe. Nach dem Urteil ließ Rummenigge nur ausrichten, der FC Bayern wolle das Ergebnis einer möglichen Revision abwarten. Nun also beraten sie.

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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