EM in ganz Europa? Tolle Idee! Michel und die Wilde 13
25.01.2013, 16:52 Uhr
Auf geht's nach Europa. Und das ist 2020 ja überall.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hut ab, Herr Platini. Da hat Europas höchster Fußballfunktionär tatsächlich eine gute Idee. Eine Fußball-EM in ganz Europa - dieser Plan hat Charme. Und vor allem: Er wird tatsächlich funktionieren. Denn die Vorteile liegen auf der Hand. Er spart eine Menge Geld.
Die Idee ist neu, revolutionär, beinahe wild gar, sie hat Charme - und sie könnte funktionieren. Der Europäische Fußballverband Uefa und allen voran ihr Chef, der Franzose Michel Platini, haben beschlossen, die Europameisterschaft 2020 über den ganzen Kontinent verteilt stattfinden zu lassen. Das ist ein Konzept, das durchaus als großer Wurf bezeichnet werden kann. Auch wenn es äußerst selten vorkommt, dass ein Fußballfunktionär eine tolle Idee hat.
Aber der große Vorteil liegt auf der Hand: Dieser Plan spart Geld. Zum ersten Mal in der Geschichte muss nicht ein Gastgeber allein - oder zwei Länder wie die Niederlande und Belgien im Jahr 2000, die Schweiz und Österreich 2008 sowie Polen und die Ukraine im vergangenen Jahr - die finanzielle Belastung einer solchen Mega-Veranstaltung alleine tragen. Das ist in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht das schlechteste Argument.
Denn abgesehen von Deutschland und England, mit Abstrichen vielleicht noch Italien und Spanien, ist kaum ein Land in der Lage, eine EM auszurichten, ohne für viel Geld neue Stadien zu bauen. Die dann im Zweifelsfall, wie das neue Nationalstadion in Warschau oder das EM-Stadion im westukrainischen Lemberg, hinterher nicht annähernd so genutzt werden, dass sich die Investitionen lohnen. Bei 13 Stadien in 13 Ländern aber sind auch kleinere Länder in Lage, zum großen europäischen Fußballfest etwas beizutragen - auch ohne gleich ein niegelnagelneues Stadion zu bauen. Das war bisher nicht möglich.
Und Idealisten können noch anbringen, dass solch ein Turnier nun ganz und gar der europäischen Idee entspricht: Vier Wochen lang Fußball zwischen Moskau und Lissabon, zwischen Stockholm und Athen. Wer zum Beispiel als deutscher Fan im vergangenen Sommer die mehr als 1000 Kilometer von Lemberg nach Charkow und zurück gereist ist, um alle drei Gruppenspiele des DFB-Teams zu sehen, den wird auch ein Flug nach Paris oder Rom nicht schrecken. Zumindest für die vielen Freunde des gepflegten Fußballs rückt der Erdteil in dieser Zeit ein wenig zusammen. Hier von Völkerverständigung zu sprechen, ist wahrscheinlich etwas zu hoch gegriffen. Aber schaden wird es nicht. Die Idee ist neu, sie hat Charme - und sie wird funktionieren. Hut ab, Herr Platini. Michel und die Wilde 13. Vive la révolution!
Quelle: ntv.de