Fußball

Totale Dominanz statt Offensivglanz Heynckes erfindet die Bayern neu

Jupp Heynckes mit Innenverteidiger Jerome Boateng. Viel zu kritisieren gab es nicht.

Jupp Heynckes mit Innenverteidiger Jerome Boateng. Viel zu kritisieren gab es nicht.

(Foto: dpa)

Formal ist das 3:0 des FC Bayern über Eintracht Braunschweig nur ein Pokalsieg gegen einen überforderten Gegner aus Liga zwei. Er zeigt aber, wie Jupp Heynckes sein Team ohne die Flügelzange "Robbery" spielen lassen wird: Solide in der Abwehr, geduldig im Angriff, eiskalt vor dem Tor.

Miserabel gespielt, ohne Torschuss geblieben, ungeschickt zwei Elfmeter verschuldet, mit 0:3 verloren: Eintracht Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht hätte sich einen schöneren 38. Geburtstag vorstellen können. Ohne Erfolgserlebnis ging der Coach nach dem Pokalaus gegen den FC Bayern trotzdem nicht nach Hause. "Ab heute darf ich zu Heynckes Jupp sagen", sagte Lieberknecht nach dem einseitigen Duell süffisant: "Das ist das Größte für mich." Das musste auch reichen.

Beim 0:3 (0:2) bekam der Zweitliga-Spitzenreiter vom souverän aufspielenden Rekordmeister seine Grenzen aufgezeigt. So deutlich, dass die Münchner anschließend in Selbstlob verfielen. Kapitän Philipp Lahm war verzückt vom eigenen Team und auch Trainer-Rückkehrer Jupp Heynckes mochte nach seinem ersten Pflichtspiel nicht meckern. Er fand: "Wir haben einfach ein Klassespiel gemacht."

Taktische und spielerische Lektion

Die Bayern spielten den unterklassigen Gegner nicht an die Wand. Aber sie nahmen ihn 90 Minuten ernst und erteilten ihm taktisch und spielerisch eine Lektion. Besonders gefiel Heynckes, dass man den Gegner nie durch leichtfertige Fehler aufbaute, wie noch im Vorjahr so häufig. Die Balleroberung funktionierte, die Null stand. Kurzum: So stelle er sich auch in Zukunft die Auftritte seines Teams vor.

Ohne geniale Überraschungsmomente der maladen Flügelzange Franck Ribery und Arjen Robben setzten die Münchner auf kontrollierte Offensive. Obwohl die Abwehrkette mit Rafinha, dem nicht ganz fehlerfreien Innenverteidiger-Pärchen Jerome Boateng und Holger Badstuber sowie Lahm kaum gefordert war, übte sich die Angriffsabteilung in Geduld. Anders als unter Offensiv-Fundamentalist Louis van Gaal ging die Balance zwischen Abwehr und Angriff nie verloren. Das Spiel war deshalb mehr langweilige Demonstration Münchner Stärke als der erhofft spektakuläre Pokalfight. Bisweilen ließen die Bayern den Ball minutenlang in den eigenen Reihen zirkulieren, und Braunschweig schaute hilflos zu.

Alle Ziele erreicht

So dominierten sie das Spiel vor 23.645 Zuschauern, ohne zu glänzen, und verbuchten neben dem Sieg fast 80 Prozent Ballbesitz, 95 Prozent erfolgreiche Pässe und null gegnerische Torschüsse. "Wir wollten die Ballkontrolle, wir wollten weiterkommen und wir wollten zu null spielen. Alles ist gelungen und das ist ein gutes Signal. Denn in der letzten Saison haben wir 40 Gegentore bekommen, das war eindeutig zu viel." Das Fazit von Kapitän Philipp Lahm war Erleichterung, Eigenlob und Kampfansage an die Liga-Konkurrenz zugleich.

Herausragend: Thomas Müller war an allen Bayern-Toren aktiv beteiligt.

Herausragend: Thomas Müller war an allen Bayern-Toren aktiv beteiligt.

(Foto: dpa)

Wenn Borussia Mönchengladbach die Bayern am Sonntag zum Klassiker-Duell (17.30 Uhr/im n-tv.de Liveticker) bittet, geht Nationalspieler Thomas Müller optimistisch in die Partie. "Braunschweig war ein wichtiger Schritt dorthin. Und wir haben in diesem Spiel erfreulicherweise kaum Fehler gemacht", sagte der 21-Jährige. Während Ribery-Ersatz David Alaba auf links übermotiviert wirkte, setzte Ersatz-Robben Müller auf rechts die wenigen spielerischen Glanzpunkte im Bayern-Spiel.

Im ersten Durchgang holte er zwei Elfmeter heraus, die Mario Gomez (9.) und Bastian Schweinsteiger (39.) problemlos zum 2:0-Pausenstand verwandelten. Sieben Minuten vor Schluss machte er mit dem artistischen 3:0 den Deckel auf die Partie. "Er war agil und laufstark. Sein Spiel hat mir imponiert", lobte Heynckes. Einen besonderen Grund für die bemerkenswerte Frühform? Gibt es nicht, sagte Müller und scherzte: "Ich habe weder mein Training noch meine Ernährung umgestellt."

Heynckes stellt richtig auf

Allerdings bedankte er sich bei Heynckes, dass der ihn auf der rechten, der richtigen Seite aufgeboten hatte. Da sei er einfach "einen Tick besser". Ähnlich wie Müller fühlte sich Toni Kroos vom Bayern-Coach im zentralen Mittelfeld gut aufgestellt. Da könne "freier spielen und mich intuitiv bewegen".

Auch wenn die ergebnisorientierte Bayern-Spielweise im Pokal durchaus als Blaupause für die Bundesliga dienen kann: Dass Torsten Lieberknecht später von einer "sensationellen" Bayern-Partie schwärmte, war dem Jupp doch zu viel des Guten. "Ich bewerte das Spiel nicht über", sagte er. Der Gegner war einfach zu schwach und nach vier Wochen Vorbereitung sei "noch nicht alles optimal". Das baldige Erreichen des Optimums schließt Heynckes aber nicht aus. Denn: "Die Spieler haben verstanden, was ich will."

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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