Ballack geht, der Sieg kommt, wer bleibt? Kapitäns-Wechsel lässt Fragen offen
15.08.2011, 14:06 Uhr
Michael Ballack kämpfte den Gegner müde und ermöglichte Simon Rolfes damit die Vorlage zum Siegtreffer - so sah Bayer-Trainer Robin Dutt das Spiel.
(Foto: REUTERS)
Angeführt von Michael Ballack als Kapitän feiert Leverkusen gegen Bremen den ersten Pflichtspielerfolg. Der Siegtreffer fällt aber erst, als Ballack für den eigentlichen Spielführer Simon Rolfes weicht. Der bereitet prompt das entscheidende Tor vor. Was das für die nächsten Spiele heißt, bleibt unklar.
Die herzliche Umarmung von Robin Dutt mit Simon Rolfes nach Spielende war nicht gespielt. Der Cheftrainer von Bayer Leverkusen wusste, bei wem er sich bedanken musste. Kapitän Rolfes, der 84 Minuten auf der Ersatzbank schmoren musste und für Michael Ballack eingewechselt wurde, bereitete das Siegtor von Michal Kadlec (86.) zum 1:0 (0:0) gegen Werder Bremen mit seiner artistischen Rückgabe vor.
"Der eine hat's vorbereitet, der andere hat's zu Ende gebracht", sagte Dutt über sein erfolgreiches Kapitäns-Wechselspiel, das am Ende mit dem erlösenden ersten Pflichtspielsieg in dieser Saison belohnt wurde. Was genau Ballack, der von den Bayer-Fans mit freundlichem Applaus verabschiedet wurde und selbst mit einem knappen Gruß entschwand, da vorbereitet hatte, blieb Dutts Geheimnis. Ballack verhielt sich auf dem Rasen eher dezent. Der 34-Jährige moserte ein wenig über den Schiedsrichter, foulte Mehmet Ekici, blieb ohne Torschuss, gewann nur 35 Prozent seiner Zweikämpfe, leistete sich den ein oder anderen Fehlpass - und bat laut Dutt kurz vor Schluss selbst um die Ablösung: "Und die hat er auch verdient, weil er sehr hart gearbeitet hat", meinte der Bayer-Coach.
Status quo nicht in Stein gemeißelt
Die Freude über den schwer erkämpften Sieg gegen Bremen verging Dutt schon kurz nach dem Spiel wieder, als er auf seine Aussage in der vergangenen Woche ("Rolfes und Ballack wird es in unserem Dreier-Mittelfeld nicht gleichzeitig geben. Sie sind beide Strategen, zu ähnliche Spielertypen") angesprochen wurde. "Wenn sie es ja verstanden habe, brauche ich es nicht zu wiederholen", äußerte der sichtlich eingeschnappte Bayer-Coach schmallippig und verweigerte auf der Pressekonferenz weitere Ausführungen zu diesem Thema.
Offensichtlich ist dem Ex-Freiburger aufgegangen, dass ihm mit seiner frühzeitigen Festlegung, dass Rolfes und Ballack nicht zusammenspielen können, ein Eigentor unterlaufen ist - und dies ohne Not. Zu Recht fragen Kritiker, was der Bayer-Coach denn mache, wenn er aufgrund von Verletzungssorgen nur Ballack und Rolfes für die beiden Sechserpositionen zur Verfügung hat? Dutt ruderte jedenfalls am Sonntag zurück: "Das ist der Status quo - in Stein gemeißelt ist das nicht."
Namen sind Schall und Rauch
Auch wenn das Kapitäns-Wechselspiel gegen Bremen erfolgreich war: Gelöst ist Dutts Luxus-Problem Ballack/Rolfes nun keineswegs. Ex-Bayer-Coach Christoph Daum redete bei "Sky90" Tacheles: "Wenn man einen Michael Ballack holt, dann weiß man, dass das kein Ergänzungsspieler ist, sondern ein absolut gestandener Spieler, der eine Mannschaft führen kann. Dem muss ich das Vertrauen aussprechen, den muss ich unterstützen. Ansonsten brauche ich Michael Ballack nicht zu verpflichten."
Dutt hingegen machte nochmals klar, dass Namen bei ihm nicht zählen: "Wir sind Bayer 04 Leverkusen, ein Champions-League-Verein. Wer nicht damit umgehen kann, bei Bayer 04 auf der Bank zu sitzen, der hat hier nichts verloren."
Quelle: ntv.de, sid/dpa