Fußball

Sechs Dinge, die wir am siebten Spieltag gelernt haben Die Null fehlt, der BVB spurt, S04 dilettiert

Es ist gar nicht so schwer, ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Man muss nur in Führung gehen, dann klappt es meist.

Es ist gar nicht so schwer, ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Man muss nur in Führung gehen, dann klappt es meist.

(Foto: AP)

Huub Stevens erkennt seine Bundesliga nicht wieder. Sieben Spieltage, und noch kein 0:0. Seine Schalker tragen ihren Teil dazu bei: mit einer Slapstick-Abwehr, einer Spitzenmannschaft unwürdig. Ganz nebenbei haben wir das Erfolgsgeheimnis des BVB entdeckt.

1. Das nächste Spiel ist wirklich das schwerste

Puh, geschafft: Thomas Müller nach der Pflichtaufgabe gegen Wolfsburg.

Puh, geschafft: Thomas Müller nach der Pflichtaufgabe gegen Wolfsburg.

(Foto: imago sportfotodienst)

Bei allem Respekt für den VfL Wolfsburg und den SC Freiburg – sie waren Pflichtaufgaben für die beiden Topteams der Bundesliga. Bayern München hatte mit den "Wölfen" zwar so seine liebe Mühe, der 1:0 Sieg war aber letztlich verdient. "Wir hatten ein bisschen Probleme in der zweiten Halbzeit. Da mussten wir eine Lösung finden. Aber wir haben gewonnen und werden uns verbessern", sagte Trainer Pep Guardiola. Den einzig wirklich sehenswerten Angriff des Rekordmeisters verwertete Thomas Müller zu seinem ersten Saisontor in der Liga. Effektivität in Reinform.

Ganz anders Borussia Dortmund: Der Vizemeister nahm den SC Freiburg mit 5:0 so auseinander, dass sogar Gästecoach Christian Streich zerknirscht huldigte: "Wenn ich nicht Trainer von Freiburg wäre, hätte es auch mir viel Spaß gemacht, zuzuschauen. Aber so war es einfach nur schrecklich". Am nächsten Wochenende warten schwierigere Aufgaben. Die Borussen müssen zu den heimstarken Gladbachern reisen. Den Bayern steht sogar das Topspiel in Leverkusen bevor.

2. Die Null steht nicht

Null mal null zu null. So lautet die vielleicht erstaunlichste Statistik der bisherigen Saison. Noch keine einzige Nullnummer mussten die Fans in den Stadien ertragen. Stattdessen Spektakel, wo auch immer der Ball rollt. 212 Treffer fielen bereits in dieser Spielzeit, 32 mehr als nach dem siebten Spieltag der Vorsaison. Leverkusens Kapitän Simon Rolfes sieht einen Trend: "Grundsätzlich sind die Ausrichtungen der ganzen Mannschaften deutlich offensiver geworden, es gibt nur noch wenige Teams, die sich einfach nur hinten reinstellen." Ob die Torflut den Fans gefällt, hängt wohl entscheidend davon ab, welchem Team sie anhängen. Der Blick auf die 3:3-Unentschieden zwischen Hoffenheim und Schalke sowie Bremen und Nürnberg am Wochenende zeigt nämlich: Ein Ausweis von Qualität in der Liga sind die vielen Tore nicht, eher ein Zeichen für Fahrlässigkeit und haarsträubende individuelle Fehler.

3. Jos Luhukay hat mindestens ein goldenes Händchen

Mit Kurzarbeit zum Doppelpack: Sami Allagui.

Mit Kurzarbeit zum Doppelpack: Sami Allagui.

(Foto: imago sportfotodienst)

Was hatten sie in Berlin geflucht über die Personalrochaden von Trainer Jos Luhukay im DFB-Pokal unter der Woche in Kaiserslautern. Auf acht Positionen veränderte der Niederländer sein Team, was auch prompt daneben ging. Der FCK gewann mit 3:1, die Hertha schied mal wieder früh aus dem Pokal aus. Die Fans murrten, die traditionell unruhigen Medien in der Hauptstadt erst recht, und dann stand zur Halbzeit gegen Mainz auch noch ein 0:1 auf der Anzeigetafel des Olympiastadions.

Die Halbzeitansprache von Luhukay war dem Vernehmen nach etwas lauter als sonst – trotzdem behielt er einen klaren Kopf für die richtigen Entscheidungen. Er brachte Sami Allagui, der zweimal gegen seinen Ex-Klub traf und die Hertha damit auf die Siegerstraße schickte. Die Pressevertreter wollten danach trotzdem über den DFB-Pokal sprechen, was Luhukay nervte: "Es ist totaler Blödsinn! Muss ich mich jetzt wieder für Mittwoch rechtfertigen?" Der Hertha-Coach meinte sogar, es sei richtig gewesen, einigen Spielern eine Pause zu gönnen: "Vielleicht hätten wir sonst heute nicht die letzte Dynamik gehabt, um einen Rückstand aufzuholen." Richtig. Und dass die Hertha sowieso nie ins DFB-Pokalfinale kommt, weiß eh jedes Kind.

4. Schalke fehlt die Konstanz einer Spitzenmannschaft

Drehen wir die Zeit mal ein bisschen zurück. Vor der Saison wähnt sich der FC Schalke im Kreis der Titelkandidaten. Jungstar Julia Draxler redete von einem Titel. " Das Ziel, von drei Titeln einen mitzunehmen, ist nicht vermessen. Ich denke schon, dass dieses Team reif dafür ist." Nach drei Spieltagen stehen die Knappen bei einem Punkt und 4:9 Toren. Trainer Keller wackelt. Dann wechselt Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand nach Gelsenkirchen, und der Aufschwung beginnt … bis die Bayern kommen. "Auf Augenhöhe" glaubte Sky-Experte Lothar Matthäus die Schalker, er hätte falscher nicht liegen können. Mit 0:4 kassieren die "Knappen" die höchste Heimschlappe seit 1981. An diesem Wochenende dann ein 3:3 nach 3:1-Führung in Hoffenheim. "Sehr spannende" individuelle Fehler, wie es Trainer Jens Keller zynisch ausdrückte, brachten Schalke um den Lohn einer guten ersten Halbzeit. Schon gegen die Bayern hatte das Team 20 Minuten kompakt gestanden, um dann binnen Minuten auseinanderzubrechen.

Die gute Nachricht für Schalke-Fans: Bald kehrt der verletzte Klaas-Jan Huntelaar zurück. Der nächste Aufschwung kommt also bestimmt. Es fragt sich nur, ob er dieses Mal anhält.

5. Wer 1:0 führt, fast nie verliert

Man kennt diesen Spruch, etwa vom Kickertisch: Wenn das 1:0 gefallen ist, fällt auch der Satz "Wer 1:0 führt, der stets verliert." Es gibt einen guten Grund, warum Sepp Herberger diesen Satz wohl nie gesagt hat. Er stimmt nämlich nicht, zumindest nicht in der Bundesliga. Von den 8.841 Spielen, in denen eine Mannschaft zu Hause mit 1:0 Toren führte, endeten aus Sicht der jeweiligen Mannschaft 6.683 Spiele mit einem Sieg. Das sind drei Viertel der Spiele. Mit einem Remis gingen 1.552 Spiele zuende (17.55%), und nur in 606 Spielen verlor das Team, das in Führung gegangen war (6.85%). Bei einer Führung außerhalb des eigenen Stadions sieht es weniger klar aus. Von 5.436 Spielen, in denen eine Mannschaft auswärts mit 1:0 Toren führte, endeten aus Sicht der jeweiligen Mannschaft 2.888 Spiele mit einem Sieg, also etwas mehr als die Hälfte. Ein Viertel der Spiele ging unentschieden aus. In jedem fünften Spiel musste die führende Mannschaft noch eine Niederlage hinnehmen.

Warum wir das so haarklein erklären? Borussia Dortmund ging gegen Freiburg zum 15. Mal in Folge mit 1:0 in Führung. Das ist Bundesliga-Rekord, und scheint so ganz nebenbei einer der Gründe dafür zu sein, warum der BVB so oft gewinnt.

6. Jögi Löw steht vor der K-Frage (Kießling? Kruse? Kevin Volland?)

Wut, Trauer, Enttäuschung. Erstmals seit April gelang dem Leverkusener Stefan Kießling kein Tor in einem Heimspiel. Die Nachrichtenagentur dpa erklärte den Stürmer deswegen zum Verlierer des Spieltags. Nun ja. In weiteren Nachrichten: Bundestrainer Joachim Löw denkt mal wieder vielleicht und möglicherweise daran, Kießling eventuell, also unter Umständen in die Nationalmannschaft zu berufen. "Stefan Kießling ist ein Stürmer, der in der Bundesliga sehr gute Leistungen gezeigt hat. Ich werde mit ihm ein Gespräch führen und ein paar Dinge intern besprechen", sagte Löw in der "Sportschau". Schade, dass dieses Gespräch intern bleibt. Wir hätten gerne gewusst, ob Kießling den Bundestrainer wirklich einmal eine "Sissy" genannt hat, was ja der Grund für seine Nichtnominierung sein soll. Wie dem auch sei, Löw hat ja auch noch andere Möglichkeiten. Max Kruse etwa, den Gladbacher Stürmer, der gegen Augsburg mit einem Tor und einer Vorlage glänzte. Oder auch Kevin Volland. Der Hoffenheimer steht bislang bei vier Toren und drei Vorlagen. Spannender wäre allerdings ein Comeback von Kießling.

Quelle: ntv.de

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