Fußball

Mutmaßliche Wettbetrüger SSV Ulm entlässt Spieler

Während sich Bundestrainer Joachim Löw schockiert vom neuen Wettskandal im Fußball zeigt und immer neue Details bekanntwerden, ergreift Regionalligist SSV Ulm konkrete Maßnahme – und entlässt drei angeblich in Manipulationen verwickelte Spieler.

SSV-Vizepräsident Mario Meuler ist derzeit ein gefragter Mann. Der Anlass dafür dürfte ihm nicht gefallen.

SSV-Vizepräsident Mario Meuler ist derzeit ein gefragter Mann. Der Anlass dafür dürfte ihm nicht gefallen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Wir haben im Gespräch festgestellt, dass die drei in den Skandal verwickelt sein könnten", bestätigte SSV-Vizepräsident Mario Meuler. Bei den Spielern handle es sich um Davor Kraljevic, Marijo Marinovic und Dinko Radojevic. Der frühere Bundesligist geht davon aus, dass es um manipulierte Spiele in der vergangenen Saison gehen soll. "Uns ist zumindest nichts anderes bekannt", sagte Meuler.

Bei Kraljevic habe es am Donnerstag eine Hausdurchsuchung auf Initiative der Staatsanwaltschaft Bochum gegeben. "Wir wissen aber nicht, was dabei herausgekommen ist", sagte Meuler. Auch die Wohnung von Marinovic sollte durchsucht werden, der 26-Jährige sei aber nicht zu Hause gewesen. Bei Radojevic habe es zwar keine Durchsuchung gegeben, der Verein habe bei dem 31-Jährigen jedoch einen Verdacht gehabt und sei von sich aus auf ihn zugegangen.

Über das Gespräch mit den drei Akteuren könne man aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben. Das sei mit der Staatsanwaltschaft so abgesprochen. Noch vor wenigen Tagen hatte der Verein alle SSV-Spieler eine Ehrenerklärung unterschreiben lassen. Darin versicherten sie, nichts mit Wettmanipulationen zu tun zu haben.

Joachim Löw sagt, "verschobene Partien" schädigen den Fußball.

Joachim Löw sagt, "verschobene Partien" schädigen den Fußball.

(Foto: dpa)

Bundestrainer Joachim Löw reagierte wie erwartet auf das Ausmaß des Skandals: betroffen. "Ich bin natürlich auch absolut schockiert gewesen und bin weiter schockiert", sagte der Bundestrainer. Es sei "absolut schädigend" für den gesamten Fußball, "wenn Spiele verschoben würden".

Weltweites Netzwerk, russische Methoden

Zuvor waren weitere Details bekanntgeworden. Laut Ermittlungsunterlagen steht ein hochgradig organisiertes, weltweit aktives Netzwerk unter Verdacht, auch vor "russischen Methoden" nicht zurückzuschrecken. Das sagte der Rechtsanwalt Burkhard Benecken nach Einsicht in die Akten seines seit einer Woche in Untersuchungshaft sitzenden Mandanten Deniz C. Auf Mannschaftsärzte und Köche von Luxus-Hotels sei nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum eingewirkt worden, um einzelne Spieler zu vergiften. So soll versucht worden sein, den Arzt eines slowenischen Teams mit Präparaten auszustatten, damit dieser eigene Akteure betäube, sagte Benecken.

Die Verbindungen des Netzwerks reichen dabei rund um den Globus. In mehreren asiatischen Ländern soll die Wettmafia aktiv gewesen sein, auch Holland sei betroffen, sagte Benecken auf Anfrage: "In Rotterdam soll ein Riesen-Wettvermittler sitzen." Eine Schaltfigur des Wett-Netzwerks soll der 30 Jahre alte Deniz C. aus Herten sein. Er habe laut Ermittlungsunterlagen den Drahtzieher Mario C. unter Druck gesetzt. Dieser soll durch seinen Kontakt in Spielerkreise maßgeblich an Manipulationen beteiligt gewesen sein.

Manipulateure sind gewaltbereit

Entscheidendes Kriterium, dass die Bande von den Ermittlern der organisierten Kriminalität zugerechnet wird, ist laut Benecken die Gewalt. Man schrecke nicht mehr wie andere Betrüger zuvor davor zurück, Leute in Keller einzusperren oder Spieler zu betäuben, soll es in den Unterlagen heißen. Deniz C. wird neben gewerbsmäßigem Bandenbetrug in acht Fällen auch erpresserischer Menschenraub vorgeworfen.

"Er hat damit nichts zu tun", sagte Benecken und kündigte an, für kommenden Mittwoch Haftprüfung zu beantragen. Eine zweite Person aus der Bande, "die in ganz erheblichem Maße im Sinne einer Gewaltausübung gehandelt haben soll", sei laut Ermittlungsunterlagen Nurettin G. aus Lohne, sagte Benecken.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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