Schult beklagt fehlenden Respekt "Für 18 Spielerinnen nur eine Toilette"
03.11.2021, 16:36 Uhr
Almuth Schult will was bewegen.
(Foto: imago/Annegret Hilse)
Deutschland, die Vorzeigenation für Frauenfußball? Das war einmal, andere Länder haben mittlerweile viel professionellere Strukturen. Zwar gibt es auch hier Topklubs, betont Almuth Schult, doch sie beklagt unzumutbare Bedingungen für Kolleginnen. Es mangelt teils am Notwendigsten.
Nationaltorhüterin Almuth Schult vermisst Anerkennung und Respekt für den Fußball der Frauen in Deutschland. Im Gespräch mit dem Sportradio Deutschland beklagt sie zugleich die mangelnde Infrastruktur und die zum Teil unzumutbaren Bedingungen in der Bundesliga. "Natürlich geht es auch ums Geld, aber zum anderen geht es eher um die Infrastruktur. Jeder Klub, Bundesligist oder Zweitligist, hat die infrastrukturelle Möglichkeit, den Frauen eine Kabine und einen vernünftigen Trainingsplatz zur Verfügung zu stellen", sagte die 30-Jährige.
"Ich kann mich selber daran erinnern, dass ich in der zweiten Liga mit meinen eigenen Sachen trainiert habe." Zu Auswärtsfahrten musste man sein eigenes Essen mitbringen. "Oder in der Kabine: für 18 Spielerinnen nur eine Toilette. Aber mit Pissoirs? Da sind selbst die Infrastrukturen nur für Jungs geschaffen", beklagte die Torhüterin und forderte: "Da muss ein Umdenken stattfinden."
In Spanien und England gebe es jetzt professionelle Strukturen im Frauenfußball - in Deutschland nicht überall. "Wir haben Topklubs in Deutschland, wie zum Beispiel den VfL Wolfsburg, bei dem ich spiele, wie den FC Bayern München, wo die Gegebenheiten da sind, um zu sagen: Wir sind professionelle Fußballer", betonte Schult. "Aber es ist nicht überall so. Und das ist schon ein Problem in Deutschland, weil der Frauenfußball nicht ganz so anerkannt und respektiert ist wie vielleicht in anderen Ländern." Nicht jeder Verein der Bundesliga könne sich heute "wirklich professionell" nennen, meinte Schult.
Auch wenn die Strukturen in England professioneller sind, die Klubs der männlichen Premier League kräftig investiert und starke Frauenteams am Start haben, auch dort ist nicht alles rosig. So erzählte Bayern-Kapitänin Lina Magull im Mai nach dem Champions-League-Aus beim späteren Finalisten FC Chelsea von einer unprofessionellen Umkleide. "Es war ein großer Raum und daneben direkt eine Bar. Es wurden einfach nur Stühle hingestellt und die Duschen waren draußen in einem Container", so Magull gegenüber dem Sportbuzzer. "Wir hatten warmes Wasser, also war das so gesehen gar kein Problem, aber wenn man bedenkt, wie sich die Liga nach außen hin präsentiert, war das verwunderlich."
Schult, die Mutter von Zwillingen ist, zählt zu den neun Frauen, die die Initiative "Fußball kann mehr" ins Leben gerufen haben. Darin fordern die Initiatorinnen "klare Regeln im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit im deutschen Fußball". Dazu zählt unter anderem eine Quote für Fußballverbände von mindestens 30 Prozent Frauen in Führungspositionen.
Quelle: ntv.de, ara/dpa