Der VfL Wolfsburg und die Champions League Hecking wettert gegen die Träumerei
30.11.2013, 12:30 Uhr
"Hören Sie auf, von der Champions League zu schreiben": Dieter Hecking.
(Foto: imago sportfotodienst)
Mit dem Remis im Nord-Duell zwischen Wolfsburg und dem HSV ist niemand so recht glücklich. Hamburg kommt spät in Schwung, Wolfsburg lässt trotz großer Dominanz erneut Punkte liegen. Vom eigenen Anspruch ist der VW-Klub noch ein gutes Stück entfernt.
Dieter Hecking nutzte die erneuten Punktverluste des VfL Wolfsburg zu einem Appell. Fast schien es, als sei dem Trainer das 1:1 im Freitagabendspiel der Fußball-Bundesliga gegen den Hamburger SV gerade recht, um die Erwartungen zu dämpfen. "Das zeigt mir, dass wir nicht so viel träumen dürfen", resümierte er streng. "Hören Sie auf, von der Champions League zu schreiben", sagte Hecking in Richtung Medienvertreter, als wenn dies vor dem erst 14. Spieltag tatsächlich Dauerthema gewesen sei.
Seit sechs Spielen sind die Niedersachsen nun ungeschlagen, doch wie schon beim 1:1 in Nürnberg ließ Wolfsburg wieder Punkte liegen. Der Anschluss an die Champions-League-Ränge ist erst einmal verpasst. Genau da sieht aber der Mutterkonzern Volkswagen den VfL. Möglicherweise ist es das, was Hecking in der "Entwicklungsphase" seines Teams als hinderlich ansieht. Manager Klaus Allofs ging in dieselbe Richtung: "Ich hatte vor dem Anpfiff das Gefühl, als gäbe es die Erwartungshaltung, jedes Spiel und jeden Gegner zu dominieren. Das ist aber nicht immer so."
Gegen den HSV war es nur 60 Minuten der Fall. Da spielte nur Wolfsburg und hatte, wie Hecking formulierte, "gefühlt 80 Prozent Ballbesitz". Dass die Gäste trotz der deutlichen Überlegenheit des VfL nach 30 Minuten schon 2:0 hätte führen können, ist allerdings auch eine Wahrheit, die verdeutlicht, dass Wolfsburg lange noch nicht da ist, wo es gerne hin möchte.
"Eine Frage der Kraft und der Frische"
"Auch Diego hält nicht immer alles", befand Allofs angesichts der Leistungsschwankungen einiger Spieler über Torhüter Diego Benaglio. Mit seinem Patzer in der 19. Minute bei einem direkten Freistoß von Hakan Calhanoglu verschätzte sich der Schweizer böse und ermöglichte so die glückliche HSV-Führung. Zehn Minuten später vergab Pierre-Michel Lasogga mit dem erst zweiten Torschuss der Hamburger frei vor Benaglio die riesige Chance zum 2:0. Dass Wolfsburg zumindest einen Punkt behielt, lag auch am Unvermögen des HSV. Im Gegenzug nach Lasoggas Fehlschuss leistete sich Hamburgs Heiko Westermann ein überflüssiges Foul im Strafraum an Daniel Caligiuri. Ricardo Rodriguez sorgte per Strafstoß dafür, dass das Spiel nicht völlig auf den Kopf gestellt wurde.
Auch danach war Wolfsburg dominierend. Warum aber das Spiel spät in der zweiten Halbzeit plötzlich kippte, darüber waren sich die Niedersachsen uneins. "Die Mannschaft hat mit großem Aufwand gespielt. Das ist dann auch eine Frage der Kraft und der Frische", erklärte Allofs, dass sich der VfL plötzlich vom HSV einschnüren ließ. "Wir sind von unserer spieltaktischen Linie abgewichen", monierte Hecking dagegen. Dass Wolfsburg das lange so überlegen geführte Duell nicht gar noch verlor, war spätestens nach Ivo Ilivecics Lattenknaller in der 85. Minute ziemlich glücklich.
"Normalerweise muss man zufrieden sein, wenn man bei einer so guten Mannschaft unentschieden spielt. Aber heute ärgert es mich", sagte HSV-Coach Bert van Marwijk. "Mich ärgert es auch, dass wir nur einen Punkt geholt haben", entgegnete Hecking prompt. Vielleicht auch wegen der Erkenntnis, dass es für Wolfsburg für ganz oben eben noch nicht reicht.
Quelle: ntv.de, Carsten Lappe und Nico Pointner, dpa