Fußball

"Spielte natürlich Rolle" Julian Draxler wechselt nicht nur wegen Geld nach Katar

Julian Draxler spielt nicht mehr für PSG.

Julian Draxler spielt nicht mehr für PSG.

(Foto: imago images/Revierfoto)

Der Al-Ahli SC hat einen Weltmeister in seinen Reihen, Paris St. Germain ist eben jenen los und Julian Draxler, der 2014 mit Deutschland den WM-Titel geholt hatte, freut sich auf "neue Kontakte" und ja, auch viel Geld. Eine Erklärung.

Julian Draxler wird mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 2014 Weltmeister in Rio, er spielt für den FC Schalke, wechselt später über den VfL Wolfsburg zu Paris Saint-Germain und spielt - unterbrochen von einer Leihe zu Benfica Lissabon - sechs Jahre in der französischen Hauptstadt. Oder präziser: Die meiste Zeit spielt er im mit katarischen Öl-Milliarden hochgerüsteten Starensemble an der Seine eben nicht. Deshalb zieht der 30-Jährige, der mal eine der großen Hoffnungen des deutschen Fußballs war, weiter nach Katar.

Künftig spielt die in seinen besten Zeiten begeisternde Offensivkraft für den Al-Ahli SC, der Klub überwies die interne Rekordablöse von neun Millionen Euro nach Paris. Der Wechsel in die sportlich unbedeutende, aber überaus lukrative katarische Liga sorgte für Stirnrunzeln. Und Julian Draxler hat nun, da die Tinte unter dem neuen Vertrag schon lange getrocknet ist, großen Redebedarf.

"Wie schaffen wir das als Familie?"

"Vor allem in Deutschland" sei "über meinen Wechsel nach Katar lange spekuliert" worden, "die letzten Tage und Wochen in Paris waren sehr turbulent - und ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht", verbreitet Draxler in einem langen Beitrag auf der Plattform LinkedIn. Und verkündet noch einmal in acht Absätzen, was er wortgleich bereits im September der "Bild"-Zeitung gesagt hatte: "Ich könnte mich jetzt hinstellen und sagen: Mir geht es nach 12 Jahren Europa ausschließlich darum, eine neue Kultur kennenzulernen, eine neue internationale Erfahrung zu machen, bei einem spannenden Projekt in der arabischen Welt mitzuwirken - und das Thema Geld ausklammern. Auch wenn diese Aspekte ehrlicherweise zutreffend sind, wäre es dennoch gelogen, wenn der finanzielle Part nicht auch entscheidend ist in diesem Fall."

In Paris hatte Draxler noch einen Vertrag bis zum kommenden Juni besessen, unter freundlichem Druck war er jedoch von seinen sportlichen Vorgesetzten zum Abschied ermuntert worden. PSG gehört seit 2011 zu 70 Prozent dem Qatar Sports Investments Fonds, der Weg von Paris ins wegen seines Umgangs mit den Menschenrechten kritisierten Emirats ist für Fußballprofis kurz. Neben Draxler waren auch die ehemaligen PSG-Kollegen Marco Verratti und Abdou Diallo (beide zu Al-Arabi) nach Katar gewechselt. Insgesamt spülte das Trio seinem mit den Regularien des Financial Fairplay kämpfenden Ex-Klub 85 Millionen Euro Ablöse in die gut gefüllten Kassen. Verschiedene Medien hatten berichtet, dass dieser Fußballer-Exodus die UEFA auf den Plan gerufen hätte, die den Vorgang untersuchen wolle.

In der offiziellen Mitteilung des Wechsels heißt es, Draxler freue sich auf Katar und habe nicht lange überlegen müssen nach der Anfrage von Al-Ahli. Doch der war offenbar ganz und gar nicht so, wie der Spieler nun selbst berichtet. Er habe sich vor seiner Entscheidung für Katar "natürlich auch viele Gedanken über Pros und Contras gemacht und mich sehr intensiv mit vielen Fragen beschäftigt: Ist es jetzt an der Zeit Europa zu verlassen? Bist du bereit für eine komplett neue Kultur? Ist es smart so ein Vertragsangebot abzulehnen? Was bedeutet ein Wechsel für die berufliche Zukunft nach der Karriere? Wie schaffen wir das als Familie?" Schließlich sei der Profi, der in seiner Zeit in Paris zwischen 5 und 7 Millionen Euro pro Jahr verdient haben soll, "aber zu dem Schluss gekommen, dass wir durch die neuen finanziellen Rahmenbedingungen noch mehr Möglichkeiten haben. Sowohl für die Familie, als auch für andere Projekte abseits des Platzes."

"Auch wenn man das nicht gerne hört ..."

Die Perspektive in Paris, wo der oft spektakuläre Mittelfeldspieler nach seiner Rückkehr von einer unbefriedigenden Leihe nach Lissabon in eine eigene Trainingsgruppe aussortiert worden war, wäre "ein Jahr komplett ohne jegliche Perspektive gewesen, was ich unbedingt vermeiden wollte." In Katar sieht das natürlich ganz anders aus: In den ersten beiden Saisonspielen stand der Deutsche jeweils in der Startformation und lieferte zwei Torvorlagen. "Auch wenn man es hierzulande nicht gerne hört: Der Fußball in der arabischen Welt entwickelt sich sehr rasant, es werden durch große finanzielle Investitionen Strukturen aufgebaut, die in Zukunft durchaus eine Konkurrenz zum europäischen Fußball darstellen können. Und sicherlich kann man in Katar auf lange Sicht auch interessante neue Kontakte knüpfen und seinen persönlichen Horizont noch mal erweitern", schreibt Draxler in seinem Post auf der Businessplattform.

Der Weltmeister, der 2011 mit dem FC Schalke deutscher Pokalsieger und später fünfmal mit PSG französischer Meister geworden war, könne "Kritik an der Entscheidung durchaus nachvollziehen, aber es ist mein Leben. Ich stehe zu meiner Entscheidung und bin froh, dass wir schließlich diese Lösung gefunden haben."

Quelle: ntv.de, ter

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