Fußball

Aus dem Wohnheim zur Sensation Außenseiter aus Fischerdorf krönt Fußballwunder mit Meistertitel

cb826748027492ea2634761efd4fcd39.jpg

(Foto: IMAGO/TT)

Viele Fußballer von Mjällby AIF wohnen im selben Haus und das zahlt sich offensichtlich aus. Der Dorfklub spielt in Schweden ein unglaubliches Jahrund steht schon weit vor Saisonende als neuer Meister fest. Es ist der größte Triumph für den kleinen Verein - der einem großen Plan folgt.

Das Überraschungsteam Mjällby AIF ist zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte schwedischer Fußballmeister. Das Team aus einem kleinen Ort in der südschwedischen Provinz Blekinge siegte mit 2:0 (2:0) bei IFK Göteborg und ist damit bereits drei Spieltage vor Saisonende nicht mehr von der Tabellenspitze der schwedischen Topliga Allsvenskan zu verdrängen. Es trafen Jacob Bergström (21.) und Tom Pettersson (28.)

MAIF hat die diesjährige Saison dominiert wie in den Vorjahren teilweise nur Rekordmeister Malmö FF, der in acht der letzten zwölf Spielrunden am Ende den Titel geholt hatte. Die Mannschaft von Cheftrainer Anders Torstensson setzt nicht auf größere Stars und hat keine wohlhabenden Investoren im Rücken. Mannschaftliche Geschlossenheit, kluges Scouting und besonnenes Wirtschaften sind die Erfolgsfaktoren.

Das zahlt sich nun aus: Nach einer einmaligen Saison mit bislang nur einer Niederlage beträgt der Vorsprung auf den Stockholmer Verfolger Hammarby auf Rang zwei nun satte elf Punkte, der auf Vorjahresmeister Malmö auf Rang vier sogar 21. Und das, obwohl Mjällby nach Angaben von "transfermarkt.de" aktuell nur den neunthöchsten Marktwert aller 16 Allsvenskan-Teams hat.

Meistertrainer Anders Torstensson.

Meistertrainer Anders Torstensson.

(Foto: IMAGO/Bildbyran)

Der Co-Trainer und die Augenbewegungen

Für Mjällby AIF ist es der erste nationale Meistertitel der 86-jährigen Vereinsgeschichte. Benannt ist der Verein nach dem 1500-Seelen-Örtchen Mjällby, seine Heimspiele trägt er aber in der ähnlich kleinen Nachbargemeinde Hällevik aus. "Wir spielen da, wo die Welt endet und das Meer anfängt", lautet die Wegbeschreibung des Klubs zu seiner Heimat im Fischerdorf mit dem schönen Namen Strandvallen.

Noch 2016 hatte sich Mjällby erst am letzten Spieltag vor dem Abstieg in die vierte Liga gerettet. Dann begann der langsame Neuaufbau. Eine entscheidende Rolle spielt bis heute der Zusammenhalt, viele Spieler leben gemeinsam in einer Art Studentenwohnheim. "Wenn wir nichts zu tun haben, grillen wir, kochen zusammen oder hängen ab", sagte Mittelfeldspieler Elliot Stroud der BBC im September.

Die Heimat von Mjällby AIF: Strandvallen.

Die Heimat von Mjällby AIF: Strandvallen.

(Foto: IMAGO/TT)

Taktikfüchse sehen dagegen Co-Trainer Karl Marius Aksum als entscheidenden Faktor. Der 35-Jährige hat zum Thema visuelle Wahrnehmung im Fußball promoviert und wendet sein Wissen in Mjällby an. "Niemand auf der Welt hat sich so intensiv mit den Augenbewegungen von Fußballern beschäftigt wie ich. Dabei ist es im modernen Fußball entscheidend, Informationen über seine Umgebung zu sammeln", sagt Aksum, der bald Cheftrainer eines großen Klubs werden möchte.

Mjällbys aktueller Coach Torstensson hat ebenfalls eine besondere Geschichte. Der Schwede diente zehn Jahre beim Militär, arbeitete dann als Schulleiter und schließlich bei seinem Ex-Klub Mjällby als Trainer. Im Sommer 2024 wurde bei dem 59-Jährigen chronische lymphatische Leukämie festgestellt. "Eine Behandlung ist nicht nötig, also mache ich weiter. Es hätte 100 schlimmere Diagnosen geben können", sagt Torstensson.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen