Fußball

Ein Buch als LiebeserklärungKult-Moderator Pistor feiert den Fußballwesten

18.01.2019, 16:43 Uhr

Seine Stimme steht für Fußball am Samstagnachmittag, zumindest tief im Westen Deutschlands. Sven Pistor ist die WDR2-Kultstimme der Bundesliga. Nun wagt sich der Radio-Mann auf neues Terrain - ein sympathisches Experiment.

Der Samstagnachmittag gehört Sven Pistor. Und das seit 2002. Zumindest auf den Sofas und Sesseln zwischen Aachen und Arnsberg, zwischen Bonn und Bielefeld. Seit 2002 moderiert Pistor die WDR2-Fußballsendung "Liga live". Der 46-Jährige hat Borussia Dortmund jubeln, den FC Schalke 04 leiden "gehört". Der VfL Bochum ist in seiner Sendezeit abgestiegen (kein kausaler Zusammenhang), Borussia Mönchengladbach wieder auferstanden. Wenige haben den Fußballwesten in den vergangenen 20 Jahren so intensiv live erlebt, wie Pistor. Seine Expertise - auch wenn die durch das eigene Talent am Ball (Selbsteinschätzung) und seine Vorhersagekraft (Tipp) latent ausgehebelt wird - hat er nun auf Papier gebracht, in seinem ersten Buch "50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss".

Viel Tradition wurzelt an Rhein, Ruhr und Lutter (bei Bielefeld), 50 Dinge sind da viel zu wenig, um dem allumfassend gerecht zu werden. Das weiß auch Pistor. Sein Buch, das sind 50 Geschichten, 50 sehr persönliche Mosaiksteinchen als Liebeserklärung an den Fußball in seiner Heimat. Nun ist es aber nicht so, dass der Leser plötzlich in eine unbekannte Welt voller unentdeckter und von Pistor geborgener Schätze absteigt. Wie soll das auch gelingen in einer Welt, die seit Jahrzehnten so intensiv durchleuchtet und von Medien leergefischt wird, dass selbst die lockersten Fußballer mittlerweile lieber eine Hand vor den Mund halten, aus Sorge ihre in emotionalen Situationen gesprochenen Worte könnten von irgendwelchen absurden Lippenlesern in einen falschen Kontext gesetzt werden.

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50 Dinge, die man über den Fußball-Westen wissen muss: Mit 11 Ausflugszielen rund um die Kultstätten der großen Westvereine
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Pistor erzählt Geschichten, die jeder kennt. Sein Buch ist ein sympathischer Kurzweil. Eine Erinnerung an liebe Fußball-Erinnerungen. So wie beispielsweise an Roman Weidenfeller, der am 12. Mai 2012, eine Ärztin anbettelte, ihn, der zuvor angeschlagen ausgewechselt werden musste, doch zurück in das Berliner Olympiastadion zu lassen, um das spektakuläre Double - ein 5:2 im Pokalfinale gegen den FC Bayern - mit seinen Jungs von Borussia Dortmund zu feiern. Oder an den 3. April 1971, als das Spiel zwischen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach abgebrochen werden musste, weil ein Torpfosten in der 88. Minute brach. Mal sind Pistors Erzählungen faktisch aufgeschrieben, mal in einen persönlichen Kontext gesetzt - wie eben der Pfostenbruch, den Kumpel Johnny lässig bei einem Sportquiz aus dem Gedächtnis schüttelte. In dem hat auch Super-Fan Manolo einen festen Platz oder eben Günther Netzer, dessen Selbsteinwechslung freilich auch zu den 50 Dingen gehört, die Sie über den Fußballwesten wissen sollten.

Dass der gebürtige Kölner Pistor dem Leser am Ende seines Buches noch einen Ausflugsziel-Navigator für die Kultstätten der elf großen Westvereine mit auf die Reise gibt, macht sein geschriebenes Debüt auch interessant für Fußball-Fans, die samstags nicht zwischen Aachen und Arnsberg und Bonn und Bielefeld auf der Couch liegen. Glück auf.

Quelle: tno

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