Wie einst Guardiola Weltmeister Draxler verschwindet in der Wüste
18.09.2023, 18:11 Uhr
Ein Bild aus besseren Zeiten: Julian Draxler wurde 2014 Weltmeister.
(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)
Fußball-Weltmeister Julian Draxler wechselt nun doch noch von Paris Saint-Germain nach Katar. Dort spielt er für den Verein Al-Ahli SC, bei dem schon andere Stars ihre Karriere auslaufen ließen. Der Unterschied: Draxler ist beim Abschied in Wüste gerade einmal 29.
Bevor an diesem Montag das Transferfenster in Katar schließt, darf sich der Wüstenstaat doch noch über einen hochdekorierten Neuzugang freuen: Weltmeister Julian Draxler entscheidet sich nach längerem Ringen nun doch, seine Karriere im Emirat fortzusetzen. Oder auslaufen zu lassen. Je nach Sichtweise. Er unterschreibt bei Al-Ahli SC einen Vertrag bis 2025. Und er setzt damit die Tradition von großen Spielern fort, die sich für ein Engagement bei einem der ältesten Vereine des Wüstenstaats entschieden, etwa Olivier Kapo oder, Obacht, Josep Guardiola. Zur Ablöse gibt es keine offiziellen Angaben. Unterschiedlichen Berichten zufolge könnte sie zwischen oder sogar 20 Millionen Euro liegen.
In der offiziellen Mitteilung des Wechsels heißt es, Draxler freue sich auf Katar und habe nicht lange überlegen müssen nach der Anfrage von Al-Ahli. In französischen Medien war zuvor anders berichtet worden, dort hatte es geheißen, dass der Spieler zögere. Nun also ist alles offenbar ganz anders. Und eh immer schon gewesen. Katar genieße im Allgemeinen und im Fußball einen hervorragenden Ruf, heißt es in der Mitteilung weiter. Bei Al-Ahli sieht es derweil nicht so rosig aus: Der Klub liegt in der Qatar Stars League auf dem elften und damit vorletzten Platz, der Saisonstart misslang mit drei Niederlagen aus drei Spielen völlig.
Nach sechs Jahren endet jetzt also Draxlers Zeit beim Großklub Paris St. Germain, es war eine Zeit, in der sich der 29-Jährige nie nachhaltig festbeißen konnte. Zuletzt war er bereits an Benfica Lissabon ausgeliehen. Doch auch dort gelang es ihm nicht, seiner Laufbahn neuen Glanz verleihen zu lassen. Trotz Trainer Roger Schmidt, der mit Mario Götze schon einen anderen Weltmeister wachgeküsst hatte, damals allerdings bei der PSV Eindhoven. Hinzu kam bei Draxler, dass er lange verletzt war.
Und so entschied Lissabon sich dagegen, die Leihe in einen Kauf umzumünzen. Der gebürtige Gladbecker kehrte in die französische Hauptstadt zurück und wurde bei PSG in die Gruppe der Aussortierten gesteckt. Dort tummelte sich zwischenzeitlich auch Superstar Kylian Mbappé, der seinen Verein mit Wechselambitionen und einer lange verweigerten Vertragsverlängerung massiv genervt hatte. Mbappé ist indes zurück im Starensemble und glänzt mit Toren. Draxler dagegen ist weg und droht endgültig im Fußball-Nirwana zu verschwinden.
Draxler fehlt zumeist die Konstanz
Zwischendurch war auch darüber diskutiert worden, ob er nicht womöglich vom wilden Starrausch mitgesogen wird und einen Luxus-Vertrag in Saudi-Arabien unterzeichnet. Aber an den Gerüchteknochen kam nie so richtig Fleisch dran. Nun also Katar, das Ende des vergangenen Jahres mit der WM ins globale Rampenlicht geschossen war, aber umso schneller wieder aus ihm verschwand. Saudi-Arabiens Offensive am Transfermarkt hatte den Nachbarn zurück in den Fußball-Schatten geschickt.
Der Wechsel von der großen Bühne Paris, wo ihm keine Rolle mehr zugeteilt worden war, auf die kleine in Katar dürfte endgültig das Ende aller großen Ambitionen, mit denen er von Schalke nach Wolfsburg und schließlich zu PSG weitergezogen war. Sollte er noch irgendwie darauf geschielt haben, im kommenden Sommer bei der Heim-EM einen Platz im kriselnden DFB-Team, für das er bislang 58-mal gespielt hat und sieben Treffer erzielen konnte, zu ergattern, so kann er dann endgültig einen Haken an dieses ohnehin sehr wagemutige Vorhaben setzen. Die 17 Weltmeister-Minuten von Brasilien sollten nur der Anfang einer großen DFB-Karriere sein, doch der flexible Offensivspieler blieb ein nie eingelöstes Versprechen.
Konstanz als größtes Karriereproblem
Sein Problem: Konstant konnte/kann er es einfach nicht. Weder für Paris und auch nicht für Deutschland. In der Nationalmannschaft spürte er derweil die Konsequenzen für sein Nicht-Handeln. Auf der finalen Mission von Ex-Ex-Bundestrainer Joachim Löw, der Europameisterschaft 2021, war Draxler schon kein Wegbegleiter mehr. Dabei hatte der Ewigkeits-Löw stets große Pläne mit dem Linksaußen gehabt. Er war sein größter Lobbyarbeiter. So war der Spieler einst Kapitän des Teams und das sogar sehr erfolgreich. Mit einem Perspektiv-Kader gewann Draxler 2017 den Confed-Cup in Russland. Er galt damals als der Anführer der Mannschaft um Leon Goretzka, der ihn auf dem Karriereweg mittlerweile aber ewig weit abgehängt hat
Draxlers Marktwert liegt laut transfermarkt.de derzeit "nur" noch bei sechs Millionen Euro, das ist der niedrigste Wert seit Anfang 2012, als der damals 18-Jährige dabei war, die Bundesliga für sich zu erobern. Eine andere Zeit, eine, die eine ganz andere Prophezeiung für diesen außergewöhnlich begabten Spieler hatte, als ein Wechsel noch vor Vollendung der 30 - am 20. September hat er Geburtstag - nach Katar.
Quelle: ntv.de, tno