DFB-Team ohne Özil & Co. in Wembley England ärgert sich über "Löw-Tiefschlag"
17.11.2013, 15:36 Uhr
Joachim Löw wird in England geschätzt. Trotzdem ärgert man sich vor dem Duell mit dem DFB-Team über den Bundestrainer.
(Foto: dpa)
Vor dem Fußball-Klassiker zwischen England und Deutschland fühlt sich das Fußball-Mutterland gehörig auf den Schlips getreten. Grund dafür: Joachim Löws Entscheidung, im letzten DFB-Testspiel 2013 auf die Stammkräfte Manuel Neuer, Mesut Özil und Philipp Lahm zu verzichten.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kommt ins Wembley-Stadion, aber sie kommt nicht in Bestbesetzung. Das sorgt im Fußball-Mutterland für Missstimmung. "Deutschland brüskiert England", schlagzeilte der "Daily Mirror" reichlich angenervt ob der Tatsache, dass die deutsche Nationalelf den Fußball-Rivalen ohne einen Teil seiner Leistungsträger beehrt. So sah sich die Zeitung dazu veranlasst, darin einen "Löw blow", also einen fiesen Tiefschlag seitens des Bundestrainers, auszumachen. Nettes Wortspiel, jedoch mit unüberhörbarem Zähneknirschen. Fühlt man sich auf der Insel nicht ernst genug genommen?
In Sachen Eigenwerbung hat das Team von Teammanager Roy Hodgson zuletzt zumindest versagt. So setzte es am Freitag gegen Chile eine peinliche 0:2-Heimpleite. Spielerisch gelang den "Three Lions" erneut fast nichts, die wenigen Chancen der Partie entstanden so gut wie alle aus Standardsituationen.
Beckenbauer verhinderte Hodgson
"Gegen Deutschland werden wieder die Spieler starten, die auch in der Qualifikation gespielt haben und gegen Chile nicht dabei waren", kündigte Hodgson für das Spiel gegen Deutschland an – und ließ es sich im Vorfeld auch nicht nehmen, die Stimmung vor dem Klassiker aufzuheizen. So plauderte der 66-Jährige in einem Interview mit der "Bild am Sonntag" aus, 1998 fast Trainer der deutschen Nationalmannschaft geworden zu sein. Dies soll jedoch am Veto von Franz Beckenbauer gescheitert sein.
Laut Hodgson hätte der damalige DFB-Präsident Egidius Braun auf der Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Chefcoach Berti Vogts "Schwierigkeiten gehabt, einen ausländischen Trainer durchzusetzen. Mein Freund Franz Beckenbauer hat damals darauf hingewiesen, dass ein ausländischer Bundestrainer dem deutschen Coaching-Programm, dem Trainer-Nachwuchs, nicht helfen würde."
Für Hodgsons Streichung von der Kandidaten-Liste war Beckenbauers angebliche Skepsis gegenüber dem damaligen Coach des Premier-League-Clubs Blackburn Rovers allerdings nur ein Grund. "Es war eine große Ehre, als Braun anrief. Allerdings stand ich zu diesem Zeitpunkt unter Vertrag", sagte Hodgson: "So blieb ich ein Name auf der Wunschliste des Präsidenten."
DFB als Vorbild - deutscher Fußball im Aufwind
Für die aktuelle Entwicklung des deutschen Fußballs fand er jedoch nur lobende Worte. "Ich habe Riesenrespekt vor der Arbeit, die Jürgen Klinsmann und Jogi Löw begonnen haben", so Hodgson weiter. Europäische Teams in einer ähnlichen Problemlage wie die deutsche Nationalelf vor der Heim-WM 2006 sollten sich "den DFB als Beispiel nehmen. Die Entscheidung, auf die Jugend zu setzen und eine aggressive Spielweise zu installieren - das war genau richtig."
Die Fortschritte seien durch die Auftritte der Bundesligisten in der Champions League messbar. "Diese Mannschaften beeindrucken mich. Nicht nur durch die Qualität der Spieler, auch durch das Gefühl für Taktik, die Disziplin. Dort hat sich in der Bundesliga in den letzten Jahren viel getan", sagte Hodgson.
Quelle: ntv.de, sport.de