"Furchtbar, ein Albtraum" Italien erlebt Neun-Tore-Wahnsinn mit zwei Eigentoren
09.09.2025, 07:24 Uhr
Es ist ein spektakulärer Sieg für Italien in der WM-Qualifikation, gegen Israel schießt Sandro Tonali erst in der Nachspielzeit das entscheidende Tor. Vorher erlebt der neue Trainer Gennaro Gattuso alle Emotionen bei Führung, Eigentoren und etwas Glück.
Das alte Raubein Gennaro Gattuso hat sich einst furchtlos in die allerhärtesten Fußball-Schlachten geworfen - aber bei diesem völlig verrückten Spiel litt der italienische Nationaltrainer an der Seitenlinie wie ein Hund. "Es war zum Sterben", ächzte Gattuso nach dem 5:4 (1:1) des viermaligen Weltmeisters gegen Israel in Ungarn, er kratzte emotional am Limit: "Ein Albtraum, furchtbar. Wir müssen verrückt sein!"
Jeden noch so absurden Schlag hatte seine Mannschaft weggesteckt in Debrecen, einige verpassten sich seine Spieler auch noch selbst, sie produzierten zwei, eigentlich sogar drei "lächerliche" Eigentore. "Es war wie in einem alten Bud-Spencer-Film", seufzte der "Corriere della Sera". Dazu passte, dass der frühere kompromisslose Abräumer Gattuso auch bei der Rudelbildung nach dem Abpfiff mitmischte. Das Fazit der italienischen Zeitung: "Drei Punkte - und bitte eine Aspirin gegen die Kopfschmerzen."
"Wir sind irre"
Immerhin: In der Europa-Qualifikation hält Italien Kurs auf die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Mit einem Freak-Spiel, einer "partita surreale", wie die "Gazzetta dello Sport" schrieb. 4:2 hatte Italien vermeintlich komfortabel geführt, bevor Israel mit zwei späten Toren (87./89.) zum 4:4 ausglich - und Sandro Tonali (90.+1) den entscheidenden Haken ans Kinn des Gegners krachen ließ.
"Wir nehmen den Sieg mit, aber wir sind irre, wir müssen uns verbessern", schimpfte Gattuso, es war erst sein zweites Spiel als Nationaltrainer nach einem 5:0-Debüt gegen Estland. "Wir sind zu zerbrechlich, die Jungs wissen das. Aber es war Herz dabei, es war der Wille da." Was ein Fiasko hätte werden können, wurde ein großer Schritt Richtung erster WM-Teilnahme seit 2014. Wenn auch mit wackligen Knien und zitternden Oberschenkeln.
Erstes Israel-Tor zu unrecht aberkannt
Wie schlimm der Punkteverlust gewesen wäre, zeigt der Blick auf die Tabelle: Italien steht in der Gruppe I wie Israel bei neun Punkten - es verkürzte zudem den Rückstand auf den makellosen Tabellenführer Norwegen (12). Auf Gennaro Gattuso warten also noch einige weitere Spiele unter Starkstrom.
In Debrecen hatte es schon brisant begonnen: Die italienischen Ultras drehten sich bei der israelischen Hymne demonstrativ um. Kurz nach dem Abpfiff boxte sich Torhüter Gianluigi Donnarumma dann den Ball nach einer Ecke ins eigene Tor, doch Schiedsrichter Slavko Vincic entschied auf Offensivfoul des israelischen Stürmers. Auch das deutsche VAR-Team hatte keine Einwände - eine Fehlentscheidung.
Manuel Locatelli "gelang" das Eigentor im zweiten Anlauf (16.), Donnarumma hatte eine Hereingabe verpasst. Stürmer Moise Kean brachte den Favoriten vor der Pause und auch nach dem erneuten Rückstand durch Dor Peretz (52.) aber zurück (40./54.). Matteo Politano (59.) und Giacomo Raspadori (81.) drehten das Spiel sogar komplett, ehe Alessandro Bastoni ein weiteres Eigentor unterlief und erneut Peretz traf. Doch das letzte Wort hatte Tonali für Italien. "Ein verrückter Sieg, kommentierte die "Gazzetta": "Aber wie gruselig!" Gattuso würde das so unterschreiben.
Quelle: ntv.de, ara/sid