Fußball

WM-Qualifikation in Südamerika Endspiel für Maradona

Die Fans sind sauer, die Spieler verunsichert, und Trainer Diego Maradona sitzt auf einem Pulverfass: Bei Argentiniens Fußball-Nationalmannschaft geht es vor dem entscheidenden Spiel beim Erzrivalen Uruguay drunter und drüber. Direkte WM-Qualifikation, Play-Offs oder gar das Aus – alles ist möglich.

Mit seinem Superstar Lionel Messi redet Maradona kaum noch - verteidigt ihn aber trotzdem.

Mit seinem Superstar Lionel Messi redet Maradona kaum noch - verteidigt ihn aber trotzdem.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Bei einer Niederlage in Montevideo würden die stolzen "Gauchos" das erste Mal seit 40 Jahren eine WM-Endrunde verpassen. "Es wird furchtbar schwer", gibt Argentiniens Stürmer Gonzalo Higuaín offen zu. Es geht um alles oder nichts - beim "Klassiker des Rio de la Plata" steht das letzte direkte WM-Ticket Südamerikas auf dem Spiel.

Noch liegt Argentinien auf Platz vier (25 Punkte) vor den Urus (24) und Ecuador (23). Der Vierte qualifiziert sich direkt für die WM, der Fünfte muss in die Relegation. "Sie oder wir", schreibt die Zeitung "La Nación" vor dem Hass-Gipfel kämpferisch, "das Stadion Centenario wird überkochen und die Leute werden tosen." Seit mehr als 30 Jahren haben die argentinischen Starkicker im Centenario nicht mehr gewonnen. In der WM-Qualifikation haben sie auswärts zuletzt viermal in Folge verloren, und ein Ende dieser Negativserie ist nicht in Sicht.

Argentinien kämpft mit sich selbst

Der zweifache Weltmeister kämpft vor dem Endspiel vor allem mit sich selbst. Seelenkater, Selbstzweifel und atmosphärische Störungen zwischen Maradona und Superstar Lionel Messi belasten den ultimativen Stresstest zusätzlich. Maradona und Messi sollen seit Wochen nur noch das Nötigste miteinander reden. "Die Elf ist ein wahres Pulverfass", titelte der Online-Sportdienst "as".

Ginge es nach den Fans könnte Messi ohnehin draußenbleiben. Fast zwei Drittel haben ihm laut einer Online-Umfrage von "Clarín" die schlechten Leistungen der vergangenen Spiele nicht verziehen und fordern eine Denkpause auf der Bank für den Angreifer. "Messi ist kein Maradona, aber in letzter Zeit war er noch nicht einmal mehr ein Messi", meint auch "Olé". Maradona zeigt sich unbeeindruckt: "Die Kritik über Lio geht mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Er ist gesetzt." Auch der zuletzt Gelb-gesperrte Juan Verón wird wohl auf seinen Stammplatz in der "Albiceleste" zurückkehren. Zudem kann Bayern-Spieler Martín Demichelis mit einem Einsatz rechnen.

Selbstbewusste Urus

Der 2:1-Zittersieg der Argentinier gegen den Tabellenletzten Peru wahrte zwar die Chance auf die Qualifikation, offenbarte aber erneut eklatante Schwächen in allen Mannschaftsteilen. Die schlechten Leistungen der Qualifikationsspiele haben kräftig am Selbstvertrauen der erfolgsverwöhnten Fußballnation genagt. "Wo sind die herausragenden Leistungen, die großen Siege, wie wir sie kennen?", fragt "Olé", "dieses Argentinien hat es doch gar nicht verdient, zur WM zu fahren!"

Vom Gegner kommen dagegen selbstbewusste Töne. "Es gibt keinen Favoriten", sagte Uruguays Trainer Oscar Tabárez. Torwart Fernando Muslera stellte klar, seine Mannschaft habe keine Angst: "Wir sind völlig entspannt und werden unsere Sache ruhig und gut machen." Trotzdem: Uruguay steht unter Zugzwang, denn den Argentiniern reicht auch ein Unentschieden für das WM-Ticket - vorausgesetzt, Ecuador gewinnt nicht überraschend mit fünf Toren Differenz gegen das bereits qualifizierte Chile.

"Es ist unsere letzte Chance und wir werden alles geben", versprach Ecuadors Trainer Sixto Vizuete. Bei einem Erfolg seiner Elf und einer gleichzeitigen Niederlage Argentiniens wäre der Total- Absturz der "Albiceleste" besiegelt - und Maradonas Rauswurf wohl auch.

Quelle: ntv.de, Christina Horsten, dpa

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