Fußball

Muamba aus Krankenhaus entlassen Fahrlässige Tötung bei Morosini?

Auf ewig Nummer 25: Die Rückennummer des Spielers wird sein Klub nicht mehr vergeben.

Auf ewig Nummer 25: Die Rückennummer des Spielers wird sein Klub nicht mehr vergeben.

(Foto: AP)

Mitten im Spiel bricht Piermario Morosini zusammen und stirbt. Nach einer Obduktion wird deutlich: Der Italiener hatte offenbar einen Herzfehler. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Im italienischen Fußball diskutieren Spieler und Funktionäre über die hohe Belastung. Der englische Profi Muamba wird indes aus dem Krankenhaus entlassen.

Nach dem tragischen Herztod des italienischen Fußballprofis Piermario Morosini vom Serie-B-Klub Livorno Calcio, der am Wochenende in der 31. Minute des Punktspiels bei Pescara Calcio (2:0) eine tödliche Herzattacke erlitten hatte, hat die Staatsanwaltschaft der Adria-Stadt Pescara Ermittlung wegen fahrlässiger Tötung in die Wege geleitet.

Ein DNA-Test soll feststellen, ob der Spieler an einem genetisch bedingten Herzfehler litt, den ärztliche Untersuchungen nicht diagnostiziert hatten. Dieser gilt nach einer sechsstündigen Obduktion Morosinis als wahrscheinlichste Todesursache. Bei der Untersuchung wurden sowohl ein Herzinfarkt als auch ein Aneurysma ausgeschlossen. Ermittelt wird auch, warum ein Polizeiwagen mehrere Minuten lang den Zugang des Krankenwagens zum Stadion von Pescara verhindert hatte. Dies habe die Rettungsaktion verzögert.

Der Sarg mit dem Leichnam Morosinis soll nach Livorno überführt werden und Zugang zum Stadion Armando Picchi erhalten. Hier wollen sich Fans und Bürger Livornos versammeln, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Danach wird der Sarg nach Bergamo, Heimatstadt Morosinis, überführt, wo das Begräbnis des Spielers stattfinden soll. Livorno gab bekannt, dass die Trikotnummer 25 von Morosini nicht mehr vergeben wird.

"Wunder" in England

In vielen Ligen gab es Schweigeminuten wegen des Todes von Morosini.

In vielen Ligen gab es Schweigeminuten wegen des Todes von Morosini.

(Foto: dpa)

Der englische Fußball-Profi Fabrice Muamba wurde derweil aus dem Krankenhaus entlassen. "Jetzt, da ich raus aus dem Krankenhaus bin, freue ich mich darauf, meine Genesung fortzusetzen und kostbare Zeit mit meiner Familie zu verbringen", sagte der 24-jährige Mittelfeldspieler der Bolton Wanderers. In einem gemeinsamen Statement des Londoner Chest-Hospital und seines Clubs dankte er seinen Ärzten: "Ihre Hingabe, ihre Professionalität und ihr Expertentum waren einfach herausragend, und ich werde für immer in ihrer Schuld stehen."

Der frühere englische U 21-Nationalspieler war am 17. März im Viertelfinale des FA-Cups bei Tottenham Hotspur auf dem Platz kollabiert. Sein Herz hatte nach Angaben des Bolton-Teamarztes 78 Minuten lang nicht geschlagen. FIFA-Präsident Joseph Blatter hatte die Rettung des gebürtigen Kongolesen als "Wunder" bezeichnet.

Di Natale beklagt fehlende Pausen

In Italien klagen Spieler und Funktionäre über zu große Belastung. "Die Gesundheit der Spieler hat absolute Priorität. Mit derart vielen Spielen im Laufe der Saison wächst die Gefahr der Gesundheitsschäden für die Spieler", sagte der Präsident der italienischen Fußballergewerkschaft AIC, Damiano Tommasi. Vor allem die Serie-A-Spieler seien im Dauereinsatz. Auch Star-Stürmer Antonio Di Natale, Morosinis ehemaliger Teamkollege bei Udinese Calcio, hat ebenfalls eine zu hohe Belastung festgestellt.

"Man muss weniger spielen und mehr Ruhetage zwischen den Spielen haben. Ich behaupte dies schon seit langem und habe auch mit unseren Ärzten darüber gesprochen. Ich bin 34 Jahre alt, doch letztes Jahr dachte ich an Rücktritt, weil man einfach nicht pausieren kann. Ich sage es den Ärzten: Fußball ist ein wunderbarer Sport, doch man muss an die Gesundheit der Spieler denken", äußerte Di Natale.

An der Obduktion Morosinis im Krankenhaus der Adria-Stadt Pescara beteiligte sich auch ein Toxikologe. "Es ist normal, da es sich um einen Todesfall im Sport handelt", berichtete die Staatsanwältin Cristina Todeschini, die die Obduktion angeordnet hatte. Die Partie war nach dem Zwischenfall in der 31. Minute beim Stand von 2:0 für Livorno abgebrochen worden. Umgehend wurden sämtliche Profispiele des Wochenendes abgesagt. Die Spiele werden am 25. April nachgeholt.

Die Regierung in Rom will inzwischen mit Italiens Nationalem Olympischen Komitee Coni über den Vorschlag diskutieren, in allen größeren Sportanlagen einen Defibrillator zur Verfügung zu stellen, um Sportler zu reanimieren, die Herzattacken erleiden. Der Direktor der dritten Liga, Francesco Ghirelli, erklärte, dass die Serie-C-Fußballer nicht mehr spielen werden, sollte nicht in jedem Stadion ein Defibrillator zur Verfügung stehen. Dies werde schon ab dem nächsten Match am kommenden Wochenende gelten.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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