Fußball

WM-Countdown (66) Richtig trinken mit russischen Fans

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Neulich beim Confed Cup: Zwei russische Fußballfans googeln auf ihren Handys, was "sa druschbu" auf Deutsch heißt.

(Foto: picture alliance / Marius Becker)

So eine Fußball-Weltmeisterschaft, das ist ja auch immer eine Chance, sich bei ein paar Kaltgetränken mit den einheimischen Fußballfans zu verbrüdern. Gut, wenn man dann weiß, was man beim Anstoßen sagt - und was nicht.

Sommer in Russland. Eine Kneipe, irgendwo in Moskau, Kasan oder Sotschi. Gerade hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft eines ihrer Vorrundenspiele gewonnen, das muss begossen werden. Und guck mal, die russischen Fußballfans da am Nebentisch, die sehen nett aus, mit denen stoßen wir jetzt mal an und sagen ...

Katrin Scheib I

Sa Katrin!

(Foto: Pascal Dumont)

STOP. Wer jetzt im Kopf irgendwas gedacht hat, das grob wie "na sdorowje" klingt, der liest die folgenden Absätze bitte besonders gründlich. Oder druckt sie am besten aus und textmarkert sich die wichtigsten Infos schön gelb, allen voran diesen Satz: "Prost" oder "wohl bekommt's" heißt nicht "na sdorowje", jedenfalls nicht in Russland. In Polen können Sie das gerne sagen (und es dann "na zdrowie" schreiben), aber in Russland prostet so niemand, jedenfalls kein Muttersprachler. Trotzdem begegnen einem immer wieder Ausländer, die das glauben.

Unsere Kolumnistin

Katrin Scheib ist Journalistin, Schalke-Fan und kommt aus dem Rheinland. Als die deutsche Mannschaft 2014 in Brasilien Fußball-Weltmeister wurde, war sie gerade nach Moskau gezogen. Seitdem bloggt sie unter kscheib.de über ihren Alltag und informiert mit ihrem "Russball"-Newsletter jede Woche über den Fußball und die WM-Vorbereitungen in Russland. Und nun schreibt sie für n-tv.de den Countdown, bis das Turnier am 14. Juni beginnt.

Was also dann? Wer nicht allzu weit vom bisher für richtig Gehaltenen abweichen will, der kann ja "sa sdorowje" sagen. Das heißt tatsächlich so viel wie "auf die Gesundheit" und ist ein guter Einstieg in russisches Anstoßvokabular: Immer schön mit "sa" vorne, also "auf", und dann ein Substantiv je nach Interessenlage: "sa druschbu", auf die Freundschaft, "sa ljubow", auf die Liebe, "sa wstretschu", auf unser Treffen. Neulich habe ich von einem Geschäftsmann gehört, der neu in Russland war, im Energiesektor arbeitete und schnell merkte, dass ihm nicht viel Zeit für Russischunterricht bleibt. Da aber Geschäftsessen (und damit auch Geschäftstrinken) zu seinen Pflichten gehörten, ließ er sich einen griffigen, branchentauglichen Trinkspruch beibringen: "Sa Was, sa nas, sa gas!" - "Auf Sie, auf uns, aufs Gas."

Soweit das Einsteigerprogramm. Genug, um mit den russischen Fans am Nebentisch anzustoßen, aber nicht genug, um mit dem mitzuhalten, was im weiteren Verlauf des Abends vielleicht von dort zurückkommt. Denn wo wir Deutschen uns gerne mit einem schlichten "Prost" begnügen und "Nicht lang schnacken, Kopf in'n Nacken" schon für den Gipfel bierseliger Eloquenz halten, verstehen es Russen immer wieder, mit ausgefeilten, langen, durchaus anrührenden Trinksprüchen zu beeindrucken. Nicht beim ersten Kennenlernen in einer Kneipe vielleicht, aber doch, wenn der Abend fortschreitet und man sich ein bisschen besser kennt.

Deshalb soll das letzte Wort hier heute Juri gehören. Wir haben uns neulich auf der Party einer gemeinsamen Freundin kennengelernt, es gab einen Geburtstag zu begießen und den Unabhängigkeitstag eines kleinen Landes noch dazu, außerdem natürlich die Freundschaft, die Geselligkeit - so viele gute Gründe für einen Trinkspruch. Bei Juri klang das dann so: "Hoch auf einem Berg lebte einmal ein Mann. Jeden Morgen, wenn er aus dem Haus ging, musste er sich mit der Schaufel den Weg zu seiner Arbeit durch den hohen Schnee bahnen, und wenn er abends von der Arbeit zurückkam, musste er einen neuen Weg durch den Schnee zurück zu seinem Haus graben. Ich wünsche euch allen, dass ihr den Weg zu eurem Haus nie freischaufeln müsst, weil der Schnee immer plattgetreten sein soll von den Füßen eurer Freunde."

Alle Folgen des WM-Countdowns finden Sie hier

Quelle: ntv.de

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