Gegen Fifa, Blatter und Zwanziger Hoeneß teilt kräftig aus
03.06.2012, 12:27 Uhr
Uli Hoeneß ist für seine starken Meinungen bekannt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bayern-Chef Uli Hoeneß ist für starke Meinungen bekannt. Da macht er auch nicht vor dem Fußball-Weltverband Halt: Viele Fifa-Entscheidungen der Vergangenheit seien "nicht mit rechten Dingen zugegangen". Hoeneß wendet sich gegen eine neue Amtszeit Blatters, kritisiert aber auch Ex-DFB-Chef Zwanziger, der sich im Exekutivkomitee umgarnen lasse.
Uli Hoeneß, Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München, hat in einem Rundumschlag Fifa-Boss Joseph S. Blatter, Deutschlands Fußball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer und Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger gerüffelt. In Bezug auf Blatters Amtszeit sagte Hoeneß laut Süddeutscher Zeitung, dass schon oft "aus größten Freunden die größten Feinde geworden sind. Wenn man keinen Dreck am Stecken hat, passiert so etwas nicht".
Zu den angeblichen Ambitionen des Schweizers auf einen Nobelpreis sagte der ehemalige Bayern-Manager: "Wenn der den Friedens-Nobelpreis bekommt, werde ich Generaldirektor der Metropolitan Opera in New York." Hoeneß trat auf einer Tagung der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche in Hamburg auf.
Zwanziger "lässt sich beschmusen"
Zu einer möglichen fünften Amtszeit des jetzt 76-jährigen Blatter als Fifa-Präsident ab 2015 sagte Hoeneß: "Gott bewahre!" Hoeneß übte außerdem harsche Kritik an der Politik der Fifa in der Vergangenheit: "Viele Entscheidungen in den vergangenen 10, 15 Jahren sind nicht mit rechten Dingen zugegangen."
Kritisch beurteilt der Präsident des FC Bayern auch die Rolle von Fifa-Exekutivmitglied Zwanziger. Dieser habe zwar "hehre Absichten, aber er hat nicht mehr den DFB hinter sich, deshalb fehlt ihm die Macht. Ich habe gehört, dass wir von ihm nicht allzu viel erwarten müssen". Zwanziger habe keine Chance, "die haben ihn umgarnt, und er lässt sich beschmusen".
Ob der 66-jährige Zwanziger eine "lame duck" (lahme Ente), also ohne große Einflussnahme sei, verneinte Hoeneß zwar, ergänzte aber lakonisch: "Aber für ihn ist es ja schon ein Problem, lame duck zu übersetzen, weil er kein Englisch kann."
Beckenbauer "ist noch in der Muschel"
Über die Rolle von Bayern-Ehrenpräsident und Ex-Exko-Mitglied Beckenbauer im Weltverband sagte Hoeneß: "Der Franz wird einiges wissen, aber er ist noch in der Muschel." Das Netzwerk Recherche hatte zuvor der Fifa die "Verschlossene Auster" verliehen, eine ironisch gemeinte Auszeichnung als "Informationsblockierer des Jahres".
Hoeneß, Weltmeister von 1974, kann sich eine konzertierte Aktion der Europäer vorstellen, um die verkrusteten Fifa-Strukturen aufzubrechen: "Wenn die europäischen Verbände sich endlich zusammensetzen, könnte sich was ändern." Schließlich stammten 80 oder 90 Prozent der Milliardenumsätze der Fifa aus dem europäischen Fußballmarkt. Hoeneß richtete einen Appell an England, Frankreich und Deutschland, "auch mal auf politischer Ebene dafür zu sorgen, dass die Fifa-Verantwortlichen nach unseren rechtsstaatlichen Vorstellungen ihre Geschäfte machen".
Quelle: ntv.de, sid