Verurteilt wegen VergewaltigungRobinho - der gescheiterte Pelé-Erbe

Im Jahr 2005 wechselt Robinho als "neuer Pelé" zu Real Madrid. Statt zum Weltstar zu reifen, scheint der brasilianische Fußballer am Druck zu scheitern. Seine Karriere wird von Eskapaden begleitet. Nun wird er wegen Vergewaltigung verurteilt.
Der brasilianische Fußballklub FC Santos hat in seiner Geschichte viele große Spieler hervorgebracht, darunter auch den Größten überhaupt: Pelé. Seitdem werden in aller Regelmäßigkeit die besten Talente des Vereins zum Nachfolger von "König Pelé" gekürt. Neymar ist der aktuelle Thronfolger, Robinho war es davor. Für Schlagzeilen sorgt der 33-Jährige aber aktuell aus anderen Gründen: Ihm droht eine Haftstrafe von neun Jahren wegen Vergewaltigung - und damit das Ende seiner turbulenten Karriere, in der er das fußballerische Pelé-Erbe nie wirklich antreten konnten.
Der Druck und die Verantwortung, die auf Pelés Erben lasten, sind enorm. Die Hoffnung eines ganzen Landes trägt aktuell Neymar auf seinen Schulter, bei Robinho hatte die Legende selbst den Druck aufgebaut. "Robinho kann meine Leistungen noch überbieten und wir müssen Gott danken, dass ein weiterer Pelé auf der Erde gelandet ist", orakelte der Weltstar in den frühen 2000er-Jahren.
Wie bei seinen jeweiligen Klubs war Robinho auch die große Hoffnung der brasilianischen Nationalmannschaft. Dort kam er auf respektable 99 Einsätze für sein Land, bis auf den Gewinn der Copa America 2007 jedoch zu keinem nennenswerten internationalen Titel. Weitaus ernüchternder ist aber seine Klubbilanz: In nahezu jedem Verein blieb er hinter den Erwartungen zurück, angefangen bei Real Madrid im Jahr 2005. In einem Team mit Zidane und Ronaldo war der Flügelspieler nur eine Ergänzung. Sein Name war den Scheichs bei Manchester City allerdings groß genug, um ihn 2008 in die Premier League zu locken.
"Party-Löwe" bei den Citizens
Damals war Robinho der teuerste Transfer der Premier League mit 42 Millionen Euro Ablöse. Seine erste Saison entsprach mit 31 Einsätzen und 19 Torbeteiligungen nahezu den Erwartungen. Der Niedergang bei den Citizens begann allerdings schon im Januar 2009, als Robinho sich das erste Mal mit Vergewaltigungsvorwürfen auseinandersetzen musste. In einem Nachtclub soll der damals 25-Jährige eine Studentin vergewaltigt haben, wurde aber nach Untersuchung seiner Speichelprobe freigesprochen.
In Manchester genoss der Familienvater das Nachtleben in vollen Zügen. Das brachte ihn regelmäßig in die Schlagzeilen, zum Unmut seines Arbeitgebers. Der "Daily Mail" gegenüber zeigte er in einem Interview später aber keine Reue. "Ich mochte Manchester, den Klub und die Restaurants dort. Auch die Diskotheken darf man nicht vergessen. Ich hatte das Image des Party-Löwen, ich mochte es wirklich sehr, abends wegzugehen", so Robinho.
Die nächste europäische Station für den Brasilianer war der AC Milan und eben dort soll sich 2013 die Gruppenvergewaltigung einer jungen Albanerin zugetragen haben, an der auch Robinho beteiligt gewesen sein sollte. Neun Jahre Haft - so lautete nun das Urteil des Gerichts in Mailand in erster Instanz. Auf Instagram bestreitet Robinho die Tat: "Wir möchten klarstellen, dass sich Robinho bereits gegen die Vorwürfe verteidigt hat und an der fraglichen Tat nicht beteiligt war." Die Verteidigung des Spielers legte sofort Berufung ein. Die Anklage forderte seine sofortige Inhaftierung, doch das Gericht sah keine Flucht- oder Rückfallgefahr. Ein brasilianischer Freund Robinhos wurde ebenfalls zu neun Jahren Haft verurteilt, die anderen vier Angeklagten sind laut Angaben des Gerichts nicht auffindbar.
Robinho in Vorbereitung auf Ligaendspurt
Somit bleibt Robinho auf freiem Fuß und bereitet sich mit seinem Klub Atletico Mineiro auf das Spiel gegen Tabellenführer Corinthians vor. Für seinen Verein ist die Partie ein echtes Endspiel, in dem der Trainer nicht auf den Offensivmann verzichten will. Schließlich geht es noch um den Einzug in die Copa Libertadores, die Champions League Südamerikas.
Der Vertrag des 33-Jährigen läuft zum Jahresende aus, aber der Verein würde gerne mit Robinho verlängern. Auch sein Heimatklub Santos will ihn zurück. Bei den Verantwortlichen von Atletico Mineiro sieht man Robinhos Verurteilung als Sexualstraftäter als persönliche Angelegenheit, die ein weiteres Engagement beim brasilianischen Klub nicht ausschließt - sofern Robinho nicht ins Gefängnis muss. Ob Robinho seine Haftstrafe überhaupt antreten muss, ist aber offen. Grundsätzlich liefert Brasilien keine Staatsbürger an andere Länder aus.
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