Fußball

Österreich freut sich: "Deutsche haben Bammel" Löw entdeckt die Demut

Auch wenn Joachim Löw den Gegner ausführlich Österreich lobt: Gewinnen will er trotzdem.

Auch wenn Joachim Löw den Gegner ausführlich Österreich lobt: Gewinnen will er trotzdem.

(Foto: dpa)

Die deutschen Fußballer spielen heute in Wien gegen die Österreicher. Der Bundestrainer gibt sich betont demütig und spricht vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Nummer 49 der Welt von einem Duell auf Augenhöhe. Bei den Gastgebern kommt das gut an, sie vermuten gar Angst. Joachim Löw aber weiß, was er tut.

Demut kommt meist nach dem Fall. Nun ist Joachim Löw kein gebrochener Mann und die deutschen Fußballer haben sich bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine auch nicht blamiert. Aber sie sind halt gegen die Italiener ausgeschieden, wieder platzte der Traum vom ersten Titelgewinn seit 1996. Und so ist die Stimmung rund um die DFB-Elf eher durchwachsen, daran hat auch der 3:0-Erfolg gegen die Färöer im ersten Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien nichts geändert.

Heute nun steht nun für die Deutschen die zweite Partie an, ab 20.30 Uhr (im n-tv.de Liveticker) geht es vor 47.000 Zuschauern im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen Österreich. Und hatte der Bundestrainer vor dem EM-Halbfinale gegen Italien noch davon gesprochen, dass die Zeit nun reif sei, "einen weiteren Großen zu schlagen" und versprochen, seine Mannschaft werde das auch schaffen, klingt das vor der Partie gegen Österreich, seines Zeichens die Nummer 49 der Weltrangliste und damit 47 Positionen hinter der deutschen Mannschaft, wesentlich zurückhaltender. Minutenlang monologisierte er über die zahlreichen Vorzüge des heutigen Gegners und seines Trainers Marcel Koller. "Die Österreicher haben sehr selbstbewusste Aussagen gemacht - und das völlig zurecht. Sie haben in der Organisation viel dazugewonnen, spielen strukturiert und haben sich enorm weiterentwickelt." So viel Lob war selten. Aber Joachim Löw wird wissen, was er tut.

Mehr zu verlieren als zu gewinnen

Irland - Deutschland, 20.45 Uhr
  Die voraussichtlichen Aufstellungen
 

Irland: Westwood (FC Sunderland/27 Jahre/12 Länderspiele) - Coleman (FC Everton/24/6), O'Shea (FC Sunderland/31/81), O'Dea (FC Toronto/25/16), Ward (Wolverhampton Wanderers/27/16) - McGeady (Spartak Moskau/26/55), Cox (Nottingham Forest/25/18), Andrews (Bolton Wanderers/32/32), McCarthy (Wigan Athletic/21/6), Fahey (Birmingham City/29/15) - Walters (Stoke City/29/12)
Trainer: Giovanni Trapattoni

 Deutschland: Neuer (Bayern München/26/33) - Boateng (Bayern/24/26), Mertesacker (FC Arsenal/28/82), Badstuber (Bayern/23/28), Schmelzer (Borussia Dortmund/24/8) - Khedira (Real Madrid/25/35), Schweinsteiger (Bayern/28/95) - Müller (Bayern/23/35), Özil (Real/23/41), Reus (Dortmund/23/11) - Klose (Lazio Rom/34/124)

Trainer: Joachim Löw

  Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien)

Er hat Recht, wenn er sagt, dass dies nur eins von noch neun ausstehenden Qualifikationsspielen auf dem Weg nach Brasilien ist. Langstreckenwettbewerb nannte er das. Und dass die Österreicher zuletzt mit ordentlichen Resultaten in Testspielen aufhorchen ließen, stimmt auch. Die neue Bescheidenheit mag allerdings auch darin begründet liegen, was Mittelfeldspieler Sami Khedira jüngst im Interview mit dem "Kicker" gesagt hatte, als er nach den Gründen für das Halbfinalaus bei der EM gefragt wurde. Natürlich könne man darüber diskutieren, ob die taktische Ausrichtung und die Wahl des Personals gegen Italien richtig gewesen seien. Aber: "Der entscheidende Punkt war wohl, dass wir uns zu sicher waren und schon ein bisschen in Richtung Finale gegen Spanien geschaut haben."

Sein Trainer scheint sich das zu Herzen genommen haben. Hinzu kommt, dass zwar selbst bei einer Niederlage noch nichts verloren wäre. Wie das so ist bei einem Langstreckenwettbewerb. Joachim Löw weiß aber auch, dass er und seine Mannschaft heute Abend mehr zu verlieren als zu gewinnen haben. Denn der Stimmung wäre eine Blamage in Wien alles andere als zuträglich. Da scheint ein wenig Tiefstapelei schon ganz angebracht. Bei den Gastgebern jedenfalls kommt die neue deutsche Bescheidenheit bestens an. Zumal vor einer Begegnung, die gerne als Prestigeduell bezeichnet wird und bei der es auch um Emotionen geht.

"Es ist schon eine Art perverse Lust"

"Ein Duell, das niemanden kaltlässt", schreibt das Boulevardblatt "Kronenzeitung", die Begegnung sei "das Spiel aller Spiele für Rot-Weiß-Rot". Und titelt: "Hoppauf, Burschen!". Die nicht minder krawallige Zeitung "Österreich" kündigt an: "Heute könnt ihr Helden werden", verspricht: "47.000 peitschen uns zum Sieg", und schließt aus der Tatsache, dass der Bundestrainer von einem Duell auf Augenhöhe gesprochen hatte, messerscharf: "Deutsche haben Bammel". Eher gemäßigt bereiten die seriösen Blätter ihre Leser auf das Spiel vor. "Die Presse" kommentiert, dass bei aller Vorfreude die Partie gegen die DFB-Elf letztlich gar nicht so wichtig und eine Niederlage der Normalfall sei. "Die entscheidende Frage auf dem Weg nach Brasilien wird also nicht sein, wie tapfer sich die Österreicher gegen Deutschland gewehrt, sondern wie konstant sie sich gesteigert haben. Marcel Koller ist das Erreichen dieses Ziels zuzutrauen - ganz egal, was heute Abend im Prater alles passiert."

Und die "Wiener Zeitung" konstatiert gar: "Es ist schon eine Art perverse Lust, dass die Österreicher so gerne gegen die Deutschen Fußball spielen. Denn Österreich gewinnt fast nie und verliert bisweilen sehr hoch. Dass wir uns dennoch auf die Begegnung mit Deutschland ganz besonders freuen, hat schon fast etwas Pathologisches." Irgendwann hat Joachim Löw dann doch noch gesagt, dass bei allem Respekt "vor den Österreich keine Angst zu haben. Wir sind gekommen, um zu gewinnen" Die Zeitung "Der Standard" findet: "Das beruhigte irgendwie." Denn falsche Demut ist auch nichts wert.

Quelle: ntv.de

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