"Eine Schein-Gerechtigkeit" Ex-Schiedsrichter Urs Meier rechnet mit VAR ab
09.08.2023, 07:42 Uhr
Urs Meier ist kein Freund des VAR.
(Foto: picture alliance/dpa)
Urs Meier gehörte zu den besten Schiedsrichtern der Welt. Und offenbar ist er sehr froh, dass es zu seinen Zeiten den VAR noch nicht gab. In einem Interview findet der Schweizer klare Worte. Er schimpft: "Wir haben leider zu viele Schiedsrichter und keine Spielleiter mehr."
Der Einsatz des Videobeweises geht nach Ansicht des früheren Weltklasse-Schiedsrichters Urs Meier sehr zulasten der Leistung der Unparteiischen auf dem Fußballplatz. "Für mich hat der Videobeweis dem Schiedsrichter seine Kompetenz und seine Souveränität genommen", sagte der 64-Jährige. "Wir haben das Gefühl, dass wir mehr Gerechtigkeit haben, doch dies ist eine Schein-Gerechtigkeit."
Meier leitete fünf Halbfinals in der Champions League nacheinander sowie das Finale der Königsklasse im Jahr 2002. Zu seiner aktiven Zeit gab es weder den VAR noch die Torlinien-Technologie, die er sich am meisten gewünscht hätte. "Wir Schiedsrichter und Assistenten konnten nur hoffen, dass wir keine solche Situation mit Ball auf oder hinter der Linie erleben werden, da wir wussten, dass man gewisse Fälle einfach nicht sehen kann", sagt der Schweizer.
Durch die Einführung des Videobeweises würden sich viele Unparteiische zu sehr auf die Fernsehbilder verlassen, findet Meier. "Ein Schiedsrichter pfeift, ein Spielleiter leitet und führt ein Spiel. Wir haben leider zu viele Schiedsrichter und keine Spielleiter mehr", sagt er. "Fußball ist eine Sportart, welche von der Dynamik des schnellen Spieles lebt. So sind oft die Pokalspiele der zweiten Runde faszinierende Partien, da bei diesen kein VAR eingesetzt wird und die Schiedsrichter auf einmal wieder Entscheidungen treffen müssen. Und siehe da: Sie können es, wenn ihnen der Druck durch den Kölner Keller genommen wird."
Videobeweis-Chef Jochen Drees hatte sich derweil im Sinne der Transparenz für eine Erklärung der VAR-Entscheidungen über die Videowürfel in den Bundesliga-Arenen ausgesprochen. "Ich bin der Überzeugung, dass eine bildliche Information im Stadion dazu führen würde, dass Fans die Entscheidungen besser nachvollziehen können", sagte Drees dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor dem Start in die kommende Bundesliga-Saison: "Aus unserer Sicht wäre es eine deutliche Verbesserung."
Quelle: ntv.de, tno/dpa