Ohne Lizenz durch die Parallelwelt Marco Reus, geht's noch?
18.12.2014, 14:18 Uhr
Das ist nicht lustig: Marco Reus.
(Foto: REUTERS)
Sein Spitzname ist "Rolls Reus", aber das tut hier nichts zur Sache. Marco Reus, Fußballprofi des BVB, fährt mit viel Chuzpe und ohne Führerschein Auto. Warum? Weiß er selbst nicht. Aus Hybris? Und warum merkt's keiner?
Über Marco Reus und seinen Führerschein, den er nie besessen hat, ließe sich trefflich scherzen. Zum Beispiel derart, dass er sich ja künftig von Joachim Löw zum Training kutschieren lassen könnte. Der Bundestrainer hatte im Mai seine Fahrerlaubnis für ein halbes Jahr abgeben müssen, weil er mehrmals im Auto zu schnell unterwegs war und dabei erwischt wurde. Es ließe sich auch anmerken, wie witzig es doch sei, dass der Profi von Borussia Dortmund wegen seiner überragenden technischen Fähigkeiten und seiner Schnelligkeit auf dem Fußballplatz den Spitznamen "Rolls Reus" verpasst bekam. Nur: Das ist nicht lustig.
Marco Reus, 25 Jahre alt, ist mindestens zweieinhalb Jahre lang Auto gefahren, ohne jemals die Führerscheinprüfung abgelegt und bestanden zu haben. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was er sich dabei gedacht hat. Er weiß es ja anscheinend selbst nicht. "Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen. Die Gründe kann ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen." Geht's noch? Er hat sich leider entschieden, diesen Weg zu gehen? Das klingt nicht nur ungeheuerlich, das ist es auch.
Das grenzt an Hybris
Auf der einen Seite ist Marco Reus einer der talentiertesten Fußballer des Landes. Doch wie wir jetzt wissen, ist er auch ein junger Mann, der voll und ganz in die Parallelwelt des Profisports abgetaucht ist. Was er getan hat, grenzt an Hybris nach der Devise: Ich kann gut kicken, ich bin reich, mir kann keiner was. Marco Reus ist ja nicht ein paar Mal mit dem alten Polo seiner Oma zum Training gefahren, weil er den Bus verpasst und es geregnet hat.
Auch das wäre nicht in Ordnung, aber nicht annähernd so dreist, wie in der Öffentlichkeit mit seinem Sportwagen zu protzen und Werbung für einen Autobauer zu machen. Als sei das alles nur ein Spiel. Führerschein? Sollen die anderen sich damit plagen. Ich habe das nicht nötig. Das ist erschreckend, und ganz nebenbei auch erschreckend unsympathisch - aber nur die Hälfte der Wahrheit.
Marco Reus hat erzählt, er habe sich nach seinem 18. Geburtstag zwar in einer Fahrschule angemeldet, aber nie die Prüfung abgelegt. So weit, so seltsam. Kann aber vorkommen. Komisch ist nur, dass niemand sich gewundert haben soll, als er plötzlich mit seinem eigenen Auto nicht nur durch die Gegend fuhr, sondern auch raste und dabei andere gefährdete, wie fünf belegte Verkehrsvergehen beweisen - nicht seine Eltern, nicht sein Berater Dirk Hebel, die Kollegen, der Trainer, wer auch immer. Vielleicht hat Marco Reus die Sache mit erstaunlicher Chuzpe durchgezogen und alle getäuscht. Vielleicht war es aber auch so, dass sie es ihm haben durchgehen lassen. Schließlich kann er gut kicken. Leute, geht's noch?
Quelle: ntv.de