Fünf Jahrzehnte nach PanenkaFußball-Profi erfindet neuartigen Elfmeter

Jizz Hornkamp ist in der Fußball-Geschichte bislang nur eine Fußnote, auch wenn es für den Stürmer derzeit blendend läuft. Doch mit einem Geniestreich kann sich das Standing des Niederländers schlagartig geändert haben.
Am 20. Juni 1976 führt der tschechoslowakische Fußballer Antonin Panenka in seinem größten sportlichen Moment der Welt ein Kunststück vor - und macht den deutschen Torwart-Helden Sepp Maier rasend: Im EM-Finale tritt Panenka zum entscheidenden Elfmeter an und anstatt den Ball mit Verve zu versenken (oder ihn - wie kurz zuvor Uli Hoeneß - blindwütig in den Nachthimmel über Belgrad zu holzen), lupft er ihn in die Mitte des Tores. Maier, der in eine Ecke gehechtet war, ist geschlagen, die Tschechoslowakei Europameister. Der "Panenka" war geboren, seitdem machen Schützen weltweit immer wieder den Torwart oder sich mit dieser Variante lächerlich. Nun könnte ein neues Zeitalter anbrechen: Der niederländische Profi Jizz Hornkamp brachte am Samstag ein neues Stück vom Elfmeterpunkt zur Aufführung - wenngleich auf deutlich kleinerer Bühne.
Tief in der Nachspielzeit der ersten Hälfte des Duells seines Heracles Almelo mit der großen PSV Eindhoven darf Hornkamp zum Elfmeter antreten. Es ist schon der dritte Strafstoß des Abends, zuvor hatte Eindhoven zweimal versenkt. Doch dieser Elfmeter wird in Erinnerung bleiben: Stürmer Hornkamp läuft langsam an, den Blick starr auf Eindhovens Torwart Macej Kovar gerichtet. Nach wenigen Schritten macht er zwei kurze Hüpfer hintereinander mit seinem linken Bein - und verlädt den verdutzten Kovar. Der Torwart fliegt nach rechts, der Ball kullert in aller Ruhe unter dem entsetzten Blick Kovars links ins Tor. Eine gnadenlose Technik.
"Torwart hechtet sehr früh"
"Ich habe das schon ein paar Mal im Training gemacht", sagte Hornkamp anschließend bei ESPN NL. "Weil ich meinen Sprung so lange hinauszögere, denkt der Torwart wahrscheinlich, dass ich schießen werde, und hechtet sehr früh, sodass man nicht einmal hart schießen muss, sondern den Ball einfach ruhig in die andere Ecke schieben kann." Ein verzögernder Hüpfer zum Abschluss der Anlaufbewegung gehört längst weltweit zum Standardrepertoire der Schützen, gleich zweimal auf dem selben Bein zu landen, ist allerdings innovativ.
"Ich habe das im Training viel geübt, und irgendwann wartet man einfach auf einen Elfmeter im Spiel", sagte Hornkamp. "Und jetzt dachte ich: Jetzt kann ich es tatsächlich schaffen." Zuvor hatte er in der laufenden Saison bereits zwei Strafstöße auf die herkömmliche Art verwandelt. In der Eredivisie hat er sich bei sechs Versuchen insgesamt noch keinen Fehlschuss geleistet.
"Wir werden sehen"
Wie ESPN berichtet, war das besondere Tor hinterher in beiden Umkleidekabinen das Gesprächsthema Nummer eins. Wie auf TV-Bildern zu sehen ist, ließ sich Nick Olij, Ersatztorwart des PSV in der Halbzeitpause von Hornkamp seine Erfindung noch einmal erklären. "Ich sagte: Nur ein kleiner Sprung und ... fertig", löste der Elfmeter-Erfinder auf. Ob er die besondere Finte noch einmal selbst verwenden wird? "Wir werden sehen!" Der Torjäger erzielte später aus dem Spiel heraus auch noch seinen 10. Treffer im 14. Saisonspiel, das 3:4 Almelos konnte er dennoch nicht verhindern.
Bitter für die Torhüter: Die neuartige Finte ist legal. Solange sich der Schütze in einer konstanten Vorwärtsbewegung befindet, darf er während des Anlaufs täuschen, stocken oder sogar kurz abstoppen. Erst sobald der Spieler seinen Anlauf beendet hat, darf er keine Finte mehr einbauen.