Geht Stanislawski nach Hoffenheim? Pezzaiuoli ist im Sommer weg
12.04.2011, 15:56 UhrNächster Trainerwechsel in der Fußball-Bundesliga: Hoffenheim trennt sich zum Saisonende von Marco Pezzaiuoli. Der 42-Jährige muss nach nur einem halben Jahr seine Taschen packen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, ein Favorit aber wohl schon.
Das Missverständnis Marco Pezzaiuoli wird bei der TSG Hoffenheim nach nur einem halben Jahr wieder beendet. Nach der Talfahrt der vergangenen Wochen beschloss der Fußball-Bundesligist die vorzeitige Trennung von seinem glücklosen Chefcoach zum Saisonende. Als Wunschkandidat für die Nachfolge gilt St. Paulis Trainer Holger Stanislawski.
"Die Situation nach dem Trainerwechsel und den Abgängen im Winter war sicherlich nicht einfach für Marco Pezzaiuoli und den Verein. Wir sind jedoch nach den Entwicklungen der letzten Wochen zu dem Entschluss gekommen, mit einem neuen Cheftrainer in die kommende Spielzeit zu gehen", erklärte Manager Ernst Tanner.
Kommt nun Stanislawski?
Pezzaiuoli hatte erst am 2. Januar die Nachfolge von Ralf Rangnick angetreten, von dem sich die Kraichgauer nach dem Theater um den Wechsel von Luiz Gustavo zum FC Bayern München getrennt hatten. In den bislang zwölf Spielen der Rückrunde konnte Pezzaiuoli, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013 besaß, mit seinem Team allerdings nur zwölf Punkte holen. Zudem wurden zuletzt immer wieder Undiszipliniertheiten der Mannschaft bekannt. Josip Simunic und Sejad Salihovic wurden vom ehemaligen DFB-Jugendtrainer auf die Tribüne verbannt, zahlreiche Spieler äußerten Abwanderungsgedanken.
Wer den zunächst nur als Assistent geholten Pezzaiuoli als Cheftrainer beerbt, ist offiziell noch nicht klar. Hartnäckig halten sich die aber Gerüchte, dass St. Paulis Stanislawski das Ruder bei den abgestürzten Kraichgauern übernehmen könnte. Mäzen und Alleinherrscher Dietmar Hopp, wollte ein Treffen mit dem Trainer des Hamburger Kiez-Clubs im "Kicker" nicht dementieren. Laut "Bild"-Zeitung kann Stanislawski den FC St. Pauli gegen eine Ablöse von 250 000 Euro ein Jahr vor seinem Vertragsende verlassen. "Das kommentieren wir nicht", erklärte Hoffenheims Pressesprecher Markus Sieger. Auch St. Paulis Teammanager Christian Bönig sagte: "Es gibt nichts zu vermelden."
Zuletzt hatten sich Pezzaiuoli und Manager Tanner öffentliche Scharmützel geliefert. "Ich weiß gar nicht, was er alles gesagt haben soll", wiegelte Tanner auf Anfrage noch ab - 30 Minuten später verkündete der Verein die Trennung vom Trainer zum Saisonende. Am Donnerstag will sich der Klub bei der turnusmäßigen Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag, bei dem Pezzaiuoli definitiv auf der Bank sitzen wird, näher zur Zukunft äußern.
"Am Ende müssen auch die Erwartungen passen"
Geldgeber Hopp, der Pezzaiuolis Beförderung im Januar noch vehement mit betrieben hatte, hatte sich kritisch über den Rangnick-Nachfolger geäußert. "Was er auf dem Trainingsplatz macht, ist ja alles okay. Aber am Ende müssen auch die Erwartungen passen", sagte Hopp im "Mannheimer Morgen". Spätestens nach der 2:3-Niederlage im Südwest-Derby beim SC Freiburg am Samstag, wo die Hoffenheimer lange Zeit in Überzahl agiert und dennoch eine Führung aus der Hand gegeben hatten, war der Glaube der 1899-Verantwortlichen an den jungen Trainer aufgebraucht.
Mit dem neuerlichen Trainerwechsel erreicht der Absturz der einstigen Himmelsstürmer aus dem Kraichgau den vorläufigen Tiefpunkt. Nach dem Durchmarsch aus der Drittklassigkeit in die Bundesliga hatten die Kraichgauer unter Rangnick zunächst mit begeisterndem Offensiv-Fußball für Furore gesorgt und waren bis zur Winterpause an die Tabellenspitze gestürmt. In der Folgezeit bekam die heile Hoffenheimer Welt aber immer mehr Risse. Inzwischen kämpfen die Kraichgauer gegen das Image einer Grauen Maus der Liga.
Quelle: ntv.de, Rainer Fülscher und Lars Reinefeld, dpa