Es geht um viel Geld - und gegen Huub Stevens Schalker bibbern vor Millionenspiel
21.08.2013, 14:46 Uhr
"Einmal Schalke, immer Schalke": Huub Stevens, nun bei PAOK Saloniki.
(Foto: imago sportfotodienst)
Auf Schalke haben sie nicht allzu gute Laune - dabei kann der Fußball-Bundesligist gegen PAOK Saloniki die Gruppenphase der Champions League erreichen. Trainer der Griechen ist Huub Stevens. Seine Rückkehr macht die Sache zusätzlich pikant.
Es wäre jetzt Quatsch zu behaupten, dass es so etwas nur auf Schalke gibt. Aber interessant ist es schon, dass in Gelsenkirchen schon wieder der Baum brennt, kaum hat die Fußballsaison begonnen. Eine deutliche Niederlage, insgesamt sieben Gegentore und ein Punkt aus zwei Bundesligaspielen reichen offenbar, um die Beteiligten in Alarmstimmung zu versetzen. Werden doch zu Beginn jeder Spielzeit die Weichen gestellt. Im Fall des FC Schalke 04 heißt das: Der Verein will sich für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren.
Adam Szalai soll beim FC Schalke 04 im Kampf um den Einzug in die Champions League gegen PAOK Saloniki den verletzten Torjäger Klaas-Jan Huntelaar ersetzen. "Mit ihm haben wir eine gute Alternative", sagt Trainer Jens Keller. Huntelaar fällt mit einem Teilriss des Innenbandes im rechten Knie mindestens vier Wochen aus. Zudem muss Keller auf Linksverteidiger Sead Kolasinac (Muskelfaserriss) verzichten. Roman Neustädter und Marco Höger sind dagegen wieder fit. Während Szalai gegen Saloniki erstmals als einziger Stürmer von Beginn an spielen wird, muss sich Ausnahmetalent Leon Goretzka wohl noch gedulden. "Ich weiß nicht, ob wir ihm gerecht werden, wenn wir ihn in so einer Drucksituation bringen."
Schalke: Hildebrand - Uchida, Matip, Höwedes, Fuchs - Höger, Jones - Farfan, Draxler, Clemens - Szalai
Saloniki: Jacobo - Kitsiou, Katsouranis, Vitor, Lino - Tziolis, Lazar - Lucas, Stoch - Salpingidis, Athanasiadis
Schiedsrichter: Stéphane Lannoy (Frankreich)
Da sind allerdings Ex-Trainer Huub Stevens und PAOK Salonki vor. Die gilt es nämlich in den beiden Playoff-Partien auf Distanz zu halten. Heute ab 20.45 Uhr findet das Hinspiel in Gelsenkirchen statt, am kommenden Dienstag geht es in den Norden Griechenlands nach Thessaloniki. Heißt negativ interpretiert: Die Schalker können in zwei Begegnungen all das verspielen, was sie sich in der vergangenen Saison mit Platz vier in der Bundesliga erarbeitet haben.
Manager Horst Heldt scheint ein Freund dieser eher defensiven Lesart zu sein. Der "Bild"-Zeitung sagte er dieser Tage: "Wir beziehen zu Recht Prügel. Wir müssen jetzt die Klappe halten und die Sache auf dem Platz regeln!" Von einer Chance, die diese Playoffs ja auch sein könnten, spricht er nicht. Zumal gegen einen Gegner, der eigentlich schon ausgeschieden war und nun nur antreten darf, weil die Europäische Fußball-Union den ursprünglichen Schalker Gegner Metalist Charkow disqualifiziert hatte. Die Ukrainer, denen Spielmanipulation vorgeworden wird, sind erwartungsgemäß auch mit ihrem Einspruch beim Internationalen Sportsgerichtshof Cas gescheitert.
Es geht um viel Geld - und Huub Stevens
Es geht also heute Abend um zwei Dinge: Um viel Geld und darum, die Tatsache kleinzureden, dass es gegen Huub Stevens geht. Gegen den Mann, der mit den Schalkern 1997 den Uefa-Pokal und damit den bisher einzigen internationalen Titel der Vereinsgeschichte gewann und den die Fans im Jahr 2004 zum Trainer des Jahrhunderts wählten. Das mit dem Geld ist schnell geklärt: 2,1 Millionen Euro gibt's von der Uefa für die Teilnahme an den Playoffs. Wenig im Vergleich zu den mindestens 20 Millionen, mit denen der hochverschuldete Klub in der Gruppenphase rechnen könnte. In der vergangenen Saison kassierten die Königsblauen auf dem Weg ins Achtelfinale 27,8 Millionen Euro. Hinzu kamen die Zuschauereinnahmen aus den fünf Heimspielen.
Seit der Gründung der Champions League 1992 kassierte Schalke bei fünf Teilnahmen insgesamt 125 Millionen Euro. Und auch wenn das aktuell etwas unpassend erscheint: Die Schalker brauchen das Geld auch, um nicht ganz den Anschluss an Vereine wie den FC Bayern München und Borussia Dortmund zu verlieren. Horst Heldt formuliert das so: "Wir kommen einen Riesenschritt vorwärts, wenn wir dieses Jahr die Gruppenphase erreichen. Drei, vier Jahre nacheinander wären optimal. Dann könnte man die nächste Stufe erreichen."
Und die Sache mit Huub Stevens? Schließlich hatte er noch bis Mitte Dezember vergangenen Jahres die Gelsenkirchener trainiert, bevor sie ihn feuerten. Er kann mit einem freundlichen Empfang rechnen, er kennt den Gegner und doch ist seine Mannschaft, mit der er seit Mitte Juni arbeitet, der Außenseiter - eine komfortable Situation. "Ich freue mich unheimlich auf das Wiedersehen. Schalke steht in meinem Herzen an erster Stelle." Das Angebot, einen Posten im Schalker Aufsichtsrat zu übernehmen, hatte er im Frühjahr abgelehnt, "weil ich noch zu sehr als Trainer denke".
Kapitän Benedikt Höwedes hingegen geht das Thema ein wenig auf den Keks. "Wir freuen uns auf das Wiedersehen. Aber es spielt nicht Schalke gegen Huub Stevens, sondern Schalke gegen PAOK." Trainer Jens Keller dürfte sich noch weniger freuen, dass es nun gegen seinen Vorgänger geht. Zum Liebling der Fans hat er es jedenfalls noch nicht annähernd gebracht. "Seit ich hier angefangen habe, ist der Druck enorm", sagte Keller und versprach: "Jetzt werden wir alles tun, dass wir unser Ziel erreichen."
Und auch Horst Heldt machte dann doch noch auf Optimist: "Die Mannschaft hat schon oft bewiesen, dass sie mit Druck umgehen kann. Da ist sie auch in der vorigen Saison schadensfrei durch solche Drucksituationen gekommen." Wenn nicht, brennt's richtig.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid